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Besucher im Indie-Village
Foto: Kölnmesse

Platz für neue Ideen

27. August 2019

NRW-Entwickler auf der Gamescom – Spezial 08/19

In diesem Jahr rückten die Indie-Entwickler auf der Gamescom weiter in den Vordergrund. Das liegt zum einen daran, dass zwar viele Top-Studios auf der Messe ausgestellt haben, aber es scheinbar an großen Highlights mangelte. Außer „Doom Eternal“ und „Cyberpunk 2077“ stehen nämlich viele Remakes wie Nintendos „Link’s Awakening“ oder jährliche Veröffentlichungen wie „Fifa 2020“ auf dem Programm. Viel wichtiger ist aber, dass die Gamescom nun selbst mit dem sogenannten Indie Village eine weitere Möglichkeit für kleine Studios bot, um auf der Messe auszustellen. Zusammen mit Johannes Brauckmann, Gründer des Cologne Game House, hat man direkt neben der seit 2013 existierenden Indie Arena ein weiteres Showcase für kleine Studios ermöglicht.

Was wie Konkurrenz klingt, ist für Wolf Lang, Initiator der Arena, eine zukunftsfähige Entwicklung. „Durch die Zusammenarbeit mit Johannes sind wir in der Lage, auch auf der Gamescom die ganze Bandbreite der Indie-Szene zu zeigen“, sagte er bereits im Februar dem Magazin Gameswirtschaft. „Wir freuen uns, zusammen mit Johannes die beste Halle 10 aller Zeiten zu gestalten.“ Und das ist gelungen, die beiden Bereiche existierten friedlich nebeneinander und immer wieder wechselten Besucher zwischen den Ständen hin und her. „Für uns kleine Entwickler ist das hier super, weil wir auf so großen Messen viel mehr Aufmerksamkeit bekommen können. Im Internet geht man sonst leicht in der Masse unter“, sagte Björn Witte vom Krefelder Studio Triclap im Gespräch auf der Gamescom.


Medien Digital Land NRW, Foto: David Savelsberg

Neben dem Erreichen von potentiellen Käufern wollen auch professionelle Kontakte geknüpft werden. Um gerade kleine Studios dabei zu fördern, präsentierten sich unter dem Zusammenschluss „Medien Digital Land NRW“ mehrere überregionale Unternehmen aus der Region im Business-Bereich der Gamescom. „Wir bieten hier einen zentralen Meeting-Platz für Entwickler aus NRW, die sich vernetzen oder über Fördermöglichkeiten informieren wollen“, erklärte Junior-Netzwerkreferentin Sophia Henning vom Mediennetzwerk.NRW, einem Tochterunternehmen der Film- und Medienstiftung NRW. Der Fokus liegt in einer bereits stark vernetzten Branche jedoch längst nicht mehr nur im Lokalen. „Wir sind auf diversen deutschen Messen unterwegs, aber nehmen auch beispielsweise drei Entwicklerteams mit zur Tokyo Game Show im September, wo sie sich und ihre Spiele präsentieren können“, ergänzte Henning.

Trotzdem ist die örtliche Infrastruktur natürlich wichtig für die Entwickler. Ein schneller Internetanschluss, Nachbarschaft zu anderen Studios und Weiterbildungsmöglichkeiten sind nur einige der Bedürfnisse, die erfüllt werden wollen. Das war auch einer der Beweggründe für das Studio Lemonbomb Entertainment in NRW zu bleiben. „Wir haben alle in Düsseldorf studiert und uns dann entschieden dort zusammen ein Studio zu gründen. Aber zuerst wollten wir nach Bayern, weil da die Förderung besser war“, verriet Mitgründer Julian Schmidt. Die vier Absolventen stellten in der Indie Arena ihr neues Spiel „Stranded Sails“ vor. Darin kann der Spieler sieben große Meeresinseln frei begehen und muss einen Weg finden, dort mit seiner gestrandeten Schiffscrew zu überleben und schlussendlich zu entkommen. Das Abenteuer erinnert an eine Mischung aus „Stardew Valley“ und „The Legend of Zelda“ und machte in der Alpha-Demo am Stand bereits viel Spaß. Schmidt ergänzte, dass sich die Förder-Situation in NRW in den letzten Jahren aber deutlich verbessert habe.


Die Indie Arena Booth, Foto: David Savelsberg

Zum Vergleich: Der FilmFernsehFonds Bayern stellt jedes Jahr 1,9 Millionen Euro für Games zur Verfügung, die Studios für verschiedene Phasen ihres Projekts erhalten können. In NRW war bis zum Anfang dieses Jahres nur eine sogenannte Konzeptförderung möglich, die Entwickler nur bei der Fertigstellung eines ersten Entwurfs und der Suche nach einem Publisher unterstützt. Doch das ist natürlich nur der erste Schritt bei der Schaffung eines Videospiels, und viele kleinere Studios wollen sich auch nicht auf Publisher verlassen, sondern ihre Spiele auf eigene Faust veröffentlichen. Deshalb hat die Film- und Medienstiftung NRW dieses Jahr nachgebessert und fördert nun ebenfalls die Prototypentwicklung und die Herstellung von Spielen. Sie unterstützt angehende Entwickler mit kreativen Ideen mit bis zu 500.000 Euro, insgesamt steht eine Fördersumme von drei Millionen Euro zur Verfügung. 

Für Julian Schmidt und Lemonbomb war Geld am Ende trotzdem nicht der ausschlaggebende Faktor: „Wir wollen als Studio wachsen und NRW bietet einfach die besseren Vernetzungsmöglichkeiten und, dank der Unis, viel Nachwuchs im Games-Bereich. Außerdem ist die öffentliche Infrastruktur hier einfach besser.“ Und die Indie Arena Booth? Die wurde dieses Jahr von den Besuchern zum besten Stand der Gamescom gewählt.

David Savelsberg

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