Montag, 5. August: Elektronische Tanzmusik, wippende Körper, strahlender Sonnenschein und eine ganze Menge Wut: Der zweite „Critical Rave“, parallel zum „Camp for future“ (2.-11.8.) im Rheinischen Braunkohlerevier und organisiert vom BUNDjugend NRW, camp for [future] und Fridays for Future Köln, startet am Ebertplatz und schlängelt sich in Form einer gut gelaunten Schar tanzender Klimaaktivisten über den Hansaring und die Venloerstraße bis in den Leo-Amann-Park in Ehrenfeld.
„Auf die alarmierende Lage aufmerksam machen, mit Betroffenen solidarisieren und unserer Wut Luft machen”, lautet das zuvor angekündigte Ziel des Protests. Und genau diese Wut war bei den Ansprachen der Aktivisten in der Luft zu spüren, die vom Staub der tanzenden Füße schimmerte. „In mir sind etliche Emotionen, darunter ist Angst, Wut und Hilflosigkeit“, schreit ein Aktivist von der Ladefläche eines Kleintransporters, auf dem die Musik gespielt wird, „aber da sind auch Entschlossenheit und Hoffnung!“
Er appelliert an das Publikum: „Lasst uns heute laut fordern, was uns wichtig ist, um ein Gegengewicht zu diesem Wahnsinn zu bieten. Es ist höchste Zeit dass wir Verantwortung übernehmen und sie nicht mehr allein anderen überlassen. Es ist höchste Zeit, dass wir durch kreativen Protest aktiv und laut werden!“
Auch Yusuf aus London übernahm am Ende der Veranstaltung das Mikrofon und forderte Ausdauer im zähen Kampf für das Klima: „Fight and fight and fight until the change that we expect comes to pass!“ Er unterstrich erneut die weltweiten Ausmaße des Klimawandels, die bis in das kleinste Dorf in Afrika bereits zu spüren seien – Dürren, Überflutungen, Artensterben.
Montag, 12. August: Der Brunnen schäumt und muss abgepumpt und gereinigt werden. Unbekannte haben wahrscheinlich Waschpulver ins Wasser gegeben.
Sonntag, 25. August: Ein 25-jähriger Somalier verblutet gegen 4.45 Uhr nachts auf dem Ebertplatz an seiner Schnittwunde. Der mutmaßliche somalische Täter wird gefasst, es soll um Drogen gegangen sein. Die Polizei will den Einsatz von Zivilfahndern ausweiten, die insbesondere Drogendealer im Visier haben. Ein Augenzeuge erklärt am 28.8. im „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass die „positive Stimmung“ auf dem Platz nachts oft kippe. Bei einer Bürgerdebatte am selben Abend, bei dem auch NRW-Innenminister Reul zu Gast ist, sagt OB Henriette Reker laut „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass es in einer Millionenstadt nicht möglich sei, überall zugleich Sozialarbeiter einzusetzen.
Mittwoch, 28. August: Nachdem die für diesen Tag geplante Eröffnung eines neuen Rolltreppenkunstwerks „Polemoskop“ wegen der „tragischen Ereignisse“ abgesagt wurde, wird an der Vernissage der Ausstellung „LOLita“ der Frankfurter Hauptschule (FHS) im Gold + Beton festgehalten. „Verschieben heißt irgendwie auch einknicken“, meint Leiterin Meryem Erkus während der Vorbereitungen. Sie ordnet die FHS „irgendwo zwischen dem Zentrum für Politische Schönheit und Christoph Schlingensief“ ein, sie würde mit Humor der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten. Die FHS ist nach eigenen Angaben eher im Frankfurter Bahnhofsviertel unterwegs, suchte aber für die Ausstellung einen anderen Ort, der doch eine Ähnlichkeit hat.
„Der Ebertplatz ist halt bekannt“, erklärt sich Meryem Erkus die Anfrage der FHS. „Ich hatte Lust mit ihnen zu arbeiten, aus ihrem Konzept heraus. Das ist von der Thematik etwas schwieriger und heikler, zugleich sind Sexualität und Sexismus immer wieder Schwerpunkte bei uns.“
Die von der Frankfurter Künstlergruppe kuratierte Ausstellung bezeichnen die beiden angereisten Sprecher, die namenlos bleiben, als westlichen „Gegenpart“ zu einer Intervention in Weimar, bei der Goethes Gartenhaus mit Toilettenpapier beworfen wurde, „um ihn in die Nähe von #metoo zu rücken“. Dabei – kurz vor dem Start des Weimarer Kunstfestes – wurde das Goethe-Gedicht „Heidenröslein“ in der Vertonung von Schubert zitiert.
Nun geht es weiter um den Umgang mit alten Werken vor dem Hintergrund etwa von Bürgerinititativen und Petitionen, die das Abhängen von vermeintlich pädophilen Gemälden von Balthus fordern. So ein Umgang mit „Abweichung von der Norm“ sei natürlich eine Form der Zensur, so die Frankfurter, die damit bewusst auch ihrer Weimarer Aktion ein Stück weit widersprechen. „Es geht uns darum, den neuen Diskurs um Sittsamkeit in der Kunst zu thematisieren.“
Städelschule-Absolvent Il-Jin Atem Choi ist einer der fünf von der FHS eingeladenen Künstler, die die Aufgabe hatten, ausgehend von einem eigenen Kinderfoto zu arbeiten, das sie nackt zeigt. „Da schwingt mit: Nicht alles ist automatisch pädophil“, sagt er, „nicht alles muss nun retrospektiv zensiert werden. Es kommt auf Nuancen an.“ Die kleine Ausstellung, bei deren Eröffnung zu Goethes 270. Geburtstag „die besten Songs der schlechtesten Menschen – von Mick Jagger bis Michael Jackson“ gespielt wurden, ist bis zum 2. September täglich von 15 bis 20 Uhr zu sehen.
Zur Lage auf dem Platz sagt uns Meryem Erkus: „Es ist das Übliche, es wird zu spät reagiert. Es ist nicht so, dass sich nicht gekümmert wird, zum Beispiel reinigt die AWB jetzt wie geplant den Boden.“ Wie schon vor zwei Jahren aber nähme die Aktivität auch der Polizei wieder nach einer tödlichen Messerattacke zu. Die im Oktober 2018 angekündigten Videomasten werden an diesem Tag installiert, um im Dezember mit Kameras in Betrieb zu gehen.
Termine: 5.9. 18 Uhr Platzkonzert | 6.9. 18 Uhr Vernissage Gold + Beton | 6.9. 19 Uhr Vernissage Bruch & Dallas | 6.-8.9. Klavierfestival im Labor | 21.9. 14-21 Uhr Ebertplatz erleben | 26.-29.9. 18-20 Uhr Offene Musikbühne
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