Moderat kann man das Festival kaum nennen, auch wenn einer der Headliner in diesem Jahr so heißt. Es ist schon als üppig zu bezeichnen, was die Cologne on pop GmbH mit finanzieller Unterstützung aus Bundesmitteln zum 14. c/o pop auffährt. An vier Tagen stellen sich reihenweise Bands auf die Bühnen und Electro Acts an die Pulte. Der Clou liegt wie immer in der Verknüpfung von Livemusik und Kongress: Beim Branchentreff soll vor allem der „New Talents Day“ jungen Bands und Promotern Perspektiven aufzeigen. Wer stattdessen lieber tanzt, kommt beim massiven Clubprogramm im Anschluss an die Auftritte auf seine Kosten.
Neu ist, dass in diesem Jahr keine Tickets zu einzelnen Shows zu kaufen sind. Man wähle ein Drei-Tage-Festivalticket für 75 Euro oder ein Tagesticket für 25 oder 35 Euro – und stelle sich besser zeitig an. Der Einlass geht nach Kapazität – voll ist voll, und dann bleibst du eben draußen. Ob das nach Erfahrungen wie den äußerst früh ausverkauften AnnenMayKantereit-Gigs 2015 nun der bessere Weg ist, wird sich zeigen. Immerhin sind die Kölner Lokalmatadore dieses Jahr als weiterer Headliner am 17. August dabei.
Zurück zu Moderat: Drei Studioalben und eine Liveplatte, internationaler Erfolg, urbanes Berlin at its best. Seit 2009 veröffentlichen das Technoduo Modeselektor und der solo unter dem Namen Apparat firmierende Musiker Sascha Ring als Band unter dem Namen Moderat. In ihrem Pendeln zwischen Song, Track und träumerischem cinescope liefern sie perfekten Konsenssound für den aufgeklärten Großstädter am 16. August im Tanzbrunnen Köln.
Gesang plus Beats, das kann auch Omar Souleyman, der direkt vorweg das Festival eröffnet. Die frappierende Mischung aus Synthiemelodien und arabischem sowie kurdischem Gesang des Syrers wird von Monkeytown Records vertreten, dem Label von Modeselektor. Mastermind hinter dem Souleyman-Sound ist jedoch Keyboarder Rizan Said. Er verpasst der traditionellen Tanzmusik Dabke einen krassen elektronischen Schub. Souleyman, der Sänger mit der medienwirksamen roten Kufiya auf dem Kopf, bezieht sich gern auf seine Anfänge als Hochzeitsunterhalter, hat inzwischen aber auch in Glastonbury und Roskilde auf der Bühne gestanden.
Und sonst so? Wer am Donnerstag bei AnnenMayKantereit nicht reinkommt, sollte sich Tash Sultana merken. Die in Europa noch unbekannte Newcomerin hat es mit YouTube-Heimvideos in Australien zum Star gebracht. In ihrer Musik teilt die 22-Jährige eine außerordentliche Freiheit mit, dank Loopmaschine, gepfefferter Gitarre, unbedingtem Talent und reichlich heftigen Lebenserfahrungen. James Vincent McMorrow verschönt mit hochherzigem, fragilem Seelenpop und irischem Singer-Songwriter-Appeal am Freitag die Welt. Und Samstag legt Perfume Genius mit zärtlicher Inbrunst schillernde Texturen aus purem Pathos ins Funkhaus Wallrafplatz.
c/o pop Festival | 16.-20.8. | diverse Orte | c-o-pop.de
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