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Patricio Guzmán zu Gast im Weisshaus.

Clever konstruierter Dokumentarfilm

09. Dezember 2015

„Der Perlmuttknopf“ im Weisshaus – Foyer 12/15

Dienstag, 8. Dezember: Für den Real-Fiction-Verleihchef Joachim Kühn stellte die Köln-Premiere des Films „Der Perlmuttknopf“ im Weisshaus-Kino gleich in doppelter Hinsicht eine Wiederbegegnung mit dessen chilenischem Regisseur Patricio Guzmán dar. Fünf Jahre war es her, dass der gefeierte Dokumentarfilmer seinen Vorgängerfilm „Nostalgia de la luz – Heimweh nach den Sternen“ persönlich in Köln präsentiert hatte; und nach der gefeierten Premiere von „Der Perlmuttknopf“ bei den diesjährigen Berliner Filmfestspielen gab die Köln-Premiere des Films nun den Startschuss für den bundesweiten Kinoeinsatz des Films ab 10. Dezember. Als einer der sehr seltenen Dokumentarfilmbeiträge hatte es Guzmáns kunstvoll gefilmte chilenische Geschichtsstunde nicht nur in den Haupt-Wettbewerb der Berlinale geschafft, sondern war dort am Ende sowohl mit dem Preis der ökumenischen Jury als auch mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch ausgezeichnet worden. Letzteres sicherlich auch ungewöhnlich für einen Dokumentarfilm, weswegen damit kaum jemand gerechnet hatte.

Renate Sachse, Patricio Guzmán und Joachim Kühn

Aber „Der Perlmuttknopf“ ist ein eindringlicher Beweis dafür, dass man auch die Konzeption und den erzählerischen Faden eines Dokumentarfilms nicht unterschätzen sollte. Patricio Guzmán ist hier auf überzeugende Weise gelungen, die unterschiedlichsten Themen, sein Land betreffend, miteinander in Bezug zu setzen und künstlerisch ansprechend miteinander zu verbinden. Zu seiner Vorgehensweise gefragt, konnte der Regisseur allerdings keine eindeutige Antwort liefern: „Wie es zu den Themenverbindungen kommt, kann ich mir selbst nicht genau erklären. Ich gehe von einem Punkt zum anderen, oftmals in verschiedene Richtungen, und irgendwo treffen sie sich dann wieder“, rekapitulierte Guzmán. Bei der Bühnenpräsentation im Kölner Weisshaus-Kino fungierte Renate Sachse, die Produzentin und Lebenspartnerin des Regisseurs, als Übersetzerin aus dem Spanischen ins Deutsche und zurück. Dass sie bei diesen Übersetzungen mitunter etwas länger antwortete, als der Regisseur dies getan hatte, machte diesen stutzig, woraufhin Sachse zugab, dass sie Einiges ausführlicher schildere, weil sie ja auch selbst stets aktiv in die Produktion des Films involviert war. So war es beispielsweise auch eine ihrer Aufgaben, die zahlreichen historischen Fotos und Aufnahmen, die Guzmán bei seinen Recherchen in Büchern entdeckt hatte, im Original ausfindig zu machen und zu beschaffen. Dazu nahm Sachse auch Kontakt mit dem Steyler Museum „Haus Völker und Kulturen“ in Sankt Augustin auf, das die Produktion tatkräftig unterstützte.

Der Regisseur mit seiner Produzentin Renate Sachse

Obwohl Patricio Guzmán sich penibel auf seinen Dreh vorbereitet, läuft alles in der Praxis dann doch ein wenig anders ab. In Köln erläuterte er: „Ich schreibe ein Drehbuch, das beim eigentlichen Dreh dann aber in der Schublade bleibt. Vor Ort konstruiere ich dann doch alles wieder anders.“ Bei seiner ersten vorbereitenden Reise nach Patagonien stieß er dann zum ersten Mal auf die Geschichte des Ureinwohners „Jimmy Button“, der seinem Film schließlich zu seinem Titel verhalf, nachdem Guzmán bei weiteren Recherchen auf einen zweiten wichtigen Knopf gestoßen war, der die beiden Schicksale auf symbolische Weise miteinander in Beziehung setzte. Trotz seiner internationalen Erfolge gilt der Prophet respektive Historiker im eigenen Lande nicht viel. Chile sei nach Meinung Patricio Guzmáns bislang noch ziemlich ignorant gegenüber der Gräueltaten seiner Geschichte. In „Der Perlmuttknopf“ erfahre man als Zuschauer weit mehr, als in chilenischen Schulbüchern stehe. Vielleicht ändert sich daran in absehbarer Zeit nun doch etwas, denn Guzmáns neuen Film haben in Chile bereits 13.000 Menschen gesehen, was einen beachtlichen Erfolg darstellt, und sein Vorgänger „Nostalgia de la luz“ hat es in Guzmáns Wahlheimat Frankreich mittlerweile sogar auf den Schullehrplan geschafft.

Text/Fotos: Frank Brenner

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