Transamazonia
Deutschland, Frankreich, Schweiz, Taiwan, Brasilien 2024, Laufzeit: 112 Min., FSK 12
Regie: Pia Marais
Darsteller: Helena Zengel, Jeremy Xido, Sérgio Sartorio
Naturverbundenes Charakterdrama
Die Wunderheilerin
„Transamazonia” von Pia Marais
Es gibt die unterschiedlichsten filmischen Ansätze, wie man auf eines der drängendsten Probleme der Menschheit im 21. Jahrhundert aufmerksam machen kann: die Zerstörung der Regenwälder im großen Stil. James Cameron hat es auf die publikumswirksamste Weise getan, indem er unsere globalen Probleme in „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ einfach auf einen anderen Planeten verlagert hat, wo sich seine Zuschauer zunächst in die fantastische Natur verlieben, um anschließend die von Besitzstreben getriebenen Zerstörungen derselben als unrecht zu erkennen. Die Transferleistung zu den Vorkommnissen auf der Erde sollte dann auch problemlos gelingen. Alternativ kann man sich dem Thema wie Pia Marais in ihrem vierten Film „Transamazonia“ auf eine möglichst realitätsnahe Weise nähern, indem der Großteil des Films vor Ort im Regenwaldgebiet Südamerikas gedreht wurde und die meisten der hier geschilderten Probleme den tatsächlichen Konflikten vor Ort abgeschaut sind. Dennoch hat auch Marais nicht komplett auf fantastische Elemente verzichtet und ein Mädchen in den Mittelpunkt gestellt, das auf wundersame Weise Kranke heilen kann, was nun die Auseinandersetzungen befrieden könnte.
Rebecca (Helena Zengel) hat unerklärlicherweise vor neun Jahren als Einzige einen Flugzeugabsturz im Regenwald überlebt. Zusammen mit ihrem Vater (Jeremy Xido) ist sie nun vor Ort in einer Missionarsstation tätig und wird von den Menschen verehrt, weil sie auch die Gabe des Heilens durch Handauflegen zu besitzen scheint. Als die Frau eines Sägewerksleiters, der Regenwälder trotz der Proteste einer Indigenengruppe skrupellos abholzt, ins Koma fällt, soll Rebecca ihr helfen, wieder gesund zu werden. Sollte Rebecca dies gelingen, will der Kapitalist sich aus dem Regenwald zurückziehen. Während sich Rebecca und ihr Vater auf die schwierige Aufgabe vorbereiten, taucht Denise (Sabine Timoteo) in der Mission auf, die meint, Rebecca vor Jahren schon einmal an einem anderen Ort gesehen zu haben. Es ist ein wenig schade, dass Pia Marais in ihrem Film vollkommen ausklammert, wie ein Regenwald aussieht, nachdem sich Großkonzerne darüber hergemacht haben. Diese Bilder hätten die Dringlichkeit und das Anliegen von „Transamazonia“ sicherlich noch wirkungsvoll unterstreichen können. Aber wie in ihren bisherigen Filmen richtet sich Marais auch hier wieder an ein vielfältig interessiertes und informiertes Publikum, dem man nicht alles auf dem Silbertablett präsentieren muss. Ganz in diesem Sinne hat sie „Transamazonia“ auch wieder recht fragmentarisch erzählt, mitunter muss man sich die zahlreichen Handlungselemente assoziativ zusammenbasteln und die Lücken in der Erzählung selbst schließen. Die Atmosphäre in den Regenwaldregionen Südamerikas (gedreht wurde in Brasilien und in Französisch-Guyana) ist hier jedenfalls sehr stimmig eingefangen und mit dem fiktiven Stamm der Iruaté liefert der Film auch den Indigenen und ihren Rechten ein überzeugendes Sprachrohr.
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