Produzent und Drehbuchautor Fritjof Hohagen ist ein Kind der 80er Jahre und mit spannenden Abenteuerfilmen groß geworden, die er in der heutigen Kinolandschaft schmerzlich vermisst. Die Fernsehadaption des Kurt-Held-Romans „Die schwarzen Brüder“ hatte es dem jungen Fritjof damals besonders angetan, weshalb er sich nun als Erwachsener um die Rechte des 1941 erschienen Buchs bemühte. Die aufwändige Neuverfilmung des Stoffes um Tessiner Bauernjungen, die zu Beginn des Industriezeitalters von ihren armen Eltern als Kaminfegerjungen nach Mailand verkauft werden, war dennoch nicht so ohne weiteres zu realisieren. Etliche Jahre gingen ins Land, bis genügend Finanziers und Unterstützer zusammengekommen waren, um Hohagens ambitionierte Vision einer Kinoadaption gerecht werden zu können. Als mit dem wohl bekanntesten Schweizer Regisseur und Oscar-Preisträger Xavier Koller („Reise der Hoffnung“) dann ein Spielleiter gefunden wurde, war das Projekt endlich in trockenen Tüchern.
Xavier Koller inmitten seines Filmteams
Schon seit 2007 ist die Film- und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen bei „Die schwarzen Brüder“ involviert, den deren Mitarbeiterin Christina Bentlage als einen „Kinoabenteuerfilm für Kinder mit europäischen und historischen Dimensionen“ beschreibt. Als kompliziert erwies sich auch die Locationsuche für die Geschichte, die um 1850 im Tessin und in Mailand angesiedelt ist. Nur wenige Orte sind noch genau in der Form erhalten geblieben, wie sie damals aussahen. In Westhoven fand man allerdings in Fort IX Teile der Festungsstadt Cöln, mit der Ausstatter Frank Bollinger hervorragend arbeiten konnte. Dort wurde der Hauptdrehort errichtet, der nach ersten Setplanungen im Februar 2012 schließlich in zehnwöchiger Arbeit bei nicht gerade idealen Wetterbedingungen entstand. Pünktlich zum ersten Drehtag am 23. Juli stellte sich dann aber auch in Köln endlich der Sommer ein. Die gesamte Crew hofft nun darauf, dass die Dreharbeiten auch in den kommenden zwei Wochen mit ähnlich viel Sonnenschein gesegnet sind.
Das Set im Fort IX in Westhoven
Für die Hauptrollen konnten die Produzenten eine ansehnliche Starriege gewinnen. Moritz Bleibtreu schlüpft in die Rolle des sinistren „Manns mit der Narbe“. Der beliebte und erfolgreiche Mime hatte erst nach Vertragsabschluss erfahren, dass seine Mutter Monica Bleibtreu 1983 in der Fernsehverfilmung des Stoffes mitgewirkt hatte. Auch Dominique Horwitz, der den Kaminfegermeister Zitrone spielt, hat bei „Die schwarzen Brüder“ einen der unheimlichen Charaktere inne: „Der ist Vollalkoholiker und besitzt eine lockere Hand. Meine Figur hat wirklich ganz üble Seiten.“ Diese werden allerdings durch komische Aspekte aufgefangen, damit es bei der anvisierten Hauptzielgruppe der 6- bis 14Jährigen nicht zu Alpträumen kommt. Regisseur Xavier Koller legt ohnehin Wert darauf, dass sich die ganze Familie gut unterhalten kann, schließlich müssen „die Eltern genauso zufrieden gestellt werden wie die Kinder.“ Für Kameramann Felix von Muralt entsteht hier ein „Kinder-Spaghetti-Western“, und im Angesicht des grandiosen Set-Designs verspricht das etwas zu werden, was wirklich die unterschiedlichsten Altersstufen begeistern kann.
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