Zu den Ausstellungen, die in diesen Wochen den richtigen jahreszeitlichen Ton finden, gehört eine Schau der grafischen Sammlung im Düsseldorfer Museum Kunstpalast. Zusammengestellt aus den eigenen Beständen, findet sich dort ein gänzlich unsentimentaler, vielschichtiger Einblick in die Landschaftsdarstellung der deutschen Romantik. Die Auswahl konzentriert sich auf Arbeiten auf Papier, das favorisierte Medium ist der Bleistift, aber im Altbau im Ehrenhof wird das ganze Repertoire der Zeichenkunst mit seinen Übergängen zur Malerei aufgerufen. Die ausgewählten Blätter kennzeichnet die künstlerische Absicht, bestimmte Intentionen zum Ausdruck zu bringen: die geographische Eigenheit oder die Schönheit der Landschaft oder die Gewalt der Natur selbst. Ein Weiteres ist die Vermittlung eigener Gefühle und Sehnsüchte, etwa durch Rückenfiguren oder die Weite der Landschaft.
Hintergrund dieser Zeichnungen sind die Reisefreudigkeit der Künstler der Romantik – insbesondere nach Italien, über die Alpen – und ab 1800 die Erfindung des Bleistiftes als neuartiges Zeichenmittel, das besonders von den deutschen Künstlern verwendet wurde. Ausgestellt sind 60 Blätter von so vorzüglichen Künstlern wie Carl Belchen, Carl Gustav Carus, Carl Friedrich Lessing und Friedrich Nerly, die zugleich für verschiedene Schulen der Kunstausübung im 19. Jahrhundert in Deutschland stehen. Zu sehen sind dörfliches Leben und das Dickicht des Waldes, Genreszenen und eine Leere am Horizont, die das Bild auratisch auflädt, Naturskizzen und ausformulierte Malereien. Vor Augen geführt wird ein immenser Reichtum an Ausdrucksmöglichkeiten. Hier zeigt sich einmal mehr, was die Sammlungen der hiesigen Museen zu bieten haben – und was man damit machen und vermitteln kann.
Spiegel der Seele. Landschaftsdarstellungen deutscher Künstler der Romantik | bis 26. 1. | Museum Kunstpalast Düsseldorf | www.smkp.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Rückblick nach vorne
Zehn Künstler:innen bei Martinetz
Im Kielwasser der Quietscheente
„Titanic – Eine immersive Reise“ in Köln – Kunst 03/25
Wege in die Wirklichkeit
„3R“ im KunstWerk Köln e.V. – Kunst 02/25
Modelle für die Zukunft
Walter Pichler und Friedrich Kiesler in Krefeld – Kunst in NRW 02/25
Raum auf der Fläche
Rune Mields in der Galerie Pamme-Vogelsang und in Aachen
Geister, Feuer, Poesie
Drei mythische Ausstellungen in Köln – Galerie 02/25
Wege aus dem Bild
Drei Kölner Ausstellungen mit bewegten Wesen – Galerie 01/25
„Was ist ,analoger‘ als der menschliche Körper?“
Kuratorin Elke Kania über „Zeit-Bilder.“ im Aachener Kunsthaus NRW Kornelimünster – Interview 01/25
Vorwärts Richtung Endzeit
Marcel Odenbach in der Galerie Gisela Capitain – Kunst 11/24
Richter daheim
Gerhard Richter im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 11/24
Außerordentlich weicher Herbst
Drei Ausstellungen in Kölner Galerien schauen zurück – Galerie 11/24
Lebenswünsche
„Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ in Köln – Kunst 09/24
Macht der Bilder
Katharina Sieverding im Düsseldorfer K21 – Kunst in NRW 01/25
Malerische Fotografie
„Foto – Kunst – Foto“ im Clemens Sels Museum Neuss – Kunst in NRW 12/24
Menschen allein
Lars Eidingers Ausstellung „O Mensch“ in Düsseldorf – Kunst in NRW 10/24
Noch gemalt
„Zwischen Pixel und Pigment“ in Herford und Bielefeld – Kunst in NRW 09/24
Farbe als Ereignis
Katharina Grosse im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 07/24
Farbe an Farbe
Otto Freundlich und Martin Noël in Bergisch Gladbach – Kunst in NRW 06/24
Am Anfang der Abstraktion
Hilma af Klint und Wassily Kandinsky in Düsseldorf – Kunst in NRW 05/24
Glaube und Wissenschaft
Louisa Clement im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 04/24
Das eigene Land
„Revisions“ im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln – Kunst in NRW 03/24
Ritt durch die Jahrhunderte
Die Neupräsentation im Kunstpalast in Düsseldorf – Kunst in NRW 02/24
Ende eines Jahrhunderts
George Minne und Léon Spilliaert in Neuss – Kunst in NRW 01/24