Den Monatsanfang beherrscht das Musikfestival Acht Brücken (30.4.-10.5.). Nicht gerade Unterhaltungsmusik, zugegeben, vor allem bei dem Thema „Glaube und Musik“. Aber auch hier wird man auf der Suche nach pop-nahen Sounds fündig. Zum Beispiel bei der Minimal Music von Steve Reich. Dessen „Six Pianos“ wird von Pianisten wie Gregor Schwellenbach, Hauschka oder Brandt und Frick von dem Trio Brandt Brauer Frick aufgeführt, die alle zwischen E- und U-Musik wandern (3.5., 20 Uhr, Philharmonie). Auch Lubomyr Melnyk, gerne als schnellster Pianist der Gegenwart etikettiert, ist mit seiner ambienten Continuous Music vertreten. Er spielt höchstpersönlich die Uraufführung seines neuesten Stückes „For the three Kings“ (30.4., 23 Uhr, St. Aposteln). Und die New Yorker Avantgarde-Formation Zion80 aus dem Umfeld von John Zorns Label Tzadik verschmilzt jüdische Klezmer Musik mit Afrobeat (8.5., 20.30 Uhr, Stadtgarten).
Der Singer/Songwriter Adam Green hat nach „The Wrong Ferarri“ gerade seinen neuen Lowbudget-Film „Aladdin“ fertiggestellt. In dem modernen Pappmaché-Märchen thematisiert er den technischen Fortschritt, Repressionen durch die Regierung, Gier und Liebe. Auf Tour zeigt er den Film und gibt anschließend ein Konzert. Der Soundtrack des surrealen Werks ist poppiger und psychedelischer als seine sonstige Musik (7.5., 20 Uhr, Gebäude 9). Das Künstlerpaar Danielle de Picciotto (Crime & The City Solution) und Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten) präsentiert sein aktuelles, in der Mojave-Wüste entstandenes Projekt „Perseverantia“. Entsprechend sandig klingt der meist instrumentale Wüstensoundtrack: psychedelische Soundscapes mit Drehleier, Harfe und Geige (13.5., 20 Uhr, Blue Shell). Auf den wunderbaren Namen Alte Sau hört Jens Rachuts (Dackelblut, Oma Hans, NRFB etc.) jüngstes Projekt. Ob der Name eine Anspielung darauf ist, dass der alte Punk für sein neuestes Projekt einige junge Damen um sich geschart hat? Musikalisch ist das alles jedenfalls über jeden Zweifel erhaben: Orgel-Punk mit Mädchenchor und Rachuts Sprechbrüll – sollte man gesehen und gehört haben (20.5., 20 Uhr, Tsunami).
Mit dem Kölner Filmemacher und Musiker Antonio de Luca, auch bekannt von dem Duo Colorist (mit dem er im Rahmen der Veranstaltung „Köln ist Kaput“ des Kaput-Magazins bereits am 29.4. neben Camp Inc. im Gold + Beton auftritt), könnte man wieder gut an Acht Brücken anknüpfen. Zum einen, weil die Referenzen in seiner Musik gleichermaßen an neutönerische Akademik wie an popkulturell hergeleitete Elektronik, Drones und Industrial gehen. Zum anderen, weil seine Synthese aus Elektronik, Akustik und oben genannten Polen nicht selten sakrale Wirkung hat. Oder nennen wir es ein Gefühl existentieller Tiefe mit wohldosiertem Pathos. Zum Albumrelease seines Debüts „Musik Wozu“ kommt er mit Quartett. Außerdem zu sehen und hören: die japanisch-französische Sound-Künstlerin Tomoko Sauvage mit einer Wasserschalen-Performance (26.5., 20.30 Uhr, Stadtgarten). Die Waliser Musikerin Cate Le Bon lebt schon länger in L.A., doch ab und zu singt sie noch auf walisisch. Was zunächst merkwürdig klingt, passt dann aber doch zu ihrem fragil-quirligen Low-Fi-Pop, der ebenso an die Raincoats wie an Mary Timony (Helium) erinnert. Ihr neues Album „Crab Day“ bringt sie mit (31.5., 21 Uhr, King Georg).
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