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Hartmut Priess spielt Bass, Gitarre und Mandoline bei den Bläck Fööss.
Foto: Presse

„Der Karneval wird bunter“

29. Januar 2011

Hartmut Priess über die Lieder der Bläck Fööss und die Zukunft der tollen Tage – Thema 02/11 Links-rheinischer Karneval

choices: Herr Priess, ist Karneval Rebellion?
Hartmut Priess:
Auf jeden Fall. Der Karneval, wie er in den Medien dargestellt wird, lässt Köln gerade für Intellektuelle nicht immer vorteilhaft erscheinen. Aber gerade die Schull- und Veedelszöch sind eine kreative Großleistung aller beteiligter Schulen und Vereine.

„In unserem Veedel“ ist ja eigentlich ein Lied für Hausbesetzer?
Als es damals 1973 erschien, hat es den Bürgerinitiativen in der Tat viel Kraft gegeben.

Sie waren die Wutbürger der 1970er Jahre?
Wir haben uns mit unseren Liedern oft eingemischt. Bei „Weia Oweia“ haben wir den Konflikt um das Stollwerck vorweggenommen. In „Heimweh en Kölle“, das sich ja auf das alte Karnevalslied von Willi Ostermann „Heimweh noh Kölle“ bezieht, erzählen wir von Alteingesessenen, die ihre Stadt nicht wiedererkennen. In „Schäl Sick“ bezogen wir uns auf die Pläne, rechtsrheinisch einen Hochhauspark zu errichten. Diese Pläne sind dann ja an dem Einspruch der Wutbürger der UNESCO gescheitert.

Und so verpasst Köln nun die Chance, das Manhattan am Rhein zu werden.
Der damalige Oberbürgermeister sagte ja, dass die paar Hochhäuser nicht stören. Ich hätte ihm gern Paris gezeigt. Jene Metropole kommt quasi ganz ohne Hochhäuser in der Innenstadt aus. Drei Jahre vor dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs veröffentlichten wir das Lied „Firma Huddel & Brassel“. Eigentlich ging es um eine Firma, die immer mehr expandiert, schließlich im Himmel eine U-Bahn, eine Seilbahn und eine Geisterbahn baut. „D’r Himmel krije mer och kapott“ heißt es dort. Man ist nicht immer glücklich, wenn man mit seinen Liedern recht behält.

Welche Visionen haben Sie für die Zukunft?
Bei Konzerten vor Schulkindern fragen wir dann einzelne, wo sie herkommen. Die antworten dann alle: „Wir sind Kölsche“. Wenn wir dann nach den Eltern fragen, wird uns aber klar, dass wir vor einer kleinen UNO-Vollversammlung spielen. Viele Kinder, die ihre Wurzeln in fernen Ländern haben, haben einen Riesenspaß daran, Kölsch zu sprechen, weil sie merken, dass man so der Stadt und den Menschen hier näher kommt. Der Karneval wird bunter.

Interview: Lutz Debus

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