Wenn man eine monatliche Kolumne hat, dann hängt man immer ein wenig hinterher. Wenn ihr das hier lest, dann sind Wochen vergangen, seit ich das geschrieben habe. Ich schreibe quasi in einer ganz anderen Zeitzone, jenseits jeglicher Datumsgrenzen – und ich schreibe direkt in die Zukunft hinein.
Skandal für Skandal, Jahr für Jahr spielt die Kirche Shrike mehr in die Karten. Voller Inbrunst stürzt sich die Journaille auf die Verfehlungen der Unfehlbaren. Der Feuilletonredakteur hat die Heilslehre fest im Würgegriff. Den Medien gehört nicht mehr nur die Deutungs-, sondern längst die Glaubenshoheit.
Unsympathisch sind sie, diese neunmalklugen Moralapostel, die immer schon wissen, wo sprachlich die rote Linie zum Rassismus oder Sexismus überschritten wird. Müssen wir die Kinder fernhalten von Otfried Preußlers Kinderbuch „Die kleine Hexe“, weil dort das Wort „Negerlein“ auftaucht, oder von Astrid Lindgren, die ihre Pipi Langstrumpf so gerne von ihrem Papa erzählen lässt, der am anderen Ende der Welt sein Dasein als „Negerkönig“ fristet?
Neue Comics zwischen großartigem Debüt und meisterlichem Alterswerk
Hier konnte jemand offenbar gut mit dem Skalpell umgehen. Das Cover des neuen Romans der mehrfach mit literarischen Preisen ausgezeichneten Dänin Susanne Staun wurde aufgeschlitzt und man erkennt durch die Spalten im Papier den blutroten Einband des Buches.
„Stiller Tod“, so lautet der Titel des neuen Romans von Roger Smith, dem Regisseur und Drehbuchautor aus Kapstadt. Aber der Stille folgt bald ein Hurrikan der Gewalt.
Wie so viele hatte ich gehofft, dass die Mayas Recht hatten mit ihrem Weltuntergang.
Olli Pocher macht auf Stefan Raab, Til Schweiger macht auf Schimanski, Markus Lanz macht auf Thomas Gottschalk, Bushido macht auf Mensch – wer einigermaßen bei Sinnen ist, erwartete nicht mehr viel von der Welt, außer vielleicht ihren Untergang.
Man hat es nicht leicht mit ’nem Ratsch am Kappes; oder wie man auf gut Deutsch sagt: mit ’ner dezenten Meise. Zu Karneval mag das nicht auffallen. Doch spätestens, wenn man raus muss aus seinem Kostüm, steht man wieder nackt da und sucht eine alltagstaugliche Tarnung.
Vor einem Jahr starb mit Jean Giraud ein wegweisender Comic-Künstler. Als Gir stand er für den Western „Leutnant Blueberry“, als Moebius hingegen erschuf er surreale Science Fiction-Welten in psychedelischen Bildern.
Man möchte sie anschauen, man möchte sie berühren und in ihnen lesen. Eine Flut von Fotobüchern in allen Formaten – für manche braucht man zwei Tische, um darin blättern zu können – strömt im März in das Forum für Fotografie in Köln. Aus 200 nominierten Büchern hat eine elfköpfige Jury den Deutschen Fotobuchpreis 2013 mit fünf Siegertiteln in Gold und 17 Titeln in Silber ermittelt.
Geteilte Sorgen
„Lupo, was bedrückt dich?“ von Catherine Rayner – Vorlesung 08/25
Augen auf Entdeckungsreise
„Jetzt geht’s los!“ von Philip Waechter – Vorlesung 08/25
Erste Male zwischen den Welten
„Amphibium“ von Tyler Wetherall – Literatur 08/25
Düster und sinnlich
„Das hier ist nicht Miami“ von Fernanda Melchor – Textwelten 08/25
Die Kraft der Erinnerung
„Das Geschenk des Elefanten“ von Tanja Wenz – Vorlesung 07/25
Eine wahre Fluchtgeschichte
„Wie ein Foto unser Leben rettete“ von Maya C. Klinger & Isabel Kreitz – Vorlesung 07/25
Zart und kraftvoll zugleich
„Perlen“ von Siân Hughes – Textwelten 07/25
Alternative Realität in Tokyo
„Tokyo Sympathy Tower“ von Rie Qudan – Literatur 07/25
Bis zur Neige
„Der Durst“ von Thomas Dahl – Literatur 06/25
Im Reich der unsichtbaren Freunde
„Solche Freunde“ von Dieter Böge – Vorlesung 06/25
Ein Hund als Erzähler
„Zorro – Anas allerbester Freund“ von Els Pelgrom und Sanne te Loo – Vorlesung 06/25
Flucht ins Metaverse
„Glühfarbe“ von Thea Mantwill – Literatur 06/25
Ein Leben, das um Bücher kreist
„Roberto und Ich“ von Anna Katharina Fröhlich – Textwelten 06/25
Die Spielarten der Lüge
„Die ganze Wahrheit über das Lügen“ von Johannes Vogt & Felicitas Horstschäfer – Vorlesung 05/25
Starkregen im Dorf der Tiere
„Der Tag, an dem der Sturm alles wegfegte“ von Sophie Moronval – Vorlesung 05/25
Im Fleischwolf des Kapitalismus
„Tiny House“ von Mario Wurmitzer – Literatur 05/25
Ein Meister des Taktgefühls
Martin Mosebachs Roman „Die Richtige“ – Textwelten 05/25
Die Kunst der zärtlichen Geste
„Edith“ von Catharina Valckx – Vorlesung 04/25
Unglückliche Ehen
„Coast Road“ von Alan Murrin – Literatur 04/25
Über Weltschmerz sprechen
„Alles, was wir tragen können“ von Helen Docherty – Vorlesung 04/25
Erinnerungskultur
Gegen Vergessen und für Empathie – ComicKultur 04/25
Ein wunderbarer Sound
Natalia Ginzburgs Roman „Alle unsere Gestern“ – Textwelten 04/25
„Schon immer für alle offen“
Marie Foulis von der Schreibwerkstatt Köln über den Umzug der Lesereihe Mit anderen Worten – Interview 03/25
Verlustschmerz verstehen
„Als der Wald erwachte“ von Emma Karinsdotter und Martin Widmark – Vorlesung 03/25
Cool – cooler – Aal
„Egal, sagt Aal“ von Julia Regett – Vorlesung 03/25