Wenn Feuerwehrtöpfe aufgelegt werden müssen, um Theatersterben abzuwenden, und heftige Einschnitte bei Sozialeinrichtungen und Bürgerhäusern angekündigt werden, sollten bei jedem, der sich um die Stadtgesellschaft, die hiesige Theaterlandschaft und Kultur sorgt, die Alarmglocken läuten. Oberbürgermeister Jürgen Roters wird nicht müde zu betonen: Köln sieht sich mit einer dramatischen Haushaltslage konfrontiert, allein im laufenden Jahr fehlen dem städtischen Etat über 300 Millionen Euro, da müsse schon jedermann seinen Sparbeitrag leisten.
Jedermann? Nicht ganz! Es gibt eine Gruppe von „Managern“ – geschützt vor Kürzung und jeglichem Leistungsbezug: die Geschäftsführer und Vorstände Kölner Tochtergesellschaften. Ein Vergleich mit ihren Kollegen im wohlhabenden und fast 1,5 mal so großen München offenbart, dass sich Köln trotz massiver Finanzprobleme zu einem El Dorado für Spitzenkräfte in der Regel defizitärer städtischer Tochterunternehmen gemausert hat und in der Entlohnung seiner Manager selbst München, das in 2012 einen Überschuss von 493 Millionen Euro verzeichnete, hinter sich lässt.
Erhielt der Münchener Messechef Klaus Dietrich für seine Dienste 292.728 Euro bei 222 Millionen Umsatz, so ließ sich das klamme Köln seinen Messechef Gerald Bös mit 683.000 Euro bei 235 Millionen Umsatz (inklusive 4,9 Millionen Verlust), sage und schreibe über 390.000 Euro mehr kosten. Harald Strötgen und vier weitere Vorstände der Sparkasse München erhielten 2,11 Millionen. Ihre Kölner Kollegen angeführt von Vorstand Artur Grzesiek 2,36 Millionen. Ein Plus von 250.000 Euro.
Bei 18 Millionen Euro Verlust im Jahr zahlt die Kölner Bädergesellschaft 221.000 Euro an ihren Geschäftsführer Bertholt Schmitt. KVB-Vorstandsvorsitzender Jürgen Fenske erhält mit 364.600 Euro etwa so viel wie die deutsche Bundeskanzlerin, obwohl seine Busse und Bahnen pro Jahr 72,95 Millionen Verlust einfahren. Sein Münchener Kollege Herbert König wird bei deutlich größerem Betrieb mit 348.000 Euro also niedriger entlohnt. RheinEnergie-Vorstandsvorsitzender Dieter Steinkamp erhält üppige 773.400 Euro pro Jahr, bei zugegebenermaßen guten Geschäftszahlen.
Es geht hier nicht um eine Neiddebatte, es geht schlicht um Transparenz, Gerechtigkeit und Leistungsbezug. Die skizzierte Schieflage lässt Sparvorschläge im Sozial- oder Kulturbereich unglaubwürdig erscheinen. Auch ist es verständlich, dass sich vor diesem Hintergrund Widerstand innerhalb der Bürgerschaft gegen ein wünschenswertes Großprojekt wie das jüdische Museum inklusive der archäologischen Zone – mit reinen Baukosten von 51 Millionen Euro – formiert.
Zeitgleich stehen professionelle, freiberufliche Schauspieler selbst in ausverkauften Freien Theatern für Abendgagen zwischen 50 bis 100 Euro brutto auf der Bühne. Und: Die bestehenden Museen verrotten vor sich hin. Köln steht vor einer inneren Zerreißprobe. Solange es seine Hausaufgaben im Bereich Vetternwirtschaft und innere Strukturen nicht macht, sind dem Bürger Einschnitte in die Lebensbereiche, welche die Stadt attraktiv und lebenswert machen und letztlich zum Erhalt des sozialen Friedens beitragen, schlicht nicht zu vermitteln.
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