Im vergangenen Jahr war das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund / Köln (IFFF) eines der wenigen Festivals in der Region, das noch mit einem blauen Auge davonkam und zwischen dem ersten und zweiten Lockdown mit eingeschränkter Platzkapazität in echten Kinos, und nicht bloß online stattfinden konnte. In diesem Jahr ist es eventuell eines der letzten Festivals, das sich noch mit einer ausschließlich online stattfindenden Ausgabe abfinden muss. Dafür – das ist der große Vorteil gegenüber 2020 – konnte man sich beim IFFF in aller Ruhe und ausführlich auf die Neuerungen vorbereiten.
Das zeigt sich zuallererst durch die neue Online-Präsenz des Festivals. Die Webseite wurde runderneuert, und vielleicht noch davor stellt man fest: Auch der Name hat sich geändert! Statt Internationales Frauenfilmfestival Dortmund / Köln nennt man sich ab jetzt Internationales Frauen* Film Fest Dortmund+Köln. Vielleicht nur ein kleiner, aber entscheidender Unterschied, der zum einen die Austragungsorte angleicht, da jetzt die Programme „begehrt! – filmlust queer“, Panorama sowie der Fokus als Themenschwerpunkt jährlich in beiden Städten stattfinden. Zum anderen lässt das Sternchen hinter ‚Frauen‘ einen Freiraum für diverse Gruppen, sich mit angesprochen zu fühlen.
Internationaler Spielfilmwettbewerb
Vom 15. bis 20. Juni präsentiert sich das Internationale Frauen* Film Fest Dortmund+Köln nun also im Internet und darüber hinaus an sechs ausgewählten Terminen vom 16. bis 20 Juni vor Ort im Dortmunder Traditionskino Schauburg. Online präsentiert sich das Festival damit in allen Sektionen nicht in Köln oder Dortmund, den Städten, in denen das Festival bislang alternierend ausgetragen wurde, sondern in Köln *und* Dortmund. (Und natürlich überall sonst, so wie es die Eigenart des World Wide Web ist.) Im Internationalen Spielfilmwettbewerb werden acht Filme präsentiert. Das ‚international‘ wird sehr ernst genommen: Die Filme kommen aus Kamerun, Argentinien, Bosnien, Ägypten, Costa Rica bzw. Mexiko, dem Iran und Frankreich.
Auf dem französischen Beitrag liegen sicher große Erwartungen, denn „Pétite Maman“ ist der neue Film von Céline Sciamma. Nicht erst ihr letzter Film „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ war ein Meisterwerk, auch die Vorgänger „Mädchenbande“ und „Tomboy“ waren großartiges, feministisches Kino. Der Film konkurriert um den mit 15.000 Euro dotierten Wettbewerbs-Preis. Doch hier zeigt sich ein Dilemma des Online-Festivals. Der Film nimmt zwar am Wettbewerb teil, kann aber aus lizenzrechtlichen Gründen während des Festivals nicht gestreamt werden. Als Ersatz plant das Festival im Herbst kurz vor dem offiziellen Kinostart eine Preview.
Kurzfilme und Themen
Die neun Langfilme und das Kurzfilmprogramm der Reihe „Panorama“ widmen sich den etwas abseitigeren kinematografischen Entwürfen. Der Dokumentarfilm „Glory to the Queen“ blickt auf die Schachspielerinnen Georgiens, die von 1962 bis 1991 durchgehend den Weltmeistertitel inne hatten. „In the Name of Scheherazade oder der erste Biergarten in Teheran“ widmet sich den Geschichten eines homosexuellen Teenagers aus Syrien, einer Künstlerin mit afghanischen Wurzeln und einer iranischstämmige Bierbrauerin. „Nothing but the Sun“ porträtiert Mateo, einen indigenen Ayoreo in Südamerika, der versucht, die Kultur seines Stammes in Interviews und Liedern festzuhalten. In der Sektion „begehrt! – filmlust queer“ sind weitere 6 Spielfilme und ein Kurzfilmprogramm zu sehen. Unabhängig vom Genre werden hier Filme gezeigt, die sich mit sexueller Identität und Vielfalt auseinandersetzen.
Einen Blick weg vom Menschen hin zur Umwelt wagt die Sektion Fokus, die sich einem ‚Gedankenexperiment‘ – so das Festival – widmet. Weg vom anthroposophischen, auf den Menschen gerichteten Blick, hin zu Tier und Natur, zu der wir ja auch eine permanente Verbindung haben. Zumindest wäre das zu wünschen. Drei Langfilme, drei Kurzfilmprogramme, eine Super-8-Performance und eine multimediale Ausstellung grasen das Thema intensiv ab. Die Sektion „Spot on NRW!“ widmet sich den Produktionen der hiesigen Filmszene. Hier steht in diesem Jahr das Kollektiv Dokomotive im Zentrum. Ergänzt wird das Programm des diesjährigen Onlinefestivals auch wieder durch ein Jugend- und Kinderfilmprogramm, einen Blick in die reichen Archive der 30-jährigen Festivalgeschichte und weitere Specials.
Internationales Frauen* Film Fest Dortmund+Köln | 15. - 20.6. | frauenfilmfest.com
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