Amsterdam
USA 2022, Laufzeit: 134 Min., FSK 12
Regie: David O. Russell
Darsteller: Christian Bale, Margot Robbie, John David Washington
>> www.amsterdam-film.de/
Komödie um eine historische Verschwörung
Weltherrschaft
„Amsterdam“ von David O. Russell
„Meine Familie will mich loswerden“, meint Burt (wunderbar extrovertiert: Christian Bale, „American Hustle“) zu Harold (zurückgenommen: John David Washington, „Tenet“), als sich die beiden an der Front des Ersten Weltkriegs begegnen. Harold trägt die Uniform der Franzosen. Weil er ein Schwarzer ist. Schwarze sollen integriert werden in die US-Armee, die weißen Kameraden haben sich aber dagegen ausgesprochen, die gleiche Uniform zu tragen. In Uniform, aber nicht uniform, landen Burt und Harold schwer verletzt im Lazarett, sind dort aber gut aufgehoben in den Händen von Krankenschwester Valerie (Margot Robbie, „The Suicide Squad“), die sich in Harold verliebt und sich mit beiden Männern nach Amsterdam absetzt. Dort festigt sich eine tiefe Freundschaft. 15 Jahre später stolpern Burt und Harold in New York über einen toten General und geraten in eine große Weltverschwörung: Mächtige Geschäftsmänner wollen mächtigen Ländern gefügige Diktatoren ins Nest legen. In Italien und Deutschland ist man bereits auf gutem Wege – jetzt visiert man das Weiße Haus an. Wenig später stehen die zwei Freunde unter Mordverdacht. Um die eigene Haut zu retten, müssen Burt und Harold den Fall selbst aufklären.
US-Regisseur David O. Russell inszenierte 2004 mit „I Heart Huckabees“ eine profunde Klamotte, 2010 mit „The Fighter“ ein gefeiertes Milieudrama, 2013 dann „American Hustle“, ein Schelmenstück in sattem Zeitkolorit. Russel ist ein Wunderkind, seine Filme bleiben Wundertüten. Und längst sind sie bis in die Nebenrollen hinein starbesetzt. Zu den Konstanten seines filmischen Schaffens zählen Tempo und die gelungene Milieuzeichnung, aber noch lieber sucht Russell Gegensätzliches. „The Fighter“ mag eine Ausnahme bilden, ansonsten aber kollidiert bei ihm gern Irres und Wahrhaftiges („Three Kings“), Tiefgang und Klamauk. Und jetzt, mit „Amsterdam“, lässt der Regisseur und Drehbuchautor augenzwinkernd Fakt und Fiktion aufeinander los.
Man hätte sich eventuell ein wendungsreicheres letztes Drittel erhofft und insgesamt einen knackigeren Spannungsbogen. Russell aber, und das ist die Stärke des Films, setzt vor allem auf Skurriles. Auf Typen. Auf Momente. Und natürlich auf diese wundersame historische Verschwörung, die das Ganze rahmt. Auch die Sache mit dem gemischtrassigen Armeeregiment beruht auf Tatsachen. Irres und Wahrhaftiges – das gibt es eben nicht nur im Kino. Ausschließlich im Kino dagegen finden sich die besagten Typen und Momente: Wenn Mike Meyers („Austin Powers“, „Inglourious Basterds“) und Michael Shannon („Take Shelter“, „Shape of Water“) den drei Freunden als Spione der Alliierten begegnen, die sich als Vogelbeobachter ausgeben und Glasaugen verschiedenster Couleur anpreisen. Wenn Matthias Schoenaerts („Kursk“) als Kommissar mit seinem nerdigen Kollegen (Alessandro Nivola) aufkreuzt. Oder wenn Valerie mit ihren beiden Jungs einen Nonsense Song anstimmt. Kurzauftritte für die Kurzweil, mal touchy, meist kurios. Talyor Swift, Robert De Niro, Anya Taylor-Joy, Rami Malek springen auch noch in die Presche, und ein finaler, beherzter Appell verleiht dem historischen Mantel noch den aktuellen Zeitbezug.
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