Die Sängerin Alsarah wurde im Sudan geboren, inzwischen residiert sie mit ihrer Band Alsarah & the Nubatones in New York, wo ihr zweites Album „Manara“ entstand. Hier verschmilzt ostafrikanische Folklore mit Oud und Ngoni mit poppigen Arrangements zu einem zarten Klang mit ergreifenden Melodien (Wonderwheel). Zusammen mit ihrem Ehemann, dem Oud-Spieler Jeiche Ould Chighaly bringt Noura Mint Seymali die Musik aus Mauretanien in die Welt. Allerdings ist ihre Version der maurischen Folklore auf dem zweiten Album „Arbina“ durchzogen von experimentellen, psychedelischen Elementen. Ein schiebender Bass, verzerrte Oud und ein alles mit sich reißender Gesang machen das Album der Musikerin, die bereits mit Damon Albarn tourte und nun von Tony Maimone (Pere Ubu) ebenfalls in New York produziert wurde, zum unvergleichlichen Artefakt (Glitterbeat).
Obwohl auch hier Folklore auf Experiment trifft (und interessanterweise das Cover wie bei Seymali ein Kreis und ein Dreieck in der Wüste ziert) klingt die Musik von Gaye Su Akyol ganz anders. Denn Akyol kommt aus Istanbul, und auf ihrem Album „Hologram Imparatorluğu“ stehen Geigen, nicht die Oud im Vordergrund. Aber auch hier ist der treibende Bass der Rockmusik – vor allem Surf Sounds hört man – entlehnt, während die Melodik vor allem beim Gesang eine traditionelle Linie verfolgt. Ungewöhnlich und spannend (Glitterbeat).
Die Band Xiu Xiu um den Multiinstrumentalisten Jamie Stewart widmet sich mit der neuen Platte „Plays the Music of Twin Peaks“ dem Soundtrack von David Lynchs Serie. Das Kölner Konzert im Frühling gab einen dramatischen, theatralischen, ja pathetischen Vorgeschmack auf das Album, das mit neutönerischen und noisigen Elementen und dem angespannten Gesang von Stewart eine fiebrig vibrierende Stimmung verbreitet, die der mystischen Fernsehserie alle Ehre erweist (Bella Union).
Zum 80 Geburtstag initiierte der in Köln lebende Komponist und Pianist Gregor Schwellenbach eine Aufführung von Steve Reichs Werk „Six Pianos“ aus den frühen 70er Jahren mit weiteren fünf Pianisten, die sich zwischen elektronischer Musik, Klassik und Jazz bewegen: Hauschka, Erol Sarp, John Kameel Farah und Daniel Brandt sowie Paul Frick von Brandt Brauer Frick. Das ist insofern spannend, als dass Reich mit seiner Minimal Music als wichtiger Einfluss für Techno und seine Folgen gilt. Aufgeführt wurde das Stück Anfang des Jahres in der Kölner Philharmonie. Für die Aufnahme der CD wurden hingegen die einzelnen Spuren der Pianisten zusammengefügt. Das Vibrieren dieses wunderbar nervös-entspannenden Stücks kommt an vielen Stellen sehr gut zur Geltung. Eine wunderbare Klangreise, garantiert jenseits von Kitsch. Als „Bonustrack“ gibt es mit „Keyboard Study #1“ ein frühes, etwas spröderes Stück des Minimalisten Terry Riley (Film).
Zum Punkjubiläum hat Herausgeber Jonas Engelmann mit „Damaged Goods“ anhand von individuell ausgewählten Platten aus 40 Jahren Punk 150 sehr subjektive Blicke auf Platten der Punk-Geschichte versammelt. Von Klassikern und Vorläufern zu späteren Blüten ist hier einiges versammelt, was jeder listen würde, aber ebenso viel berücksichtigt, was eher randständig oder nur sehr subjektiv Punk ist. Hier ist Punk nicht vorrangig Sound, sondern vor allem Haltung, Geschichte und Gegenwart, Musik und Politik und natürlich Teil der eigenen Sozialisation. Ein Reader so vielseitig wie die Gesichter des Punk (Ventil Verlag).
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