Hindenburg
The Disaster Artist
Matt513 (266), 20.12.2018
Altmeister Robert Wise steuert hier seinen Beitrag zum damals populären Genre des Katastrophenfilms bei. Regelmäßiger Garant für das Gelingen war der Einsatz eines All-Star-Ensembles aus bewährten Hollywood-Größen bei einer vorhersehbaren Mischung an Charakteren wie Alltagshelden, Geheimnisvollen und Schurken. Mit Anne Bancroft, George C. Scott und Gig Young bietet Wise immerhin dreimal Oscar-Gold auf, dazu etliche Nominierte. Im Film bleibt jeder in seiner Ecke des Sandkastens, spielt also sehr solide seine zugedachte Rolle ohne große Überraschungen aus, und Wises Regie ist sorgfältig und unspektakulär. Das Zeitkolorit jener Jahre übersetzt das US-Drehbuch in viele kritische Bemerkungen zum Dritten Reich; daß die Hindenburg für die Nazi-Propaganda vereinnahmt wurde, konnte sicherlich als schlechtes Omen per se gelten. Mehrere falsche Fährten liegen aus, wer der Antagonist zu Oberst Ritter (Scott) wird, dem im Film die Rolle der Stimme der Vernunft zukommt; der Einzige mit genügend klarem Blick, eine Katastrophe zu verhindern.
Für die damalige Zeit sind die Spezialeffekte beeindruckend. Die paar Matte-Gemälde eingangs sind bald vergessen, sobald mit dem Luftschiff der heimliche Star des Films aus den Wolken auftaucht. Vom Interieur sind genügend Bilder erhalten geblieben. Wise ließ sich nicht lumpen und bildete alles sehr akkurat nach. Somit auch den Tragkörper des Schiffes, bald wichtig für den Plot; ein Verhau von Aluminium-Fachwerk und Traggaszellen. Wirklich gut.
Eine Herausforderung stellte die Landung in Lakehurst dar. Ähnlich wie die Bilder des Zapruder-Films emblematisch für den Kennedy-Mord sind, so jene der US-Wochenschau für die Ereignisse am Landemast. Hier mußte Wise eine Balance zwischen Authenzität und technischer Machbarkeit finden und entschied sich, die realen Bilder mit den fiktionalen Geschehnissen an Bord zu mischen. `Hat den nützlichen Nebeneffekt, daß so die nur wenige Sekunden dauernde Realfilmsequenz auf mehrere Minuten gestreckt werden konnte. Eine andere Möglichkeit, die Geschehnisse fürs Kino zu orchestrieren, wäre damals kaum vielversprechender gewesen. Selbst in der auch ansonsten wenig überzeugenden Neuverfilmung fürs Fernsehen vor ein paar Jahren war dies eine kaum zu meisternde Hürde gewesen, trotz Verfügbarkeit computergenerierter Bilder.
Ist bestimmt kein Meilenstein des Kinos, trotzdem sehr ordentlich gemacht; `was für Liebhaber.
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24