Neben rund zwanzig Filmauftritten und sicher über 30 Alben in unterschiedlichsten Kontexten gibt es von Bonnie „Prince“ Billy aka Will Oldham nun auch ein Parfum. Das ist im Gegensatz zu seinem neuen Album „Singer's Grave – A Sea of Tongues“ aber recht kostspielig. Ein Premiumprodukt ist die Platte indes auch: Sein melancholischer Alternative Country, eingespielt mit einem Dutzend Musikern, ist zugleich beseelt und geerdet (Domino). Im Frühling traten These New Puritans zusammen mit einem 35-köpfigen Ensemble aus Blechinstrumenten, Streichern, Schlagzeug und Chor auf. Die Aufnahme dieses Londoner Konzerts der Artrocker erscheint als „Expanded (Live at the Barbican)“ und ist die epische Bühnenversion ihres auch nicht gerade minimalistischen Albums „Field of Reeds“. Musikalisch sind sie damit gut in den Kreisen von Radiohead, Carla Bley oder auch Robert Wyatt aufgehoben (Pias). À propos Robert Wyatt: Die erste CD der Compilation „Different Every Time“ rekapituliert das einzigartige Werk des Musikers mit der prägnanten Stimme anhand nicht immer der bekanntesten Stücke der letzten 45 Jahre, die zweite versammelt ungewöhnliche Zusammenarbeiten, die zum Teil bislang unveröffentlicht waren (Domino). Was für ein Zusammentreffen: Die Drone-Meister Sunn O))) haben sich mit dem Avantgarde-Crooner Scott Walker verbündet: „Soused“ umfasst fünf Stücke um die zehn Minuten, die mit allen Mitteln Furcht einflößen. Neben Walkers Mark erschütterndem Organ organisieren Gitarrendrones, metallische Sounds, Fiepsgeäusche und Schlagwerk den musikalischen Untergang. Großes Theater (4AD). Artrock bzw. Jazz-Rock im Geiste ist auch Flying Lotus: Auf dem Konzeptalbum „You're Dead“ wird Jazz-Rock, IDM à la Squarepusher oder Aphex Twin und Leftfield-Hip-Hop zu einem hyperaktivem Mix geschichtet (Warp).
Nach vielen anderen werden nun auch die beiden ’81er Alben „Grün“ und „Gelb“ des Elektronikmusikers Conrad Schnitzler wiederveröffentlicht: Auf „Grün“ findet sich u.a. ein sowohl für 33 als auch für 45rpm konzipiertes Stück, das mal mehr, mal weniger nach entspanntem Space-Dub klingt, denn auf der CD gibt es das Stück in beiden Geschwindigkeiten. „Gelb“ enthält 12 ungewöhnlich kurze Stücke und drei Bonustracks, die zwischen Krautrock und Proto-Industrial wandeln, aber auch melodische Elemente enthalten (Bureau B). Die Compilationreihe Pop Ambient des Kölner Labels Kompakt huldigt seit über zehn Jahren der flächigen Elektronik. Zwischen eiskaltem Hauch und besinnlichem Lüftchen wird hier die kalte Jahreszeit musikalisch unterlegt. Dieses Mal sind u.a. Gregor Schwellenbach, Ulf Lohmann und Dirk Leyers dabei.
Nach dem Spex-Buch „33 1/3 Jahre Pop“ veröffentlicht der Metrolit Verlag nun auch den Jubiläumsband der Konkurrenz: „Rolling Stone – Das Beste aus den ersten 20 Jahren“ versammelt Artikel des 1994 lancierten deutschen Ablegers des 1967 in San Francisco gegründeten Mutterschiffs. Wie sich das Heft mit Autoren wie Detlef Diederichsen, Jürgen Teipel, Jens Balzer, Eric Pfeil oder Benjamin von Stuckrad-Barre bald von den Altvorderen emanzipieren konnte, zeigt der Sammelband anhand von 25 Artikeln, die auch jenseits von Musik Themen aufgreifen. So waren dem Rolling Stone neben Musikmainstream wie R.E.M., Oasis und Bruce Springsteen oder Independent-Themen wie Blumfeld, Joanna Newsom und Art Brut auch Günther Netzer, Thomas Bernhard, Karl Lagerfeld, Neo Rauch oder die Ex-Porno-Ikone Sasha Grey eine Auseinandersetzung wert. Dazu gibt es alle Cover und Plattenlisten der Mitarbeiter (Metrolit).
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