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Julie Grothgar
Foto: Sandrine Zenner

Einstürzende Bergwelten

12. Februar 2024

„Monte Rosa“ am Theater der Keller – Prolog 02/24

Ihre Namen lauten A, B und C und sie besteigen einen Berg. Jede:r für sich. Zwischendurch begegnen sie sich in unterschiedlichen Konstellationen. Am Ende ist der Gipfel erklommen, doch eine:r fehlt. Das Setting in Teresa Doplers Stück „Monte Rosa“ ist denkbar einfach – und doch erstaunlich mehrdeutig. Auf den ersten Blick lasse sich das als „Metapher auf die Leistungsgesellschaft“ lesen, so Julie Grothgar, die das Stück am Theater der Keller herausbringt. Das Trio „bewegt sich in einer Extremsituation“. Je länger man diesen Figuren zusieht und -hört, desto befremdlicher werden sie allerdings. Für die drei Alpinist:innen gibt es nichts als die Bergwelt – kein Tal, kein Alltag, kein Zuhause. Ihr ganzes Denken kreist unablässig und besessen um die Gipfelbesteigung. Für Julie Grothgar bleibt deshalb auch die Frage, ob diese Bergwelt wirklich als Realität oder nicht eher auch als Fantasie zu interpretieren sei.

Eine Frage, die sich unweigerlich stellt, ist die nach der Besetzung. Bei der Uraufführung vor zwei Jahren in Hannover standen drei Männer auf der Bühne, doch Folgeaufführungen wechselten geschlechtlich munter durch. Julie Grothgar hatte zunächst auch eine rein männliche Besetzung erwogen, sich dann aber für eine Besetzung mit Markus J. Bachmann, Johannes Breitfelder und Johanna Pausacker entschieden. „Monte Rosa“ lässt sich zwar durchaus als Abgesang auf überkommene hegemoniale Männerbilder und -rituale lesen, aber die Lektüre lässt auch eine weitergehende Interpretation zu. Immer wieder fügt die österreichischen Autorin Teresa Dopler in die Dialoge Warnungen vor dem „Steinschlag“ im Gebirge hinzu. Was zunächst nach einem Synonym für den Klimawandel in der alpinen Welt klingt, lässt sich auch grundsätzlich verstehen: „Diese ständige Bedrohung des herabstürzenden Berges, das ist eine sehr starke Metapher für das, was der Mensch in Jahrtausenden geschaffen hat, und das jetzt einzustürzen droht“, so Julie Grothgar. Doch die Dystopie ist nicht das letzte Wort. „Mir kamen die Figuren am Anfang des Stücks“, so die Regisseurin, „wie automatisierte Menschen vor, die keinen Kontakt mehr zu ihrer Menschlichkeit haben – am Ende allerdings sind sie weit menschlicher als zu Beginn.“ Nicht zuletzt, weil sich eine Liebesbeziehung anbahnt. 

Monte Rosa | 22., 23.2. | Theater der Keller | 0221 31 80 59

Hans-Christoph Zimmermann

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