
Drei Gesichter
Iran 2018, Laufzeit: 100 Min., FSK 12
Regie: Jafar Panahi
Darsteller: Behnaz Jafari, Jafar Panahi, Marziyeh Rezaei
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Packende Sozialstudie
Abschiedsvideo
"Drei Gesichter" von Jafar Panahi
Der Titel „Drei Gesichter“ und die ersten Einstellungen von Jafar Panahis („Offside – Frauen im Abseits“) neuem Film erwecken zunächst den Eindruck, dass er ausschließlich auf die Gesichter von dreien seiner Protagonisten fokussiert und nichts anderes zeigt. Doch diesen stilistischen Minimalismus bricht der gefeierte iranische Filmemacher schließlich auf, um auch andere Menschen zu zeigen, wenngleich auch größtenteils nur am Rande. 2015 hatte Panahi mit seinem international wohl bekanntesten und erfolgreichsten Film „Taxi Teheran“ auf der Berlinale den Goldenen Bären gewonnen. Er selbst hatte sich darin als Taxifahrer in der iranischen Hauptstadt in Szene gesetzt und mit einer auf dem Armaturenbrett installierten Kamera seine Fahrgäste gefilmt, die exemplarisch Einblicke in ihr Leben gewährten und auch immer wieder auf systemkritische Punkte wie Hinrichtungen und Berufsverbote zu sprechen kamen. Auch in „Drei Gesichter“ sind etliche Szenen von der Frontscheibe eines Autos aus eingefangen, aber hier wird das Innere des Fahrzeugs auch mal verlassen und andere Szenerien zu Handlungsschauplätzen gemacht. Gleichwohl sind es im Grunde drei Gesichter, auf die sich der Film inhaltlich und dramaturgisch konzentriert.
Das erste gehört der jungen Marziyeh (Marziyeh Rezaei), die liebend gerne Schauspielerin werden möchte und in ihrer Familie deswegen nur Ablehnung erfährt. Mit ihrem Handy hat sie sich aufgenommen, wie sie in einer Höhle in der Nähe ihres Heimatdorfes aufgrund ihrer verzweifelten Lage den Freitod wählt. Dieses Abschiedsvideo wurde Jafar Panahi (spielt sich wieder selbst) zugespielt, der es an die Schauspielerin Behnaz Jafari (auch als sie selbst) weitergeleitet hat, an die es adressiert war. In ihr hatte sich die junge Frau Unterstützung in der Verwirklichung ihres Traumes erhofft. Jafari und Panahi reisen nun gemeinsam ins Dorf Marziyehs, um etwas über die Hintergründe der schrecklichen Tat in Erfahrung zu bringen. In den ersten Einstellungen ist Panahi stets sehr dicht dran an seinen Protagonistinnen, weswegen er uns ihre Emotionen ganz unmittelbar zugänglich macht. Bis auf eine einzige Ausnahme im letzten Drittel des Films werden sämtliche Ereignisse aus der Sicht des Regisseurs geschildert, sodass man als Zuschauer immer nur so viel weiß, wie Panahi selbst. In seinen kunstvoll durchkomponierten Einstellungen steckt immer deutlich mehr, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Insbesondere die Schlusseinstellung, in der ganz viele Fäden der Handlung zusammenlaufen, ist eine inszenatorische Glanzleistung. Wir werden im Film immer wieder Zeuge von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der iranischen Bevölkerung, bekommen aber auch vor Augen geführt, wie diese durch überkommene Traditionen und falsches Ehrgefühl gerade den jüngeren Menschen die Verwirklichung ihrer Träume unmöglich macht.
Cannes 2018: Bestes Drehbuch
(Frank Brenner)

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