Die Uhr tickt auf Neujahr zu, dann sind Essen und das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas. Es hätte Köln sein können, wenn man sich beim NRW-Vorentscheid 2004 nicht so rückwärtsgewandt präsentiert hätte. Jetzt macht die Ruhr, so gut sie kann, Furore, während in Köln ach und weh geklagt wird, wie weit die Kulturstadt im Vergleich mit anderen zurückgefallen sei. Jetzt soll an der Kölner Kultur auch noch gespart werden! Um aus dem Jammertal herauszukommen, sollte man sich den Optimismus der Kulturhauptstadt zu Eigen machen und ihr die Unterstützung zukommen lassen, die sie verdient. Zumal die Kölner für viele 2010-Projekte über das Knowhow verfügen, das den Menschen im Pott abgeht. Das beginnt schon mit der Eröffnung, für die Herbert Grönemeyer immer noch an einer Hymne schreibt. Wenn er nicht pünktlich fertig wird, könnte Marie-Luise Nikuta kurzfristig mit einem Motto-Lied aushelfen. Die Programm-Highlights 2010 sind Massenveranstaltungen, mit denen Köln vielfältige (Karneval! CSD! Kölner Lichter!), das Ruhrgebiet aber eigentlich nur im Fußball und mit der Cranger Kirmes Erfahrungen hat. So sollen am 5. Juni am „Day of Song“ in der Veltins Arena auf Schalke über 65.000 Sängerinnen und Sänger aus ganz Europa zum Mitsingen animiert werden – ein schwieriges Unterfangen, weil es außer Helge Schneider keine guten Vorsänger gibt, es sei denn, Nena aus Hagen würde mitmachen. Hier könnte die Kölner „Loss mer singe“-Bewegung beim Einsingen helfen. Am 18. Juli soll dann der Ruhrschnellweg zwischen Duisburg und Dortmund in beiden Fahrtrichtungen für die längste Tafel aller Zeiten gesperrt werden. 2010-Direktor Fritz Pleitgen erhofft sich auf der Autobahn einen „emotionalen Gründungsmoment der Metropole Ruhr.“ Damit der Funke zündet, könnte sich „Der längste Desch vun Kölle“ unter die Tafelnden mischen und – schunkelnd – für Stimmung sorgen. Im Sommer haben auch die Karnevalisten Zeit. Das Festkomitee des Kölner Karnevals könnte auf Zollverein an einem „Tag des Frohsinns“ demonstrieren, welch kreative Klasse der Fastelovend hat. Die Stunksitzung würde unplugged in der Zeche Karl nachlegen. Auch sportiv könnte Köln die Ruhr unterstützen. Weil der Essener Karstadt- Marathon der gleichnamigen Insolvenz, Oppenheim und Esch zum Opfer gefallen ist, sollte der KölnMarathon ins Ruhrgebiet verlegt werden. Das wäre ein Stück Wiedergutmachung für Kölner Klüngeleien mit Oppenheim- Esch. Auch die Kölner Stadtverwaltung, die als „Stadt der Events“ schon Papstbesuche und den Weltjugendtag gemeistert hat, könnte das Ihre tun und Experten der Stabsstelle Events nach Essen ausleihen. Schließlich könnte auch KölnTourismus mit einem pfiffigen Slogan Unterstützung signalisieren: „Besser Essen in Köln“.
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