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Angela Schanelec und Kathrin Peters beantworteten Fragen

Das Ende der Fotografie

17. Juli 2014

„Marseille“ im Filmforum – Foyer 07/14

Donnerstag, 10. Juli: Mit dem siebten Filmscreening endete nun die im März begonnene Filmforum-Reihe „Filmblicke auf die Fotografie – Fotografie im Spielfilm von den 1960ern bis heute“. Wie bereits bei den sechs vorangegangenen Terminen hatte man sich einen Spielfilm ausgesucht, der Fotografie thematisiert, um im Anschluss mit Experten darüber zu diskutieren. Die Wahl des abschließenden Films fiel auf den 2004 entstandenen „Marseille“ von Angela Schanelec, die nach der Projektion des Films gemeinsam mit Prof. Dr. Kathrin Peters, Dozentin an der Universität Oldenburg, über ihren Film und dessen Fotografie-Thema sprach. Schon in ihrer Einführung hatte Organisatorin Esther Rossenbach vom Filmforum darauf hingewiesen, dass in „Marseille“ vergleichsweise wenige Fotografien im Film tatsächlich zu sehen seien. Nichtsdestotrotz wäre das aber auch hier eines der zentralen Themen, das zusätzlich dadurch interessant würde, dass die Protagonisten des Films trotz der technischen Möglichkeiten des Jahres 2004 noch analoge Aufnahmen herstellten. Im Gegensatz dazu entwarf der „Marseille“ vorangestellte WDR-Beitrag des Jahres 2012 zur Photokina unter dem Titel „Das Ende der Fotografie“ die Utopie der zunehmenden Bedeutungslosigkeit von Fotografien aufgrund des Siegeszugs von Smartphones mit Fotofunktionen.


Organisatorin Esther Rossenbach führte in die Veranstaltung ein

Angela Schanelec erläuterte im Gespräch zu ihrem mittlerweile zehn Jahre alten Film, dass für sie „das Interessante an einer ausgedachten Figur, die fotografiert“, die Tatsache sei, dass es sich dabei um jemanden handle, „der nicht agiert, sondern eher reagiert“. Das entspräche ihrer eigenen Einstellung, die ja auch insofern vergleichbar sei, als sie als Regisseurin auch „fotografiere, wenn ich einen Film mache“. Die beiden Protagonisten ihres Films, die von Maren Eggert gespielte Sophie und der von Devid Striesow dargestellte Ivan, haben ganz unterschiedliche Arten, zu fotografieren. Ivan hat bei seiner Arbeit ganz konkrete Vorstellungen von dem, was er fotografiert, und baut um sich herum einen Raum dafür. Sophie hingegen fotografiert eher das, was sie in jenem Moment nicht versteht, „um später vielleicht auf die Idee zu kommen, warum sie es fotografiert hat“. Gleichwohl, so Schanelec, hätten beide Figuren einen Blick von außen, der sie verbindet. Die Filmemacherin thematisiert in „Marseille“ auch unterschwellig eine Liebesgeschichte zwischen den beiden, die nie konkretisiert wird, aber durch die fotografische Verbindung eine symbolische Entsprechung erhält.


Angela Schanelec zu Gast im Filmforum

Für Kathrin Peters ist der ganze Film „Marseille“ sehr fotografisch aufgebaut, was die Wissenschaftlerin u.a. an den langen, statischen Einstellungen und der peniblen Filmkadrage festmacht. Angela Schanelec ergänzte hierzu, dass Fotos beim Betrachter stets die Phantasie über die dargestellten Personen anregen würden, über die man in der Regel nichts wisse. Beim Film hingegen käme noch der Aspekt der Zeit hinzu, hier sei die Nötigung und Bevormundung des Zuschauers eine ganz andere, weil der Regisseur vorgibt, wie lange man eine bestimmte Einstellung zu betrachten habe. In diesem Zusammenhang erläuterte Schanelec auch: „Man sieht in meinen Filmen kaum einen Gegenschuss, weil die Zeit ja weiterläuft und weil ein Gegenschuss nie den Moment zeigen kann, den der Protagonist gesehen hat.“ Im anschließenden Publikumsgespräch wurde allerdings doch ein Gegenschuss in „Marseille“ ausgemacht, den die Regisseurin als seltene Ausnahme von der Regel dennoch rechtfertigte, weil er sich im Moment des Drehens richtig angefühlt hätte – oder weil er schlichtweg aus einer technischen Notwendigkeit, dem Ende der 35mm-Rolle, heraus entstanden sei.

Text/Fotos: Frank Brenner

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