Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
13 14 15 16 17 18 19
20 21 22 23 24 25 26

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Foto: Irma Flesch

Gen zu Gen, wie angenehm

30. September 2010

Magenbitter 10/10

Jetzt steht fest, dass Guido wirklich ein Loser ist, sagte Fritz und nahm einen Schluck. Der Thilo hat ihm nach allen Regeln der Kunst vorgeführt, wie man’s wirklich macht. Ich versteh’ nicht ..., sagte ich. Der Mensch ist eben vergesslich, Fritz nahm noch einen Schluck. Ich sage nur spätrömische Dekadenz. Da hat der Guido richtig gegen die Hartzer vom Leder gezogen. Aber er war nicht differenziert genug. Thilo hat dagegen von Anfang an die Produktion von kleinen Kopftuchmädchen gegeißelt, und dass wir Steuerzahler auch noch für diese negative Auslese blechen. Spätrömische Dekadenz klingt dazu nach Lustknaben und so, mischte sich Frank ein. Beim Thema Kopftuch hat Mann sofort die meisten Frauen hinter sich, die Necla, die Marion oder die Alice. Klar, bestätigte Fritz. Wenn’s ums Prekariat geht, muss man Klartext reden. Ich bitte dich, wandte ich ein, das ganze Gerede über Gene und dass nur Akademikerinnen intelligente Kinder kriegen, ist doch Unsinn. Oder dieses Judengen. Fritz blickte streng. Informiere dich erst mal. Die Isländer haben ein eigenes Gen, jüdische Wissenschaftler haben eben einen Grundbestand an jüdischen Genen ermittelt. Habe ich auch gelesen, bestätigte Frank. Ein paar Israelis sollen jetzt über eine Art Gen-Scan nachdenken. Damit soll entschieden werden, wer Jude ist und israelischer Bürger werden darf. Das ist doch durchgeknallt und stockreaktionär, stellte ich fest. Ein Fünftel der Israelis sind Araber, und ein Großteil der zugewanderten Russen ist auch nicht jüdisch. Eben, sagte Frank. Dazu muss man die wachsende arabische Kinderschar im Auge behalten, da wächst die Angst vor Überfremdung. Übrigens sagt man heute nicht mehr stockreaktionär, es heißt konservative Mitte, bei unseren Ausländern verwenden wir zur Unterscheidung die Bezeichnung fundamentalistisch. Die konservative orthodoxe Mitte in Israel ist nicht gerade für ihre Verhütungspraktiken bekannt, konterte ich sarkastisch. Reden wir doch lieber von unserer deutschen Identität, fuhr Fritz dazwischen, weichen wir nicht aus. Der Deutsche an sich ist ja zunächst viel lieber Kölner oder Westfale. Der Bayer spricht von „Preiß’ntown“, wenn er unsere deutsche Hauptstadt meint. Jetzt bitte keine Folklore, wies Frank ihn zurecht, bleiben wir bei der Sache. Die Gen-Wissenschaft hilft uns, die Welt besser zu verstehen. Dazu ist GenTech eine Wachstumsbranche. Klar, warf ich ein, die Wirtschaftskrise ist nicht Schuld der Banken, sondern von einem Gen verursacht. Ganz recht, sagte Frank. Die Forschung ist dem Gier-Gen schon auf der Spur. Ich bitte dich, sagte ich. Informiere dich, riet Fritz. Also, erklärte Frank. Ich zitiere: Die Gier im Finanzverhalten ist genbedingt. Deshalb sollten sich Führungskräfte in Zukunft sowohl einem Gen- wie einem psychologischen Test unterziehen. Ich schüttelte den Kopf: Wer sagt denn das? Der Frankfurter Zukunftsrat, strahlte Frank. Und wer arbeitet da mit? Oh, zählte Frank auf, zum Beispiel ein Bonner Genetiker namens Brüstle und alte Bekannte wie Friedrich Merz (CDU) oder unser Ex-MP Wolfgang Clement. Der sich für Thilo stark gemacht hat, ergänzte Fritz. Du lebst hinter dem Mond. Die Zukunft gehört Neuroleadership und Neuroökonomie. Klar, sagte ich, und dazu Gendoping vom Feinsten. Ist im Sport schon Gang und Gäbe, meinte Frank. Könnte man vielleicht auch der Unterschicht zukommen lassen, aber natürlich nicht allen. In diesem Moment setzte sich Peter zu uns und winkte dem Köbes. Wie geht’s, grüßte er. Wir reden gerade über Thilo S. und die Folgen, sagte ich, Tach auch. Das ist noch längst nicht zu Ende, nickte er. Da kommt noch ein Knaller. Der eine Spiegel-Redakteur, den ich kenne, Ihr wisst schon, der hat mir gesteckt, dass sie im nächsten Heft eine Enthüllung bringen, die... Er suchte ein passendes Wort. Epochal, sensationell, half ich aus. Genau, die epochal ist. Ihr erinnert euch an Florida-Rolf? Ihr wisst schon, der, wo Hartz IV in Florida bezogen hat. Klar, sagte ich, ist sprichwörtlich geworden. Peter nickte: Jetzt kommt’s: Der war gar kein Deutscher, der war schon damals zum Islam konvertiert. Was? Ja, bestätigte Peter. Mein Bekannter hat gesagt, nachdem wir mit Sarrazin der Wahrheit eine Bresche geschlagen haben, können wir auch das veröffentlichen.

Wolfgang Hippe

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

September 5 - The Day Terror Went Live

choices spezial.

HINWEIS