Der ehemalige BAP-Gitarrist Klaus „Major“ Heuser und der Bluesmusiker Richard Bargel hätten sich nie zum Musizieren zusammen gefunden, wären sie sich nicht in der Talkshow von Anka Zink begegnet. Aus dem zufälligen Treffen wurde eine Band – Bargel und Heuser. Obwohl sie aus ganz anderen musikalischen Richtungen kommen, ist ihr Projekt ein Erfolg.Ihre neue Studio-CD "Men in Blues" soll bald auch auf Vinyl erscheinen. choices sprach mit den beiden Musikern aus Köln und Bonn.
choices: Kannten sie sich bereits vor Ihrem Treffen in der Talkshow?
Bargel: Wir waren beide in verschiedenen Musikszenen unterwegs, Heuser mehr in der Rock- und ich in der Bluesszene. Und diese beiden treffen sich in Köln eigentlich nicht. Wir kannten uns natürlich, wussten, wer der andere ist, und haben uns auch gegrüßt, hatten aber sonst nichts miteinander zu tun.
Wie kam es zu dem Treffen in der Talkshow 2009?
Heuser: Dort hatte man mehrere Musiker eingeladen zum Thema Gitarristen. Sie haben uns gefragt, ob wir was vorspielen. Ich habe geschaut, wer da noch kommt, und da ich ihn flüchtig kannte, hab ich ihn angerufen und gefragt, ob wir da nicht zusammen was machen. Und so ist das Ganze entstanden.
Bargel: Wir haben dann erst mal nur in der Talkshow gespielt; aber ein Jahr später hat er mich gefragt, ob ich auf einem Konzert von ihm als Überraschungsgast mitspiele. Dann haben wir mal geprobt, und Spaß daran gehabt. Ich habe hinterher das ganze Konzert mit gespielt. Und dann dachten wir: „Das war ja nicht schlecht, das machen wir nochmal“.
Heuser: Unser Zusammenkommen war, wie so viele Dinge im Leben, reiner Zufall. Es war jetzt nicht so, dass ich eine Bluesband gründen wollte.
Bargel: Parallel dazu hatte ich schon angefangen, mir ein Trio aus Kontrabass und Schlagzeuger zusammen zu stellen. Und die haben wir dann direkt mitgenommen und so ist die Band entstanden. Im Januar 2010 war unser erstes offizielles Konzert im Pantheon. Es war auch sofort ausverkauft, es gab super Kritiken, die Leute waren begeistert. Und bei den folgenden Konzerten ging das so weiter, zu unserer großen Überraschung. Wir wussten ja auch nicht, was daraus so wird.
Wie würden Sie Ihr Zusammenspiel in Ihrer Laufbahn einordnen?
Heuser: Unsere vorherigen Laufbahnen waren ja sehr anders. Das ist jetzt ein Teil in meinem Leben, der mir im Moment viel Freude bereitet. Wir haben ja auch keinen Plan dahinter, wir spielen, wir haben jetzt eine Platte gemacht, machen jetzt noch eine, aber in unserem Alter ist so etwas ja nicht auf die nächsten 20 Jahre angelehnt.
Bargel: Wir wollen ja nicht eine Riesenkarriere damit machen; wir haben ja auch schon unsere Geschichte, und unser Ziel ist es, endlich, wo wir in dem Alter sind, einfach das zu spielen, was uns Spaß macht. Umso besser, wenn wir damit Erfolg haben.
Heuser: In unserem Alter weiß man ja nie (lacht). Wie wollen das ganze überschaubar halten.
Bargel: Ohne Druck von einer Plattenfirma – den Druck macht man sich dann schon von alleine. Man hat ja auch seine Ansprüche, und die reichen ja schon (lachen). Wir nehmen das ganze schon auch ernst, nur ist es auch was anderes als früher. Mit 23 hatte ich ganz andere Visionen. Man ist schon viel ruhiger und hat mehr Erfahrungsschatz, als wenn man gerade anfängt, da ist man ja viel ungestümer.
Heuser: Wie werden jetzt nicht einfach eine Scheibe nach der anderen herauswerfen, nur um etwas herauszubringen. Wir müssen uns ja auch immer wieder zusammenfinden, denn auch die anderen beiden Musiker kommen aus ganz anderen Richtungen.
Herr Bargel, Sie kommen aus der Bluesszene. Wie würden sie die Stellung des Blues in Deutschland beschreiben?
Bargel : Also in der öffentlichen Wahrnehmung sehr gering. Man kennt Blues in der Öffentlichkeit nur durch Clapton, JJ Cale, aber sonst – es gibt eine Szene, auch Bluesbands, die in der Qualität im Vergleich zu den 70er und 80ern auch besser geworden sind, aber es ist eine ziemlich geschlossene Szene.
