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Tame Impala machen zuckersüßen Psychedelic-Pop
Foto: FKP Scorpio

Von Psychedelic Pop bis Post Rock-Folk

28. Januar 2016

Elektronische Free Jazzer, pseudo-schwule Rocker und eine ganze Menge Hippies – Unterhaltungsmusik 02/16

Das Trio des Schweizer Klarinettisten Claudio Puntin, des Schweizer Schlagzeugers Samuel Rohrer und des Berliner Elektronikers Max Loderbauer hat bereits zwei Alben unter dem Namen Ambiq veröffentlicht. Puntin und Rohrer sind langjährig erprobte Jazzmusiker mit Hang zum freien Spiel. Loderbauer hat in letzter Zeit zusammen mit Ricardo Villalobos an den Remixen für das Jazzlabel ECM gearbeitet und ist Teil des Moritz von Oswald Trios. Puntins und Rohrers Spiel bereichert er mit den warmen Klängen seiner analogen Synthesizer (1.2., 20 Uhr, Altes Pfandhaus). Der Psychedelic-Pop der australischen Band Tame Impala hat nun anscheinend wirklich die Massen erreicht. In Köln füllen sie bereits das Palladium. Verwunderlich ist das nicht bei ihrer zuckersüßen Mischung aus Popmelodien, verhalltem Shoegazing und Elektronik. Auf ihrem aktuellen Album „Currents“ nehmen sie den Rockanteil noch mehr raus und klingen geschmeidiger denn je (9.2., 20 Uhr, Palladium).

So richtig bekannt geworden sind die 17 Hippies erst im Jahr 2001 durch Andreas Dresens Film „Halbe Treppe“. Gegründet hat sich die aktuell zwölf Mitglieder zählende Band 1995. Im Zentrum ihrer Musik stehen mitreißende osteuropäische Klänge. Aber nicht nur der Balkan steht auf ihrem Programm. Mitunter werden sie auch von anderen Folkloren aus zum Beispiel Frankreich oder den USA inspiriert. Das reicht ihnen als Betätigungsfeld aber nicht: Als „Sexy Ambient Hippies“ sind sie bereits eine Liaison mit elektronischer Musik eingegangen, es gab das Projekt „17 Hippies play Guitar“ und eine sehr schöne CD mit den „17 Hippies für Kinder“. Live hat die spielfreudige Truppe auch die ein oder andere Coverversionen im Gepäck (12.2., 19.30 Uhr, Gloria). Ihr Sänger trug zwar lange Zeit Corpsepaint, Black Metal ist aber nicht ihre Sache: Die Norweger Turbonegro verzieren seit Jahren ihren Hardcore-Punk-Rock-Verschnitt live mit wunderbar schwulem Outfit mit Matrosenhut und Lederkäppi, denn nur so kann man ihrer Meinung nach die Fans noch schockieren. Oder mit anderen kleinen Unkorrektheiten: Die Hits heißen „I Got Erection“, der Fanclub heißt Turbojugend und in ihrem Heimatland nennen sie sich Turboneger. Passend zu den Jeans mit Schlag gewinnt seit Jahren auch der 70er-Heavy-Rock-Einschlag immer mehr Oberhand. Live bleiben da sicher keine Wünsche offen (19.2., 20.30 Uhr, Live Music Hall).

Das amerikanische Trio Other Lives klingt mit seinen postrockigen Arrangements mit ausladenden Klangteppichen ein wenig wie die folky Variante der späteren Mogwai. Dass sie 2012 als Support für Radiohead spielten, passt aber ebenso gut ins Bild. Denn ihre Musik ist vielteilig und von einer großen Klangbreite, umspannt auch klassisches Instrumentarium wie Geige und Klavier. Folk und Indie Rock sind inzwischen nur noch eine von vielen Referenzen. Auf dem jüngsten Album „Rituals“ taucht außerdem vermehrt elektronisches Instrumentarium auf (20.2., 20.30 Uhr, Gebäude 9). Zum Schluss trumpfen noch mal die Australier auf: 2010 gründeten sich in Melbourne das Oktett King Gizzard and the Lizzard Wizard. Zwischen 2012 und 2016 haben sie sagenhafte acht Alben veröffentlicht. Ihr anfänglich straighter 60‘s-Garagenrock ist einem komplexeren Genremix mit zwei Drummern und drei Gitarristen gewichen, dabei ist der Sound etwas offener und leichter geworden. Aber keine Sorge: Live wird nach wie vor die Fuzzbox ausgepackt (26.2., 20.30 Uhr, Gebäude 9).

Christian Meyer

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