Das Schloss Augustburg wird von der abendlichen Augustsonne in ein glänzendes Licht getaucht und stimmt schon vor Konzertbeginn auf einen berührenden Abend ein. Wer ein bisschen früher da ist, wandelt genießerisch durch den Schlossgarten, bis es Zeit ist, den Konzertsaal zu betreten. Und Konzertsaal bedeutet hier: das weltberühmte Treppenhaus von Balthasar Neumann.
Wo man auch hinblickt, man ist umgeben von Kunst. Da säumen detailgetreu gefertigte Statuen den Treppenabsatz und beeindruckende Gemälde von Carlo Carlone die Decke. Kein Wunder, denn man befindet sich in einem der ersten bedeutenden Rokoko-Gebäude Deutschlands.
Als das Leopoldinum Chamber Orchestra die Bühne betritt, wird es ganz ruhig im Treppenhaus. Die Musiker aus Wroclaw/Breslau eröffnen das Konzert mit einem Werk von Carl Philipp Emanuel Bach, Sohn von Johann Sebastian, der Sinfonie in e-Moll Wq 177 für Streicher und Basso Continuo. An einem Abend, der im Rahmen des Haydn-Festivals angekündigt ist, mag das zunächst verwunderlich erscheinen. Allerdings genoss der Kirchenmusiker Bach großes Ansehen bei seinem Zeitgenossen Haydn, der ihn intensiv studiert und seine Schriften verstanden haben soll. Es gibt also eine enge Verbundenheit zwischen den beiden, die durch die Programmzusammenstellung unterstrichen wird.
Als die letzten Cembalo- und Streichertöne verklingen, wirft auch die Abendsonne ihre letzten Strahlen durch die großen Fenster in den Raum – ein magischer Moment.
Das zweite Highlight des Abends ist die Münchener Violinistin Lena Neudauer, die mit ihrem bodenlangen Abendkleid perfekt in das prunkvolle Treppenhaus passt. Gemeinsam mit dem Leopoldinum Chamber Orchestra spielt sie das C-Dur Hob. VIIa Konzert für Violine und Orchester von Joseph Haydn. Die vielen Läufe und Intervallsprünge des Stücks meistert sie mit einer Leichtigkeit, die klar erkennen lässt, dass es sich hier um eine Violin-Virtuosin handeln muss. Besonders im Adagio, dem zweiten Satz des Konzerts, steht die Solovioline im Vordergrund und lädt mit einer lyrischen Kantilene zum Träumen ein.
Neudauers Interpretation wird mit gebührend Applaus gewürdigt, bevor sich das Publikum in den Schlosshof begibt. Hier schnappt man bei einem Glas Sekt frische Luft und bereitet sich mental auf die zweite Hälfte des Konzerts vor. Nach kurzer Zeit ertönt schon der Gong: Weiter geht’s mit der Sinfonia concertante in Es-Dur KV 364 für Violine, Viola und Orchester von Wolfgang Amadeus Mozart. Für dieses Stück greift Dirigent Hartmut Rohde, auch Bratschist und Hochschullehrer in Berlin, selbst zum Instrument und interpretiert an Seite von Lena Neudauer den Solopart der Viola. Die Musiker ergänzen sich großartig, das Orchester meistert seine begleitende Rolle bravourös. Schließt man kurz die Augen fühlt man sich fast wie Clemens August aus dem Hause Wittelsbach. Der Kölner Kurfürst und Erzbischof verbrachte im 18. Jahrhundert gerne einen Teil seiner Zeit auf dem Schloss. Vielleicht haben hier ja auch schon damals hochkarätig Musiker ihre Interpretationen zum Besten gegeben?
Die Brühler Schlosskonzerte sind unglaublich vielseitig. Jeden Abend steht ein anderes Ensemble auf der Bühne. Noch zu sehen sind zum Beispiel das Artemis Quartett oder die Haydnoper „Orpheus“.
Brühler Schlosskonzerte 2017 | bis 27.8. | Schloss Augustusburg und umliegende Säle, Brühl | www.schlosskonzerte.de/programm
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