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„Geliebt“ von Jan Soldat
Bild: Jan Soldat

Fantasien ausleben

16. Juni 2014

ifs-Begegnung mit Jan Soldat im Filmforum – Foyer 06/14

Freitag, 13. Juni: In der ifs-Begegnung „junger deutscher Film“ hatte man sich in diesem Monat dem 1984 in Chemnitz (damals noch Karl-Marx-Stadt) geborenen Filmemacher Jan Soldat angenommen, der mit dem halblangen Dokumentarfilm „Der Unfertige“ gerade seinen Abschlussfilm an der HFF „Konrad Wolf“ vorgelegt hat. Trotz dieser Tatsache kann der Regisseur bereits auf ein Œuvre von rund 40 Filmen zurückblicken, von denen einige auf Filmfestivals gezeigt und prämiert wurden, darunter auf der Berlinale, dem Pornfilmfestival in Berlin und dem Filmfestival von Rom. Die Moderation des Abends übernahm der Filmkritiker und -redakteur Sven von Reden, der Soldat nach der Projektion der drei Filme „Geliebt“ (von 2009), „Zucht und Ordnung“ (von 2012) und „Der Unfertige“ (von 2013) zunächst zu dessen Werdegang und der Entstehungsgeschichte der Filme befragte, bevor die Diskussion für die anwesenden Zuschauer geöffnet wurde. Mit „Geliebt“ hatte sich Jan Soldat direkt eines überaus kontroversen Themas angenommen, das durchwachsene Reaktionen hervorrief. Er porträtiert darin zwei junge Männer, die der Zoophilie mit ihren Hunden frönen. Soldats Motivation für das Thema war dabei denkbar nahe liegend: „Zu dem Thema gab es nichts. Das wollte ich sehen.“

Der Unfertige, Bild: Jan Soldat

Im Gegensatz dazu hielt sich die Begeisterung an der HFF „Konrad Wolf“, wo er den Film realisierte, eher in Grenzen. Dennoch konnte er „Geliebt“ drehen und ihn anschließend sogar in der Kurzfilmsektion der Berlinale 2010 präsentieren. Inhaltlich durfte Soldat an der Filmhochschule völlig frei arbeiten, haderte eher damit, dass ihm von außen vorgegeben wurde, wann er erste Rohschnitte seiner Arbeiten zu präsentieren habe. Der Regisseur ergänzt: „Gegenwind zu spüren war gut, um zu mir selbst zu finden.“ Auf dem Weg dorthin erkannte Jan Soldat auch, dass ihm Spielfilme weit weniger liegen als Dokumentationen. Deswegen hat er sich mittlerweile gänzlich vom narrativen Film gelöst und in Dokumentationen über Menschen, die ihre Fantasien ausleben, eine bislang unbesetzte Nische gefunden. In „Zucht und Ordnung“ porträtierte er dann zwei in die Jahre gekommene Sadomasochisten, die ihre Leidenschaft vor Soldats Kamera ausleben. Da er diesen Moment alleine einfangen und sehr direkt erleben wollte, verzichtete er bei dem Zehnminüter auf ein technisches Team und suchte die beiden Männer allein mit der Kamera in ihrer Wohnung auf. Beim Filmen ohne Mitarbeiter fühlt sich Soldat ohnehin freier, weil er dann nicht über die Themen und technische Belange diskutieren muss.

Sven von Reden im Filmforum, Foto: Frank Brenner

Bei seiner Arbeit geht es Jan Soldat nicht darum, ein Tabu zu unterstützen, sondern weniger Bekanntes zugänglich zu machen und in einer Alltäglichkeit zu verorten. So auch im neuesten Film, der am Abend zur Projektion kam, „Der Unfertige“. Protagonist ist der 60jährige Klaus, der sein Leben freiwillig als Sklave lebt. Soldat ging auf den Mann, den er über ein Internetportal kennen gelernt hatte, ohne Berührungsängste und mit einer natürlichen Neugier zu, da er sich für das Thema interessierte und etwas darüber erfahren wollte. Deswegen ist ihm auch viel daran gelegen, zunächst freundschaftliche Beziehungen mit den Porträtierten aufzubauen, die über die reine Filmarbeit hinausgehen. Auch nach Abschluss der Dreharbeiten hält er den Kontakt zu ihnen aufrecht. Und es liegt Soldat auch daran, seine Protagonisten zu schützen, weswegen er den Film über die Zoophilisten weder auf DVD noch im Internet vertreibt, damit die beiden Männer nicht zum Forschungsobjekt für Psychologiestudenten degradiert werden.

++ Auf Wunsch von Jan Soldat, der in seinem Privatleben nach eigenen Angaben stark bedrängt wird, wurden in diesem Text alle Fotos entfernt, auf denen er abgebildet ist. -- Red. ++

Frank Brenner

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