Heuser: Es ist auch die Frage, wie man Blues definiert. Für mich ist Blues eigentlich nicht so eine enge Richtung, sondern es ist der Ursprung der populären Musik, bis zum Hip Hop. Somit ist der Blues immer präsent. Wir haben heute zwar das Problem, dass die Radiostationen nur noch nach Einschaltquote senden. Damit ist statt Vielfalt Einfalt ins Radio gekommen. Wenn man jetzt Hip Hop als solchen betrachtet, findet der ja auch nicht im Radio statt. Und das ist im Fernsehen dasselbe – wer sagt denn, dass das Gezeigte auch dem entspricht, was Leute sehen wollen?
Und was ist mit den alternativen Radiosender?
Heuser: Alternativen gibt's, aber die sind schwer zu vermitteln! Ich muss auch bei einer Zeitung lange schauen, bis ich etwas qualitativ Gutes finde. Ich bin mir nicht so sicher, ob unsere Gesellschaft wirklich so ist.
Bargel: Es heißt ja immer die Leute wollen das sehen, hören etc. Ich bin der Meinung, dass das nicht stimmt. Es geht ja eher darum, was man den Leuten darbietet. Und wenn im Radio kein Blues gespielt wird – woher sollen die wissen, ob sie das gut finden oder nicht?
Heuser: Ich meine aber schon, dass in der Breite das Angebot schlechter ist als früher. Als es nur ARD und ZDF gab, war das Angebot besser, und jetzt haben sie mehr Konkurrenz und müssen sich immer mehr angleichen. Und Musik gibt es ja im Fernsehen im Vergleich zu früher kaum noch, oder eben auch dieser Mainstream. Da haben die Interpreten, die bei den Musiksendungen auftreten, ja mit der Musik gar nichts zu tun, schreiben sie ja noch nicht einmal selber. Es soll ja ein Massenpublikum erreichen. Und für uns ist es ja auch nicht so leicht, an die richtigen Hörer ranzukommen, ohne Werbung geht da nichts.
Bargel: Es wird ja heute auch so viel angeboten, die Leute können ja gar nicht mehr so durchblicken. Es geht um die Wahrnehmung – man muss auffallen. Wenn der Veranstalter kaum Werbung macht, stehen wir auch vor nur 20 Leuten.
Spannend war auch ihr Konzert im Gefängnis in Bochum.
Bargel: Ja klar, wenn wir jetzt auch nicht die Band sein wollen, die in Gefängnissen spielt. Das hab ich früher öfter gemacht. Aber die Leute warten ja nicht unbedingt darauf, dass wir kommen, und auch das Publikum hat sich im Gegensatz zu früher schon geändert. Es war aber schön zu sehen, dass wir die erst skeptischen Insassen dann doch mitreißen konnten.
Was ist denn für Sie das besondere Ihres Zusammenspiels?
Heuser: Das Besondere ist zum einen sicher dieser Zufall, dass wir zusammen gefunden haben. Sonst hätte ich das gar nicht so gemacht. So sind jetzt fast drei Welten zueinander gekommen. Unsere beiden anderen Bandmitglieder Sascha Delbrouck am Bass und Marcus Rieck an den Drums sind zum einen um einiges jünger als wir, zweitens kommen sie aus der wirklichen Jazzszene, haben das auch studiert, und er (Bargel) kommt aus der tiefsten Bluesszene. Und ich war ja fast schon Mainstream, also Rock. Das ist ja gerade das spannende an der Sache, dass alles gar nicht so zusammenpasst, aber es geht trotzdem.
Bargel: Vor allem die zwei Gitarren: Heuser spielt ja eine sehr rocklastige Gitarre, und ich spiel eine sehr archaische, Bluesgitarre, akustisch, die Dobro.
Heuser: Hätten wir uns einen Gitarristen aussuchen könne, wären wir nie aufeinander gekommen. Ich wär auch nie auf unseren Schlagzeuger gekommen. Mich fasziniert gerade an unserem Schlagzeuger seine Entwicklung. Er bringt Stilistik in das Spiel. Das bringt mich wiederum auf neue Ideen. Und unsere verschiedene Generationen: wenn die jüngeren mit Mitte Dreißig und Anfang vierzig sich über Musik unterhalten, wird's für uns beide mit 55 und 61 Jahren manchmal schon schwierig, und umgekehrt genauso. Da ist unheimlich viel, was wir voneinander lernen können. Wir haben auch Kinder in ganz anderen Altersgruppen, alleine deswegen ist es schon spaßig, da wir den jüngeren Ratschläge bezüglich Kindern geben können. Also generationenübergreifend und privat insgesamt eine runde Sache.
Bargel und Heuser | 5.4., 20 Uhr | Comedia Köln, Vondelstraße 4-8, Köln | Infos 888 77 222 | Verlosung : Blues meets Rock
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