Während waschechte Musical-Inszenierungen erst wieder ab Mitte Mai auf den Spielplänen der nordrhein-westfälischen und überregionalen Musical- Bühnen stehen, entdecken wir noch einmal eine jener mit „Mama Mia“ und „We will rock you“ so beliebt gewordenen „Lied-Revuen“, die um bekannte Songs einer Band oder eines Komponisten eine (dünne) Handlung stricken. Und während Abba und Queen hauptsächlich die Rock & Pop-Generation der 70er Jahre aus den Sitzen reißt, lädt Willi Ostermann eher die Vorkriegs-Generation gemütlich zum Schunkeln und mitträllern ein. Vornehmlich Kölner und dem Karneval zugewandte Rheinländer, gilt doch sein „Ich mööch zo Foß noh Kölle gonn“ als die „Nationalhymne“ der Domstädter.
Walter Bockmayer, ehemaliger Fassbinder-Schauspieler und Regisseur schriller Trash-Movies der 70er und 80er Jahre (u.a. „Jane bleibt Jane“, „Die Geierwally“) hat in seinem „Volkstheater“ nun seine ebenso schrille Willi- Ostermann-Revue aus dem Jahre 2003 wieder aufgenommen.
Es beginnt und endet im wahrsten Sinne des Wortes himmlisch. Denn Wilhelm „Willi“ Ostermann, das 1876 auf der Schääl Sick geborene und 1936 dort auch gestorbene Kölner Original, blickt von Petrus hinab auf seine geliebte Heimatstadt. Und in einer langen „Rückblende“ ertönen nun fast zwei Dutzend seiner populärsten Lieder, Krätzchen, Couplets und Karnevalsschlager in kölscher Mundart. Eingebettet in das Alltagsleben einiger seiner Lied-Figuren: Da ist sein Freund Christian Schmitz (Malte Fuhrer), ein Lebemann wie Willi (Ralf Hubertus Borgartz), mit dem er durchs Viertel zieht. Sie treffen Christians Frau Billa (Natascha Balzat), die gerade eine Million gewonnen hat und abhebt: „jetzt hät dat Schmitzen Billa, en Poppelsdorf en Villa“. Außerdem treffen sie auf Billas schielendes Patenkind Stina (Arne Hoffmann), dessen Mutter Zilla dem heiratsunwilligen Willi schließlich gesteht, dass er dessen Vater ist. Prompt hört Stinas Schielen auf – und das bisher hässliche Entlein bekommt den „schönen Färdenand“ ab. Und dann ist da noch das leichte Mädchen Lißge (Hilde Schmitz), eine „Barbie-Puppen- Fehlpressung“ mit ihrem „Prummen-Geschwader“ (Sylvia Bartusek, Aneta Chris). Da wird keine Zote ausgelassen, das Publikum augenzwinkernd einbezogen, wenn sich „Willi“ über dämliche Regieanweisungen oder die verhaltene Stimmung („Seid ihr all aus Düsseldorf?!“) im Saal mokiert. Aber dann reißen einen die die nostalgischen Lieder, die fetzige Tanzmariechen-Choreographie und das vor Spiellaune sprühende Ensemble mit in jenes „Köln-Gefühl“, dass die Stadt selbst für Zugereiste schnell zur Heimat macht.
Scala-Theater Köln, Hohenzollernring 48
bis 28. Juni jeweils 19.30 (Do-Sa) und 17.30 (So) Uhr
Karten: 24-34€ (0221 28 01 oder 0221 420 75 93)
Info: www.scala-koeln.de
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