Sechs Monate waren seit dem letzten Globalen Klimastreik bereits vergangen. Die Corona-Pandemie machte die Organisation von Großveranstaltungen unter den aktuellen Schutzmaßnahmen nicht leicht. Doch zwei Tage vor der deutschen Bundestagswahl zogen Umweltaktivisten weltweit wieder gemeinsam auf die Straßen. Dabei wollten sie vor allem auf die Dringlichkeit der Debatte um den Klimawandel hinweisen – und auf ausreichende Maßnahmen drängen. Ein Diskurs, dessen politischer Verlauf in hoher Wahrscheinlichkeit mehr über die Zukunft der jungen Teilnehmer entscheiden wird als der freitägliche Unterrichtsstoff. Alleine in Köln nahmen am 24. September rund 25.000 Demonstranten teil – deutschlandweit waren es ganze 620.000.
Anfangs sind es nur kleine Grüppchen, die munter und mit unter dem Arm geklemmten Pappschildern über abgesperrte Straßen in Richtung Uniwiesen strömen. Um 12 Uhr hat sich aber bereits eine beachtlich große Menschenmenge an der Bachemer Straße versammelt, die sich auf den bevorstehenden Streiktag einstimmt. Während auch an den beiden anderen Treffpunkten Ebert- und Chlodwigplatz die Kundgebungen beginnen, bilden den Auftakt zur Demo auf der Uniwiese eine Reihe kreativer Auftritte und Ansprachen. Die Aufforderung, Freunde und Bekannte, Familie und Umfeld zu aktivieren, wurde ernstgenommen – zwischen den Demonstranten ist sogar der ein oder andere Vierbeiner zu sehen, inklusive Mini-Stoffbanner auf dem Rücken.
Nach Rahmenprogramm und Begrüßungsrede geht es los – Ziel ist die Deutzer Werft. Der Zug der Demonstranten setzt sich langsam in Bewegung und stimmt in erste Demo-Gesänge ein: „What do we want? – Climate justice!“, „When do we want it? – Now!“, schallt es über die Bachemer Straße in Köln, während der Menschenzug bunte Plakate, Banner und selbstgebastelte Schilder in die Luft hält. Begleitet vom Takt der Trommeln bewegt sich die Menge in Richtung Rhein. Am Straßenrand nahe der Bahnstation Heumarkt steht der Kölner Klimachor und vollführt eine Variation von „Mein kleiner grüner Kaktus“ – die Lyrics dem großen Tagesthema angepasst schmettern sie ihren Standpunkt musikalisch in die Mikrofone. Der Demozug tanzt, singt, ruft, positioniert sich, friedlich, aber mit klaren Forderungen, die im Chor laut kundgetan werden.
Während sich in Berlin Greta Thunberg in den Zug der insgesamt 100.000 Demonstranten einreiht und die Teilnehmer der Veranstaltung in ihrer Rede zum Wählen aufruft, twittert Fridays for Future Köln: „Echte Klimagerechtigkeit steht auf keinem Wahlzettel – sie wird auf der Straße erkämpft.“ Carla Reemtsma, Pressesprecherin von FFF Berlin, fügt ergänzend hinzu: „Die deutschen Emissionen steigen so stark wie seit 30 Jahren nicht mehr. Mit dem größten weltweiten Aktionstag seit Beginn der Pandemie zeigen wir heute die Notwendigkeit für konsequente Klimagerechtigkeit.“
Noch bis zum späten Nachmittag laufen Scharen von Demonstrierenden über die Deutzer Brücke, um zur Abschlusskundgebung an der Werft zu gelangen. Hier performt unter anderem die Kölner Band Cat Ballou, gefolgt von einem Auftritt der Komikerin Énissa Amanī, die eindringlich zum Weiterkämpfen auffordert. Dazu gibt es Stände mit Infomaterial und Petitionen, kostenloses Gebäck wird verteilt und Kinder laufen Ball spielend umher. Die Stimmung gleicht der auf einem Musikfestival. Es wird gelacht, sich ausgetauscht und das Zusammensein genossen. Der achte Globale Klimastreik hat gezeigt: Die Forderungen an die Politik sind klar – es bleibt nur die Hoffnung auf eine tatsächliche Umsetzung.
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