Filmfestivals schaffen einen Freiraum für Filme, die sich im täglichen Kinobetrieb nicht unbedingt durchsetzen können. Es sind vor allem filmische Minoritäten – geografische oder thematische Randgebiete – die hier ihren Platz finden. Alleine in Köln gibt es neben unzähligen Filmreihen Festivals für den afrikanischen, den iranischen, den türkischen oder den südamerikanischen Film, für den Kurz-, den Musik-, den Kinder- und den Dokumentarfilm und nicht zuletzt für den Film von und über Frauen, denn auch Frauen sind in der Filmbranche leider nach wie vor eine Minderheit und unterrepräsentiert. Jedes neue Festival, das sich für die Sichtbarmachung eines vernachlässigten Themas einsetzt, ist eine Bereicherung für die Filmlandschaft. Das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund / Köln (IFFF) setzt sich seit Jahrzehnten für eine pluralistische Filmlandschaft ein – und war eines der ersten von vielen Festivals, das in diesem Frühling ausfallen musste – trotz aller Bemühungen, spontan und kreativ auf die neue Situation während der Pandemie zu reagieren. Doch vom 9. bis 13. September findet es nun statt – in leicht abgeänderter Form, die den üblichen Vorsichtsmaßnahmen geschuldet ist.
Im letzten Jahr hat nach 20 Jahren die Filmkuratorin und Dozentin Maxa Zoller die Festivalleitung von ihrer Vorgängerin Silke Räbiger übernommen. Das inzwischen größte deutsche Frauenfilmfestival findet alternierend in Dortmund und Köln statt. Während im vergangenen Jahr unter dem Titel „Bilderfallen – Täuschung, Tarnung, Maskerade“ in Dortmund über Filmbilder reflektiert wurde, ist nun Köln wieder als Austragungsort an der Reihe.
Ein reiches Angebot für Reflexion und Diskussion
Neben Altbewährtem bietet die kommende Ausgabe des Festivals auch einige Neuerungen – ein reiches Angebot für Reflexion und Diskussion. In diesem Jahr liegt der Fokus auf dem Thema „Nach der Wende 1990/2020“. Damit sollen bislang eher marginalisierte Erfahrungen von ostdeutschen Filmemacherinnen thematisiert werden. Der in diesem Jahr als Online-Stream verfügbare Debüt-Spielfilmwettbewerb schickt acht internationale Produktionen aus Australien, Brasilien, Kasachstan, Marokko, Taiwan oder Zypern ins Rennen.
Einen Blick auf unsere Gegenwart, aber auch eine mögliche Zukunft werfen die Filme der Sektion „Panorama“. Die hier gezeigten Dokumentarfilme widmen sich sozialen und kulturellen Themen, zum Teil autobiografisch erzählt. Queere Themen verhandelt die Sektion „begehrt! – filmlust queer“. Hier werden neben Dokumentarfilmen auch Spielfilme gezeigt, die sich mit der Tabuisierung nicht-binärer Körper oder nicht-pornografischer Bilder von Sex auseinander setzen. Ein Kurzfilmprogramm zeigt filmische Experimente der 70er und 80er Jahre.
Neu ist in diesem Jahr, dass diePreisverleihungen und Festivaleröffnung an einem Abend stattfinden: Die Deutschlandpremiere von „Becoming Black“ von Ines Johnson-Spain eröffnet das Festival, zugleich werden an dem Abend die Preise der vier Wettbewerbe Internationaler Debüt-Spielfilmwettbewerb, Nationaler Wettbewerb für Bildgestalterinnen sowie der neue Shoot-Nachwuchspreis für KHM-Absolventinnen und der ebenfalls neue ECFA-Kurzfilmpreis verliehen, die pandemiebedingt von den Jurys bereits im Vorfeld ermittelt wurden.
Internationales Frauenfilmfestival Dortmund | Köln | 9. - 13.9. | Festivalzentrum: Altes Pfandhaus; weitere Orte: Odeon, Filmforum, Filmpalette, Filmpalast, Aula der KHM | www.frauenfilmfestival.eu
Programm:
Mi. 9.9.:
18:30: Becoming Black (OmU, Cineplex Filmpalast, mit Regisseurin Ines Johnson-Spain)
Do. 10.9.:
18:00: Berlin, Prenzlauer Berg - Begegnungen zwischen dem 1. Mai und dem 1. Juli 1990 (Filmforum, mit einer Einführung von Hilde Hoffmann)
18:00: Queer Genius (OmU, Odeon)
20:30: Becoming Black (OmU, Filmforum, mit Regisseurin Ines Johnson-Spain)
21:30: Kurzfilmprogramm: Verbindungen (Filmpalette)
Fr. 11.9.:
18:00: From Us to Me (Filmforum)
18:00: Seahorse - The Dad Who Gave Birth (OmU, Odeon)
20:15: Gundermann Revier (Filmforum, mit Regisseurin Grit Lemke)
21:30: Las Hijas del Fuego (OmU, Filmpalette)
Sa. 12.9.:
14:00: Vaterlandsverräter (Filmforum, mit Regisseurin Annekatrin Hendel)
17:00: Im Stillen laut (Filmforum, mit Regisseurin Therese Koppe u. Team)
18:00: A febre (OmU, Odeon)
20:30: Der schwarze Kasten (KHM, mit Regisseurin Tamara Trampe)
21:30: Being Impossible (OmU, Filmpalette)
So. 13.9.:
12:00: IFFF packt aus - Kurzfilmprogramm (Filmforum, mit Kuratorin Kat Lawinia Gorska)
14:00: Lange Weile (KHM)
18:00: Lost in Face (OmeU, Odeon)
19:00: Fokus-Kurzfilmprogramm (KHM)
19:15: begehrt -Kurzfilmprogramm (Filmpalette)
21:00: The Cancer Journals Revisited (OV, Filmpalette)
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