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Symbolbild zu „Hysterikon“
Foto: Murad Ghanaimy

Wenn das Leben zur Ware wird

07. Oktober 2024

„Hysterikon“ an der Arturo Schauspielschule – Prolog 10/24

Am 11. Oktober öffnet sich an der Arturo Schauspielschule in Köln der Vorhang – oder eher die elektrische Schiebetür – für „Hysterikon“. Das Abschlussstück eines Projektkurses am Theatro – Raum für Mehrsprachentheater unter der Leitung von Eva Hevicke setzt sich mit einem Ort auseinander, den jeder kennt: dem Supermarkt. Im Vordergrund stehen aber nicht die Produkte in den Regalen, sondern die Menschen, die durch die Gänge streifen. Eine Kundin hadert mit ihrer Beziehung am Joghurtregal, während eine andere beim Seifenkauf auf Diskriminierung stößt. Erotische Spannung gibt es an der Tiefkühltruhe und Mordgelüste im Sonderangebot. „Die ganze Welt ist ein Warenladen“, beschreibt Schauspielschülerin Carla Raguse die Weltsicht ihrer Rolle als eine der drei Kassiererinnen. Die beobachten das Geschehen und kommentieren es gelegentlich – mal im Chor, mal durch direkte Ansprache des Publikums. Sie schauen in die Köpfe der Kunden, sehen deren verborgene Wünsche und Abgründe. „Mitleid ist links im Regal“, heißt es in einer der Szenen.

Ein schlichtes und funktionales Bühnenbild soll den Charakteren und ihren Begegnungen Raum lassen. „Die Figuren sind überspitzt, aber nicht absurd“, betont Raguse, die wie das restliche Ensemble viel Freiheit hatte, ihre Rolle selbst zu formen. Diese Freiheit spiegelt sich auch in der Wahl des Stücks wider: „Hysterikon“ wurde von den Teilnehmenden des Kurses selbst vorgeschlagen und ohne Gegenstimmen angenommen. Entsprechend viel Spielfreude ist zu erwarten.

Das Stück von Autorin Ingrid Lausund befasst sich nicht nur mit menschlichen Krisen, sondern auch mit dem Kapitalismus. Hier wird mit „Lifecards“ bezahlt, die – wie das Leben selbst – endlich sind. Wenn die Karte abläuft, ist Schluss. Was bleibt, ist die Frage: Welche Kosten sind wir bereit, für unser tägliches Leben zu tragen?

Hysterikon | 11., 12., 13.10. je 20 Uhr | Arturo Schauspielschule Köln | theatro-koeln.de

Marek Firlej

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