Mittwoch, 23. Mai: „Es ist eine Schande, dass Deutschland trotz hohem Kapital und technischen Mitteln kaum fortschreitet, um den Klimawandel zu reduzieren“, sagt Filip Antoni Malinowski zum Filmpublikum in der Neuen Filmbühne in Bonn. Er ist der Regisseur von „Guardians of the Earth“, der dort feierte und ab dem 31. Mai in einigen Städten regulär anläuft – außerdem sind weitere Sondervorführungen und Diskussionen, auch mit Blick auf die nächste Weltklimakonferenz im Dezember in Katowice, geplant. Das Premierenpublikum diskutierte mit Malinowski sowie mit Daniel Mittler, Politischer Direktor von Greenpeace International, Kathrin Schroeder von Misereor und Denise Matias vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik über den Film und den Status quo der Klimapolitik.
„Guardians of the Earth“ ist ein Dokumentarfilm, einige Zuschauer bezeichneten ihn auch als Krimi, der tiefe Einblicke in die Klimakonferenz 2015 in Paris gewährt. Er zeigt Ausschnitte von den Verhandlungen zwischen den Delegierten, die sich bei der zweitägigen Verlängerung der Konferenz einigten, dass bis höchstens 2060 die Treibhausgasemission neutralisiert werden muss, um die Erderwärmung bei höchstens 2 Grad Celsius zu halten.
Es ist ein emotionaler Film, der verschiedene Perspektiven aufnimmt: Gleichgültige, als auch weinende und verzweifelte Abgeordnete werden interviewt, aber auch die zuschauende Zivilgesellschaft, die während der Konferenztage demonstrierte, bekommt eine Stimme. Sind solche Demos wirksam? Aus dem Publikum fragte man, wie es wohl in Katowice mit der in Polen eingeschränkten Demonstrationsfreiheit laufen werde. „Ganz ehrlich? Das juckt die Delegierten nicht. Die sind knallhart und eiskalt, wollen nur die Interessen des eigenen Landes vertreten“, gab Malinowski aus eigener Erfahrung zu. In Deutschland zumindest hätten Demonstrationen in der Vergangenheit dennoch so manche Gesetze geändert.
Immer wieder kam während der Talkrunde die Frage: „Was habt ihr gesehen?“ War es Hoffnung? Oder Entmutigung? Regisseur Malinowski: „Der Film zeigt, dass die Bereitschaft, sich dem Klimawandel entgegenzusetzen, da war. Einige Länder, wie Saudi-Arabien oder die Philippinen, tendieren wegen den Beziehungen zu Trump wieder auszusteigen, aber sie würden es trotzdem versuchen.“ Saudi-Arabien wolle als Öl-Exportland seinen Reichtum sicher nicht verlieren. Aber die Philippinen habe es 2013 mit dem Supertaifun katastrophal getroffen.
„Die Regierung entscheidet zwar am Ende über die Umweltpolitik, aber machtlos sind wir nicht. Es ist unsere Aufgabe Druck auf die Regierung auszuüben,“ sagt Denise Matias. Daniel Mittler hingegen habe eine Wut gefühlt, während er den Film sah. „Es ist hier in Deutschland immer noch zu leise. Mittlerweile sterben auch hier Menschen durch Unwetter.“ Er glaube dennoch daran, dass fossile Brennstoffe bald der Vergangenheit angehören, und so müsse Druck für den Kohleausstieg gemacht werden.
Es gab Gäste, die zu Tränen gerührt waren, andere schienen ratlos und brauchten eine konkrete Lösung, manch einer kritisierte die zu lockere Kultur der Freiwilligkeit, wenn es um umweltbewusstes Leben geht. Wie eine konkrete Lösung aussah, äußerte die bekannte indische Umweltaktivistin Vandana Shiva: „Die Antwort sieht man bereits im Filmplakat: Schützt so viele Pflanzen wie möglich und baut die Landwirtschaft ökologisch aus. Es geht um ein freiwilliges, aber auch um ein moralisches Engagement.“
Klimawandel? Ermüdend ist die ewige Diskussion, fern scheint die Lösung. Der westlichen Welt geht es zurzeit noch gut. Darum ist ein Film manchmal der bessere Weg, um den Dialog zu öffnen. Oder um den Klimawandel zu verstehen. Erst durch das Visuelle, die Emotionen, Schreie, Sterben und Katastrophen erhält der Klimawandel ein Gesicht. Es ist ein Gesicht des Grauens.
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