Seit den frühen 90er Jahren sind Atari Teenage Riot berüchtigt für ihren brachialen Sound und die dazu skandierten linken Parolen. Schon früh haben sie erfolgreich das Etikett Digital Hardcore für ihren Computer-Punk lanciert. Mit ihrer letzten Platte klingen sie ein wenig melodiöser, die politischen Messages sind aber radikal und klar wie eh und je. Daher passt ihr Auftritt im Rahmen des Acht Brücken-Festivals, das in diesem Jahr unter dem Thema „Musik.Politik?“ stattfindet, bestens (1.5., 22 Uhr , Stadtgarten). Ebenfalls mit gutem Grund bei Acht Brücken zu Gast ist Schorsch Kamerun. Der Sänger der Goldenen Zitronen treibt sich schon längere Zeit auf den Theaterbühnen des Landes herum. Für das Festival hat er das Programm „Ihr seid das Volk, ich bin mein Feind“ entwickelt, das er ein „musikalisches Ablenkungsmanöver“ nennt. Gemeinsam mit den Musikern Carl Friedrich Oesterhelt, Salewski und Sachiko Hara und der Bühnenbildnerin Katja Eichbaum, die das Programm filmisch begleitet, wird sein „nationales Selbstfindungsseminar“ sicher so tiefgründig wie kurzweilig (3.5., 21 Uhr, Schauspiel Köln im Depot). Ghostpoet ist in etwa die smoothe, drogenfreie Variante von Roots Manuva. Der britische Musiker entstammt einem Grime-Kollektief, legt mit „Shedding Skin“ nun aber schon sein drittes Soloalbum vor. Und das hat zwar Bass, ist aber eher nicht zum Tanzen gemacht. In den 90er Jahren hätte man das Trip-Hop genannt: Die detailverliebten Soundscapes umrankt Ghostpoet geschmeidig mit seinen exzentrischen Lyrics. Eine betörende, fremde Welt (8.5., 21 Uhr, Clubbahnhof Ehrenfeld).
Seit knapp 40 Jahren ist Jad Fair dem Low-Fi-Sound treu, machte Platten mit seiner Band Half Japanese, solo oder in einer seiner unzähligen Kollaborationen. Norman Blake ist der Sänger der britischen Indie-Band Teenage Fanclub. Blake und Fair pflegen seit langem eine Freundschaft, die kürzlich in ihr erstes gemeinsames Album und nun auch in ihr einziges Deutschlandkonzert in Köln mündet (15.5., 20 Uhr, King Georg). Anders als viele New-Wave-Epigonen dieser Zeit landet der Kalifornier alias The Soft Moon mit seiner Musik, die wohl komplett aus Elementen besteht, die auch Anfang der 80er Jahre im weiten Feld der New Wave verwendet wurden, in der Kombination aus allem dann doch bei etwas, was man so noch nicht gehört hat. Er schichtet Sound auf Sound und entwickelt damit einen Drive, der einen schon auf Platte umhaut. Live: Beware of mind-blowing experiences (22.5., 20.30 Uhr, Gebäude 9). Trümmer machen kantigen Indierock, der an die schroffere Abteilung der Hamburger Schule erinnert und aktuell ganz gut zwischen Bands wie Messer und Die Nerven einsortiert werden kann. Das Trio gründete sich 2012 und veröffentlichte im letzten Jahr nach einer Single und einer EP sein erstes, selbstbetiteltes Album, das auf Platz 72 der deutschen Albumcharts eingestiegen ist. Aber das bedeutet ja heutzutage gar nichts mehr, daher wird zum Geldverdienen fleißig live gespielt (23.5., 19.30 Uhr, Luxor).
King Khan macht Rock ’n’ Roll, Soul, Funk, Jazz, Gospel beziehungsweise alles zusammen und vermengt es zu einem wilden, verschwitzten Psychedelic-Gebräu. Die Liveshows des schon lange in Deutschland ansässigen Kanadiers sind legendär: Mit Masken bewaffnet steht er Ian Svenonius oder Jon Spencer in nichts nach, und seine Band The Shrines steht ihm mit Percussion, Bläsern und Tasteninstrumenten nicht weniger enthusiastisch zur Seite (31.5., 20 Uhr, Gebäude 9).
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