Rund 200 Fans sind in die Kölner Essigfabrik gekommen, um Dead by April live zu erleben. Einige von ihnen harrten, trotzt kalten Rheinwinds, bereits Stunden vor dem Konzert am Eingangstor aus. Die meisten sind Teenager und, wie es sich für die Szene gehört, ganz in Schwarz gekleidet. Mit meiner lilafarbenen Jacke fühle ich mich etwas ausgeschlossen, aber die Liebe zur Musik verbindet uns alle. Das werden sich auch die wenigen Ü-Vierziger denken, die mit mir geduldig auf die Band warten.
Zuerst kommt aber die Nord-Schwedische Metal-Band Beneath My Feet auf die Bühne. Sie versucht mit hartem Metal-Sound die Stimmung anzuheizen. Einige tanzen mit aber mir wird schnell klar, dass die meisten wegen Dead by April hier sind. Nach 40 Minuten verabschiedet sich die Vorgruppe und nach einer kurzen Umbaupause springt Dead by April Sänger Christoffer Andersson mit einem „Hello Cologne“ auf die Bühne. Seine vier Band-Mitglieder folgen ihm, alle in ärmellose, dunkle T-Shirts und halblange Shorts gekleidet. Der Vergleich mit einer Boyband entsteht kurz vor meinem inneren Auge, wird aber von einem langen Schrei des Sängers weggewischt. Er stimmt einen Song des neuen Albums „Let The World Know“ an. Viele singen direkt mit, obwohl das Album nur einen Monat alt ist.
Dead by April wurde 2007 von Pontus Hjelm, der sich heute mit seiner Gitarre eher im Hintergrund hält, gegründet. Er ist nicht nur Bandgründer, sondern auch der einzige, der von der ursprünglichen Besetzung übrig geblieben ist. Das hätte ihrer Musik aber nicht geschadet, findet er: „Unser Sound hat sich seit 2007 positiv weiterentwickelt. Wir haben uns nicht zu sehr von unserer ursprünglichen Musik entfernt“.
Seit Anfang März sind sie auf Europatour. Und in Deutschland tritt Pontus Hjelm besonders gerne auf. „Die deutschen Fans sind super, sie zeigen ihre Gefühle, singen und springen“, begründet er seine Vorliebe für Konzerte in Deutschland. Das wäre nicht überall so. Noch besser als die deutschen Fans findet Sänger Christoffer Andersson aber die russischen: „Die sind unglaublich, sie empfangen uns am Flughafen, sie laufen neben dem Bus her und sind sehr dankbar für das Konzert“.
Für Andersson ist der heutige Abend in der Essigfabrik etwas ganz besonderes, er ist heute 21 Jahre alt geworden. Und das wird vom Publikum mit Applaus und Pfiffen gefeiert. Während Christoffer Andersson eher den harten Metalgesang beherrscht und ihn teilweise schreiend durchzieht, ist der zweite Sänger der Band, Zandro Santiago, eher der Mann der leisen und melodischen Töne. Die beiden ergänzen sich gut und zeigen, dass es schwierig ist, Dead by April einer einzigen Kategorie zuzuordnen.
Sie spielen aber nicht nur Songs von ihrem neuen Album, sondern auch ältere Stücke wie „Losing You". Das Publikum nimmt das dankend an. Einige äußern, dass sie wegen der älteren Songs gekommen sind. Mit „Cologne sing with us“ feuert Sänger Andersson das Publikum immer wieder an mitzumachen. „Cologne“ und ich folgen ihm bis in die späte Nacht hinein, singend, springend und pogend. Danach ziehen sie weiter und werden bis Ende des Monats noch weitere Konzert in Deutschland , Finnland und Russland geben.
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