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Was lebst Du?

Was lebst Du?
Deutschland 2004, Laufzeit: 84 Min.
Regie: Bettina Braun

Meine Meinung zu diesem Film

Konkret sehenswert
juggernaut (162), 20.12.2005

Weit weg von jeglicher Multikulti-Sentimentalität und Integrationsplattitüden zeigt Bettina Braun in ihrer binnen zwei Jahren entstandenen Doku, wie kreativ junge Leute muslimischer Herkunft mit der hierzulande üblichen Sprache umgehen können. Das Interesse, sich auf deutsch musikalisch zu betätigen, verbindet Ali, Kais, Ertan und Alban, deren Familien aus Marokko, Tunesien, Albanien und der Türkei stammen. Und ihre gerappten Resultate sind nicht von schlechten Eltern.

Manch einer wird Bettina Braun indes vorwerfen, sie habe sich hier vier besonders ?vorzeigbare? (und damit, in dieser Sichtweise, nicht ?typische?) Jungs ausgesucht, die sich gut ausdrücken können und Interessantes mitzuteilen haben, inklusive entwaffnender Sprüche. Als die Filmmacherin ihnen erzählt, dass sie schwanger ist, sinnieren sie über Geburtsschmerzen und die Leidensfähigkeit von Frauen. Einer leitet aus der Tatsache, dass Frauen mehr Schmerzen vertragen können als Männer, die Frage ab: ?Warum führen Frauen dann eigentlich nicht die Kriege??, worauf ihm sein Kumpel die Antwort nicht schuldig bleibt: ?Frauen sind intelligenter als Männer. Die führen keine Kriege!?. Als der Chef und Sozialarbeiter ihres Stamm-Jugendtreffs ?Klingelpütz? einen der vier wegen seiner recht lässigen Verrichtung von Sozialstunden ermahnt: ?Du schaukelst dir hier die Eier auf angenehmste Art!?, bekommt er postwendend ein ?Aber selber!? zurück.

Doch es ist eben längst nicht alles eitel Sonnenschein und freundschaftliche Frotzelei. Einer hat am Schluss seine Vorstrafe weg, und wenn etwas zu privat oder zu unangenehm ist, kommt stets der Hinweis ?Mach? die Kamera aus, dann erzähl? ich es dir?. Manches, das mit großen Ambitionen begonnen wird, scheitert, aber anderes gelingt auch eindrucksvoll, wie z.B. Alis Auftritt in einem Rap-Musical. Alle haben sie nicht nur ihre ganz normal unterschiedlichen Träume und Ziele, sondern offensichtlich auch Fähig- und Möglichkeiten, sie umzusetzen. Die vier Porträts, die dabei entstanden sind, hat Bettina Braun in ?Was lebst du?? sehr gut strukturiert und miteinander verschränkt. Ein sehenswerter Film, dem man in besseren Zeiten ohne weiteres zutrauen würde, den Abbau von Ressentiments zu befördern.

Respekt
Colonia (683), 24.11.2005

"Was lebst du?" bietet die seltene Chance, junge Menschen hinter ihrer supercoolen Fassade kennenzulernen und so ein paar Vorurteile abzubauen.

Ali, Kais und die anderen Jungs aus dem Kölner Jugendzentrum "Klingelpütz" kommen aus der Türkei, Albanien, Marokko und haben gewiss einen ganzen Haufen Probleme, die sie in ihren Rap-Texten verarbeiten. Aber allen gemein ist, dass sie etwas aus ihrem Leben machen wollen, dass sie Träume haben, die genauso einfach und banal sind wie die eines jeden anderen.

Die Filmemacherin begleitete die Jungs zwei Jahre und hatte die Möglichkeit, ohne die übliche Distanz von Kamera und Objekt(en) der Beobachtung sehr differenziert zu dokumentieren.

Die ganze Zeit über wartete ich darauf, dass sie in die zahlreichen Fallen tappt, die die Dokumentation des Lebens zwischen den Welten, Kulturen und letztlich allen Stühlen bereithält. Aber Bettina Braun begegnet Klischees, ohne neue aufzubauen. Sie schafft Sympathie, ohne in Sozialkitsch zu verfallen. Respekt!

Guckst du!

www.dieregina.de

Träumer
minkapferdchen (28), 18.09.2005

Ich könnte mich jetzt ewig darüber auslassen warum es sich hier um eine unglaublich tolle Doku handelt, wie echt und unverfälscht die Protagonisten vor der Kamera agieren, und wie man mit den Jungs mitfiebert wenn dann am Ende des Films doch alles ganz anders kommt als zu Beginn erwartet..statt dessen sag ich nur ANSCHAUN! Sehr gut nicht nur für vorurteilsbeladenen Gehirne, sondern auch für jeden der mal wieder ein echtes warmes Gefühl im Bauch spüren will.
Und Träumer sind wir doch alle - wir gebens nur nicht zu!

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