Eine bemerkenswerte Gelegenheit: Zu sehen ist eine Ausstellung von Monika Baer, die Bilder von 1992 bis 2018 umfasst. Noch dazu im Kunstmuseum Bonn, das ein herausragendes Programm zur Malerei besitzt, und zwar aus Anlass der Verleihung des Preises der Dieter Krieg Stiftung an Baer. Krieg war einer der interessantesten Maler hierzulande und zugleich Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Dort hat auch Monika Baer (geb. 1964) studiert – jedoch bei Alfonso Hüppi. Mit dessen Werk teilt sie das experimentelle und subversive Vorgehen – und geht noch weiter. Als Malerin lotet sie radikal das Potential ihres Mediums aus, im Gespräch spricht sie von einer „Sturheit gegen Einsatzbereitschaft“. So unterläuft sie Erwartungen, indem sie längst vergangene, kunsthistorische Traditionen des Figürlichen aufgreift. Aber ihre Malerei wechselt von Werkgruppe zu Werkgruppe zwischen Realismus, ja, Surrealismus und ungegenständlicher, monochromer Malerei. Häufig malt sie – virtuos – in Aquarelltechnik und integriert in skizzenhafter Zeichnung Porträts.
Die Ausstellung im Kunstmuseum Bonn zeigt nicht diesen Aspekt, aber sie beinhaltet zwei Bilder aus der Zeit, als Baer gerade mit dem Studium fertig war. Schon da vollzieht sie die Konstruktion von Bildraum als malerischer Vortrag: Erst auf den zweiten Blick zeigt sich in der lässigen, üppigen Bildfüllung das Kontrollierte. Deutlich wird zugleich das Inszenierte, das quasi eine Bühne schafft und die doch verstellt oder gerade leer hält. Die neueren Bilder wiederum reizen den Glauben an die Konstitution des Gemälde aus, so ist die Leinwand in Fetzen geschnitten, ein Fläschchen „Kleiner Feigling“ an ihr montiert oder eine Metallschnalle fixiert die bemalte Leinwand an der Wand. In ihrer jüngsten Malerei hat Monika Baer einen Tropfen aus Hartschaum aufgebaut: Sie setzt das Bild Belastungen aus und bleibt ihm gerade dadurch treu.
Monika Baer war 2007 als eine von ganz wenigen Malerinnen zur documenta eingeladen. In Deutschland hat sie zuletzt im Museum Abteiberg in Mönchengladbach und in der Kestner Gesellschaft Hannover ausgestellt, nun wird sie also im Kunstmuseum Bonn gezeigt. Mit nur sechs Bildern, in einem Raum – spannend!
Monika Baer – Preis der Stiftung Dieter Krieg 2019 | bis 16.6. | Kunstmuseum Bonn | 0228 77 62 60
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