Zum vierten Mal lädt das Literaturfestival Poetica renommierte Autoren aus der ganzen Welt nach Köln ein. Während es letztes Jahr um das Innere, um die Seele ging, widmet sich die Poetica nun dem Äußeren: „Beyond Identities – The Art of Transformation“ lautet der Untertitel. Identitäten sind immer abhängig vom äußeren Erscheinungsbild, von ethnischer Herkunft, Geschlechtern und Sprachen. In Korrespondenz mit gesellschaftlichen Normen geraten jene Formen von Identität in Bredouille, die sich zwischen den Polen bewegen. Jene, die nicht festlegbar sind. Gleichzeitig ermöglichen gerade diese „Figuren des Dritten“ eine andere Perspektive auf das Leben und vor allem auf die Kunst. Das Spiel mit Identitäten, mit literarischen Formen und Wörtern steht im Mittelpunkt der diesjährigen Ausgabe.
Kuratorin des Festivals ist die japanisch-deutsche Schriftstellerin Yoko Tawada. Zehn Autoren aus drei Kontinenten hat sie nach Köln eingeladen. Es ist kein Zufall, dass neben Tawada auch viele andere der eingeladenen Schriftsteller entweder eine Migrationsgeschichte aufweisen, also mit dem Identitätsspiel schon biografisch konfrontiert sind, oder sich durch das Spiel mit literarischen Formen auszeichnen.
Da wäre zum Beispiel der dänische Schriftsteller Morten Søndergaard, der mit Klanginstallationen und lyrischen Formen experimentiert, während der nigerianisch-amerikanische Schriftsteller und Fotograf Teju Cole Poesie und Fotografie verbindet. Oder aber die feministisch geprägten Gedichte und Inszenierungen der Japanerin Hiromi Itō, deren Auftritte zwischen Happening und Literatur changieren. Dabei sind auch Barbara Köhler (D), Anneke Brassinga (NL), Bei Dao (China), Jeffrey Angles (USA), Kim Hyesoon (Südkorea) und Monique Truong (USA/Vietnam). Der bekannteste Dichter ist aber sicherlich Büchner-Preisträger Jan Wagner. Auch er ist durch sein Studium der Anglistik und seiner Übersetzungstätigkeit mehreren Kulturen verpflichtet.
Es ist ein reichhaltiges und bunt gemischtes Programm, das man Ende Januar zwischen Universität, Schauspielhaus, japanischem Kulturinstitut und Stadtbibliothek besichtigen kann.
Poetica IV – Festival für Weltliteratur | 22.-27.1. | div. Orte | www.poetica.uni-koeln.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Wortwiderstände
Herta Müller zu Gast bei der Poetica – Literatur 02/20
Aus den Tiefen der Seele
Poetica 5: Aris Fioretos und Denis Scheck im Sancta-Clara-Keller – Literatur 02/19
Zwischen Höhenflug und Tiefsinn
Die Poetica findet zum 5. Mal statt – das Besondere 01/19
Der Druck steigt
Die XVIII. Grafik-Triennale in Frechen – das Besondere 06/18
Ein Ticket für jedermann
Das Programm der Freien Volksbühne in Köln – das Besondere 01/18
Jazz als Schnittstelle
Das achte Klaeng Festival im Stadtgarten – das Besondere 11/17
Von der Musik zum Buch
Der Overamstel Verlag eröffnet in Köln – das Besondere 09/17
Sprachen und Seiten
Auftakt des „Festival für Weltliteratur“ Poetica III an der Universität – Literatur 01/17
Gattungen der Melancholie
Mehrsprachige Eröffnung der Poetica 2 am 25.1. in der Aula der Uni – Literatur 01/16
Bis zur Neige
„Der Durst“ von Thomas Dahl – Literatur 06/25
Im Reich der unsichtbaren Freunde
„Solche Freunde“ von Dieter Böge – Vorlesung 06/25
Ein Hund als Erzähler
„Zorro – Anas allerbester Freund“ von Els Pelgrom und Sanne te Loo – Vorlesung 06/25
Flucht ins Metaverse
„Glühfarbe“ von Thea Mantwill – Literatur 06/25
Ein Leben, das um Bücher kreist
„Roberto und Ich“ von Anna Katharina Fröhlich – Textwelten 06/25
Die Spielarten der Lüge
„Die ganze Wahrheit über das Lügen“ von Johannes Vogt & Felicitas Horstschäfer – Vorlesung 05/25
Starkregen im Dorf der Tiere
„Der Tag, an dem der Sturm alles wegfegte“ von Sophie Moronval – Vorlesung 05/25
Im Fleischwolf des Kapitalismus
„Tiny House“ von Mario Wurmitzer – Literatur 05/25
Ein Meister des Taktgefühls
Martin Mosebachs Roman „Die Richtige“ – Textwelten 05/25
Die Kunst der zärtlichen Geste
„Edith“ von Catharina Valckx – Vorlesung 04/25
Unglückliche Ehen
„Coast Road“ von Alan Murrin – Literatur 04/25
Über Weltschmerz sprechen
„Alles, was wir tragen können“ von Helen Docherty – Vorlesung 04/25
Erinnerungskultur
Gegen Vergessen und für Empathie – ComicKultur 04/25
Ein wunderbarer Sound
Natalia Ginzburgs Roman „Alle unsere Gestern“ – Textwelten 04/25
„Schon immer für alle offen“
Marie Foulis von der Schreibwerkstatt Köln über den Umzug der Lesereihe Mit anderen Worten – Interview 03/25
Verlustschmerz verstehen
„Als der Wald erwachte“ von Emma Karinsdotter und Martin Widmark – Vorlesung 03/25