Mendy, das Wusical kannten wir schon von Helge Schneider, „Der Spielmacher“ ist ein Fussical, ein Musical mit Fussball-Thematik. Die Musik kommt vonDie Türen / Die Tore / Der Mann und Christiane Rösinger, Jens Friebe, Chris Imler und Andreas Spechtl von Ja, Panik, ausgedacht haben sich das Patrick Wengenroth und Maurice Summen von Die Türen. Zeitgleich zur Premiere am 24.6. erscheint der Soundtrack, der so heterogen ist wie die Interpreten, auch wenn sie alle auf dem Die Türen-Label Staatsakt veröffentlichen. Die Labeleigner nerven etwas mit ihrem cheesy Deutschrock, während alle anderen Beteiligten interessante und sehr unterschiedliche Beiträge abliefern.
Dylan Carlson von der Drone-Band Earth interpretiert auf „Falling With a Thousand Stars and Other Wonders From the House of Albion“ alte englische und schottische Folksongs. Das macht er natürlich – auch wenn es unter seinem Namen erscheint, recht Earth-mäßig mit viel Drones, kommt aber zugleich dezent in die Nähe eines Wüstenfolks von einer Band wie Arbouretum in Zeitlupe und instrumental. Kann man wunderbar knietief drin versinken (Self Release). Ian William Craig ist eigentlich Opernsänger. Was heißt hier eigentlich: Das ist er, auch auf seinem neunten Album „Centres“. Die meisten erschienen in kleinen, selbstverlegten Auflagen digital oder als Kassette. In „Centres“ verbindet er seinen teils ätherisch verhallten, teils engelsgleich klaren Gesang mit wallenden Geräuschflächen aus analogen Synthesizern, manipulierten Bandmaschinen, Kassettenrekordern und ähnlich mit Patina aufgeladenen Gerätschaften. Und plötzlich beginnt in dieser fragilen Musik alles geheimnisvoll zu glänzen (FatCat). Mit „Elseq“ setzt das britische Elektronik-Duo Autechre wieder eine Marke: Das „Album“ besteht aus fünf separaten Digitalreleases, die insgesamt auf über vier Stunden Spielzeit kommen. Die Stücke sind zwischen 5 und 30 Minuten lang, meistens dauern die knorpeligen Jamsessions über 10 Minuten. Autechre sind auch sonst keine leichte Kost, klar, aber das ist wirklich mal eine Herausforderung (Warp).
Musikerbiografien gehen meist so: Jugend und Kindheit erklären vage psychologisch, was dann kommt, nämlich ein wildes, spannendes, aufregendes Leben – zehn Jahre lang oder so. Und dann der Rest des Lebens, der vielleicht gut war oder nicht, aber natürlich nicht vergleichbar mit der Sturm-und-Drang-Zeit. Viv Albertine hat mehr zu bieten: In ihrer Biografie „A Typical Girl“ erzählt sie von ihrer Kindheit und Jugend – so weit, so gut – und wie sie über ihr Interesse an Mode, Musik und Jungs pünktlich zum Punk kommt – und das auch noch als Mädchen! Sie gründet 1976 eine Band mit Sid Vicious, hängt mit Keith Levene von PIL ab, wird die Freundin von Mick Jones von The Clash, bevor es deren Bands gibt und gründet schließlich die all-female Punkband The Slits. Ihre Perspektive ist nie demonstrativ, sondern automatisch feministisch, weil sie sich in einem Rudel von Jungs durchsetzen muss. Und dann kommt der zweite Teil: Ende der Band, normaler Job, Ehe, Kind. Schon das ist bei ihr spannender und lustiger geschrieben als andernorts, obwohl es alles andere als lustig ist. Und dann kommt ein Dritter Teil, in dem sich eine 50-Jährige erinnert, was ihr einst Kreativität und Freiheit bedeuteten, und dass sie das wieder braucht, nach all den Jahren als depressive Hausfrau. Ein absolut beeindruckendes Buch (Suhrkamp Nova).
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