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Lisa Domin, Anna Koch, Vera Schöpfer und die Schülerinnen Zehra, Blinera und Gizem

Junge Talente

08. April 2019

„Schultersieg“ im Odeon – Foyer 04/19

Mittwoch, 3. April: Mittlerweile schon zu richtigen Profis geworden sind die Schülerinnen Zehra, Blinera und Gizem der 10. Jahrgangsstufe der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Köln-Kalk. Denn im Rahmen der „Reality Bites“-Reihe, einer Initiative der Scope Institute in Zusammenarbeit mit dem Odeon-Kino und der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM), haben die drei nun bereits zum vierten Mal einen spannenden Dokumentarfilm vor Publikum im Kino präsentiert und im Anschluss mit dem Filmemacher ein Gespräch zu den Dreharbeiten und der Entstehung des Films geführt. Vera Schöpfer, Geschäftsführerin der Scope Institute in Köln, erläuterte bei ihrer Einführung zu der Vorführung von Anna Kochs Film „Schultersieg“, dass das Anliegen von „Reality Bites“ darin bestünde, den Schülern, aber auch dem interessierten Kinopublikum auf diese Weise künstlerische Dokumentarfilme näherzubringen. Lisa Domin, Künstlerin, Filmemacherin und Kuratorin, betreut die filminteressierte Gruppe der Kalker Gesamtschule, die SchülerInnen treffen die eigentliche Filmauswahl für das „Reality Bites“-Programm dann jedoch völlig eigenständig. Das vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Kulturamt der Stadt Köln und dem Filmbüro NW unterstützte Projekt findet außer in Köln auch regelmäßig in Bochum und Wuppertal statt.

Gizem, Blinera und Zehra befragen Anna Koch

Mit „Schultersieg“ hatten die Schülerinnen im Monat April einen Dokumentarfilm von Anna Koch ausgewählt, der sich mit einer Gruppe zwölfjähriger Mädchen beschäftigte, die eine Profikarriere als Ringerinnen anstreben. Die Filmemacherin begleitete ihre Protagonistinnen von Berlin in eine Sportschule in Frankfurt an der Oder und beobachtete ihre Entwicklungen insgesamt über vier Jahre hinweg. Beim Filmgespräch mit Zehra, Blinera und Gizem erläuterte Anna Koch, dass sie vor Beginn der Dreharbeiten zwar auch ein- bis zweimal wöchentlich Sport gemacht habe, zu Ringen aber keinerlei Bezug hatte. Für sie ist „die älteste Sportart, die die Menschen machen, eine eigentümliche Mischung aus Zärtlichkeit und Aggression.“ Koch ergänzte weiter, dass die Sportart eigentlich eine Männerdomäne sei und sie gerade deswegen am Thema reizte, dass sie auch von solch jungen Mädchen ausgeübt wird. Lisa und Janny, zwei der künftigen Protagonistinnen ihres Films, habe die Regisseurin bereits im Alter von zehn Jahren kennengelernt, als sie in einem der beiden einzigen Berliner Ringervereine, die auch Mädchen aufnehmen, auf Suche nach geeigneten Hauptdarstellerinnen gegangen sei. „Als ich von ihren Plänen erfuhr, dass sie bereits zwei Jahre später auf die Sportschule wollten, war mir direkt klar, dass wir das unbedingt mit der Kamera begleiten mussten“, so Anna Koch weiter.

Regisseurin Anna Koch beim Publikumsgespräch

Im Laufe der vierjährigen Dreharbeiten habe sich Kochs Meinung zu der Sportart immer wieder geändert. Zunächst war sie irritiert aufgrund der doch recht altmodischen, in der Tradition alter DDR-Kaderschmieden stehenden Trainingsmethoden in der Sportschule in Frankfurt an der Oder. Insbesondere weibliche Trainerinnen für andere Formen der Ansprache an die jungen Athletinnen hatte sich die Filmemacherin so manches Mal gewünscht. Mittlerweile liebe sie aber die Sportart, die hierzulande, vor allem bei weiblichen Kämpferinnen, noch immer skeptisch beäugt würde, wohingegen sie in Ländern wie Aserbaidschan äußerst beliebt sei und die Athleten wie Fußballstars bei uns verehrt würden. Einige der Zuschauer im Odeon-Kino waren aufgrund der nicht näher beschriebenen Ringerregeln ein wenig überfordert. Anna Koch merkte an, dass es ein komplett anderer Film geworden wäre, wenn sie versucht hätten, diese den Zuschauern zu vermitteln: „Die Regeln sind dermaßen komplex, dass ich im Laufe der Jahre auch immer wieder neue Facetten hinzulernte, und wir uns entschlossen, Erklärungen darüber im Film komplett auszuklammern.“ Die meisten Punkte gäbe es jedenfalls dafür, den Gegner komplett auf seine Schultern zu legen. Dann spricht man von einem „Schultersieg“, der dem Film schließlich auch seinen Titel lieferte. Anna Koch ist davon überzeugt, dass ihre Protagonistinnen durch das harte Training Formen von Disziplin und mentaler Stärke erlangt haben, die ihnen auch in ihrem weiteren Leben auf jeden Fall weiterhelfen werden.

Text/Fotos: Frank Brenner

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