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Jochen Distelmeyer singt jetzt mal englisch
Foto: Sven Sindt

Frei und zart

31. März 2016

Individualisten aus den letzten 50 Jahren – Unterhaltungsmusik 04/16

Der Trompeter Manfred Schoof hat seit Mitte der 60er Jahre den freien Jazz in Deutschland geprägt. Im Gegensatz zu markanten Figuren wie Peter Brötzmann hatte er aber immer einen Hang zum Komponieren und zum romantischen Tonfall. Schon in den 90er Jahren spielte er in der Formation Old Friends zusammen mit Wolfgang Dauner und Klaus Doldinger. Für die Feier zu seinem 80. Geburtstag holt er sich weitere alte Freunde wie Emil Mangelsdorff, Alexander von Schlippenbach und den Maler Markus Lüpertz, dessen Funktion auf der Bühne allerdings nicht bekannt ist (2.4., 20 Uhr, Philharmonie).

Im Stadtgarten haben sich drei ganz besondere Reihen für experimentellere musikalische Ansätze etabliert: Reconstructing Song serviert Themenabende, die mal homogen, mal demonstrativ heterogen ausgerichtet sind. Im April gibt es das Special „Lisboa Underground“. Es spielt das Sextett Oba Loba um die Brüder Lobo, das an den britischen Jazz-Rock der 70er Jahre von Henry Cow u.a. erinnert. Der Gitarrist Filipe Felizardo entfaltet solo ambiente Klanglandschaften und die Band Calhau! erschafft weirde Soundcollagen (2.4., 20.30 Uhr, Stadtgarten). Die noch recht junge Reihe „Sounds wrong, feels right“ trumpft immer wieder mit besonderen Projekten auf. Nun wird die Band Xiu Xiu um Jamie Stewart für das Projekt „Xiu Xiu plays the Music of Twin Peaks“ nach Köln geholt. Wie Stewart Angelo Badalamenti verehrt und sicher auch verdreht, wird spannend sein – David Lynch hat ihn für eine Ausstellung höchstpersönlich zu diesem Projekt animiert (5.4., 20.30 Uhr, Stadtgarten). Die dritte Reihe nennt sich Broken Sound und hat eigentlich eine Nähe zu Industrial und Artverwandtem. Die britische Psychedelic-Band Ashtray Navigations klingt mit ihren ausladenden Klangteppichen jedoch eher zart als aggressiv. Noch zurückgezogener klingt der Gitarrist Jon Collins mit seinen fragilen Stücken (9.4., 20.30 Uhr, Stadtgarten).

1989 spielten Tad zusammen mit Nirvana im Rose Club und galten als Grunge-Hoffnung. Was kurz darauf mit Nirvana passierte, ist Geschichte. Tad Doyle hatte weniger Erfolg, und nach ein paar weiteren Bands gründete er zusammen mit seiner Frau 2008 Brothers of the Sonic Cloth, mit denen er 70‘s beeinflussten Doom-Metal spielt – immer noch so heavy wie sein beeindruckendes Körpergewicht (14.4., 20 Uhr, MTC). Blind Idiot God waren in den späten 80er Jahren massiv an der Konjunktur des Instrumentalrock beteiligt. Ihre wild wogenden Stücke nahmen frühe Mogwai und Ähnliches vorweg. Jetzt gibt es wieder eine neue Platte und eine Tour (18.4., 20 Uhr, Sonic Ballroom). Jochen Distelmeyer hat während der Lesereise zu seinem ersten Roman „Otis“ passend zum Roman Coverversionen bekannter Stücke gespielt. Nach diversen Rückfragen spielte er für das Album „Songs from the Bottom, Vol. 1“ die intimen Akustikversionen von Stücken von Britney Spears, Lana del Rey, Kris Kristofferson, Joni Mitchell, Radiohead oder Al Green ein, nun spielt er die Songs auf der Bühne. Ob er zwischendurch liest… (20.4., 19.30 Uhr, Gebäude 9). Im letzten Jahr tauchten auf Youtube wieder vermehrt Homevideos von Momus auf. Der old-fashioned Singer/Songwriter tänzelt dort in abstruser Verkleidung und singt auch im höheren Alter immer noch jugendlich zart zu seinen eleganten Songs (23.4., 20 Uhr, King Georg). Am 30. April geht es dann los mit dem Festival Acht Brücken.

Christian Meyer

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