Nach der Wahl ist vor der Wahl. Eben haben wir Europawahl und Kommunalwahl und Bundestagswahl hinter uns gelassen, da steht uns mit der Landtagswahl schon das nächste Kreuz ins Haus. Auch wenn der Termin noch ein paar Monate hin ist, treibt die Regierungsfraktionen bereits eine gewisse Sorge vorwärts. Könnte man die Mehrheit in Düsseldorf doch noch verlieren? Das ist zwar unwahrscheinlich, aber allein der Gedanke daran ist für die neue Sozialdemokratie ein Stimmungstöter, denn Schwarz-Gelb verlöre damit die Mehrheit im Bundesrat. Deshalb geht es nicht nur darum, das öffentliche Vertrauen in die Neuen zu schüren, sondern sich auch auf die eigenen Stärken zu besinnen und sich seiner wirklichen, nein seiner richtigen Wähler zu vergewissern.
Eine Analyse der letzten Wahlen ist hilfreich. Nehmen wir die Kommunalwahl als Beispiel. Die Bestandsaufnahme führt uns zunächst nach Hahnwald – dort ist die Welt der Besserverdienenden in Ordnung. In der grünen Idylle am Stadtrand nahe der Autobahn und kurz vor Ikea ist man so gut wie unter sich. In dem exklusivsten Wahllokal Kölns (1.590 Wahlberechtigte) dominiert die moderne Sozialdemokratie: Die CDU hat im internen Ranking die absolute Mehrheit erreicht, die FDP kam immerhin auf mehr als ein Viertel. Die richtigen Roten wurden noch von den Grünen überholt und landeten bei siechen sieben Prozent. Auch bei der Wahlbeteiligung macht Hahnwald Mut! Hier liegt das Veedel mit 64,4 Prozent stadtweit und unangefochten auf Platz Eins. Spitzenwerte auch sonst: In keinem anderen Kölner Wahllokal kam die FDP auf mehr Prozente. Für die CDU stimmten nur im ländlichen Libur prozentual mehr Wähler – Platz 2 im städtischen Ranking ist aber aller Ehren wert. Das Wahlamt der Stadt bestätigt: „In den Stadtteilen, in denen die wirtschaftliche Lage als überdurchschnittlich gut bewertet wurde, haben CDU und FDP ihr bestes Ergebnis.“
Auf der anderen Seite der Stadt im Norden ragt Chorweiler in den Himmel. Hier gab es im Wahllokal „609“ den anderen Spitzenwert. Mit 25,7 Prozent wurde die niedrigste Wahlbeteiligung überhaupt registriert. Auch in anderen mit Problemen kämpfenden Stadtteilen wie Kalk oder Vingst begab sich nur rund ein Drittel zur Wahlurne. Immerhin wurden die richtigen Roten noch einmal durch die Bank die stärkste der Parteien. Und wie lautet hier die offizielle Wahlanalyse: „Umgekehrt liegen die Verhältnisse in den Stadtteilen, in denen die Bewertung der wirtschaftlichen Lage unterdurchschnittlich ausfällt: Hier holt die SPD ihre besten Ergebnisse, wobei allerdings die Wahlbeteiligung sehr niedrig ist.“ Und deshalb der Einfluss der Bezirke auf die Stadt insgesamt gering bleibt. Erhellend auch, dass in diesen Stadtteilen die Arbeitslosenquote zwischen 21,3 Prozent (Vingst), Kalk (21,2 Prozent) und Chorweiler (20,5 Prozent) schwankt. Zugleich bewegt sich der Anteil der „Einwohner mit Migrationshintergrund“ hier zwischen 82 und 71 Prozent. Die Ressourcen sind damit so oder so ungleich und irgendwie passend verteilt. Es ist gut, dass wir im Integrationsland Deutschland wieder einmal darüber gesprochen haben.
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