Mr. Nobody
CDN/B/F/D 2009, Laufzeit: 138 Min., FSK 12
Regie: Jaco Van Dormael
Darsteller: Jared Leto, Sarah Polley, Diane Kruger, Linh-Dan Pham
Philosophische Reflexion über das Leben
Filmkenner77 (7), 30.07.2010
Der stilistisch an ?Léolo? oder ?Die fabelhafte Welt der Amélie? erinnernde ?Mr. Nobody? konfrontiert den Zuschauer mit einem bunten Patchwork verschiedener alternativer Realitäten, Lebensstationen und Zeitebenen. Gleichzeitig philosophiert er über die Naturgesetze des Universums und nutzt an entscheidenden Stellen die kindliche Weltsicht, um die Wahrnehmung zu verschieben oder komplett umzustülpen. Das ist oft komisch und überraschend, aber auch nicht selten tragisch.
Die meiste Zeit über befinden wir uns in der Gedankenwelt eines steinalten Mannes, in der Erinnerung und Phantasie sich vermengen und sich somit dem Anspruch auf eine endgültige Wahrheit verweigern. Vielmehr geht es in dieser Geschichte um Möglichkeiten und Entscheidungen, die zu jenen geführt haben. Solange man sich nicht entscheidet, hält man sich im Leben alle Optionen offen, heißt es in dem Film, aber ein erfülltes Leben setzt Entscheidungen voraus, egal welche getroffen wurden. Dies erfordert den Mut, Ereignisse in Gang zu setzen, die man nicht voraussehen kann, mit anderen Worten: den Schmetterlingseffekt auszulösen.
Zum Teil erscheint mir das neue Werk von Jaco van Dormael als ein Gegenfilm zu seinem Frühwerk ?Toto der Held?: Dort erlebten wir einen ?Helden?, der sich vom Schicksal um sein Leben betrogen fühlte und voller Bitterkeit und Zorn auf seinen Rivalen fixiert war, welcher an seiner Stelle das Leben führte, das ihm vermeintlich zugestanden hätte, anstatt sich für das Leben zu entscheiden, das vor ihm lag. Die Essenz beider Filme ist sehr ähnlich, jedoch wird offensichtlich, dass der sterbende Mr. Nobody mit weitaus größerer Zufriedenheit auf sein Leben zurückblickt, welches es auch immer gewesen sein mag.
Wie schon eingangs angesprochen, ist die Handlung ein - im Übrigen virtuos geknüpftes - Flickwerk aus Ereignissen und Augenblicken und entzieht sich einer linearen Struktur. Das erfordert angesichts der Filmlänge einiges Gehirnjogging vom Zuschauer, bleibt aber durchweg interessant und faszinierend.
Positiv zu vermerken ist auch die farbenprächtige Ästhetik der Bilder und der unbefangene Einsatz von visuellen Effekten auf Hollywood-Niveau, die man in einem Arthouse-Film wie diesem eher nicht erwartet hätte.
?Mr. Nobody? is perfect
Watchman (15), 29.07.2010
Mr. Nobody hat mir für mehr als zwei Stunden Einblicke in seine zahlreich beschrittenen (parallelen) Lebenswege gewährt.
Dabei bediente sich Jaco Van Dormael einer farbigen Symbolsprache und surrealen Stilelementen, welche diesen bildintensiven Trip durch die Parallelwelten nicht langweilig werde lässt.
Die Idee der Story ist interessant und kreativ umgesetzt, die Akteure überzeugend und der Soundtrack gelungen.
Berührend, dramatisch, tragisch, verwirrend und anregend zugleich ? danke dafür!
Pssst!
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