Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
25 26 27 28 29 30 1
2 3 4 5 6 7 8

12.581 Beiträge zu
3.810 Filmen im Forum

Simon Rummel und Tina Tonagel an einem ihrer Klangobjekte
Foto: Rebecca Gerchel

Symbiose von Klang und Visualität

23. September 2014

Klanginstallationen der besonderen Art im Atelierhaus Quartier am Hafen

Schon beim Eintreten in den Raum ist man sofort eingenommen von den schwebenden Klangkunstwerken, die an Seilen von der Decke hängen. Während man die feinen Töne vernimmt, die sich teils im Duett vereinigend, teils um die Aufmerksamkeit des Besuchers buhlend in die Gehörgänge schleichen, wandelt man um die hölzernen Objekte und versucht zu ergründen, wie der wundersame Klang entsteht, der den Raum samt Besuchern einhüllt. Fast wie eine skulpturale Klangfigur muten die Töne an. „Im ständigen Wandel changieren sie kaleidoskopisch“, fügt Simon Rummel hinzu, während er selbst ganz fasziniert auf seine Klangmaschiene blickt.

In den Werken des Komponisten Simon Rummel und der Medienkünstlerin Tina Tonagel kommen zwei verschiedene Herangehensweisen an Klang, Visualität und Raum zum Tragen. So ergänzen sich Rummels Feingefühl für akustische Phänomene und Tonagels Bezug zu Materialität und ortsspezifischen Arbeiten zusammen. Durch diese Kombination wird etwas ganz Neues geboren: ein Hybrid aus Akustik und Visualität. Verarbeitet sind sowohl traditionelle Materialien wie Holz oder Glaskolben, als auch moderne Elektrotechnik. Bei der Konstruktion wurden Materialien zweckentfremdet – Ihrem ursprünglichen Kontext entrissen, werden so Klavierseiten in einen neuen Zusammenhang gebracht. Auch E-bows, ursprünglich Effektgeräte für elektrische Gitarren, bekommen eine neue Bestimmung.

Die fünf selbsterdachten und selbstkonstruierten Instrumente modellieren klanglich den Raum, sodass ein sich ständig verändernder Klangraum entsteht. Dabei spielen sich die Instrumente selber, ohne ein festgesetztes Ende oder einen Anfang. Die eingearbeiteten Motoren im Resonanzkörper verkürzen oder verlängern die Saiten, um die Tonhöhe zu verstellen. Das Besondere daran: Klang ist unmittelbar erfahrbar. Der Betrachter sieht am sich langsam aber kontinuierlich bewegenden Arm des Motors, der die Verbindung zu den Saiten bildet, wie sich ein Ton entwickelt, sich verändert. Dabei beweisen die Kunstwerke einen gewissen Eigenwillen: Das, was der Besucher an Klangzusammenspiel vernimmt, ist keine Komposition – einmal in Gang gesetzt, spielen die fünf „hölzernen Schiffe“, wie sie von den beiden Künstlern genannt werden, nach ihren eigenen Regeln, willkürlich und unvorhersehbar. Spielen alle Musikschiffe gleichzeitig, ergeben sich dabei interessante Klangüberlagerungen.

Dem Kunstwerk eigen ist auch die Besonderheit, dass es ein kinetisches Statement setzt. Es wird nicht, wie so oft in der Kunst, ein Interpretationsvorgang angestoßen, der die Aufgabe an den Betrachter richtet, das Kunstwerk zunächst zu ‚enträtseln‘. Rätseln muss man in dieser Ausstellung nicht: Die Töne werden, wie einem Silbertablett präsentiert, und sind durch die Visualisierung der Akustik schon fast selbsterklärend

Die Ausstellung zeigt moderne, zeitgenössische Klangkunstobjekte, die keinen Komponisten mehr benötigen, sie spielen sich selbst. Hier sollte man sich etwas Zeit nehmen und einfach mal dem Wahrnehmungsprozess aussetzten, um sich selbst einen Reim darauf zu machen …

Neben den regulären Öffnungszeiten ist die Ausstellung noch am 30.9 mit expliziter Vermittlung und Rahmenprogramm geöffnet. Bei ‚Andere Musiken‘ gibt es ein moderiertes Künstlergespräch mit Simon Rummel und Tina Tonagel.

„Erholung an Bord“ | bis 10.10. | Atelierhaus Quartier am Hafen, Ausstellungsraum Q18
| 0152 561 90 502 |

Rebecca Gerchel

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Vaiana 2

Lesen Sie dazu auch:

Vorwärts Richtung Endzeit
Marcel Odenbach in der Galerie Gisela Capitain – Kunst 11/24

Außerordentlich weicher Herbst
Drei Ausstellungen in Kölner Galerien schauen zurück – Galerie 11/24

Lebenswünsche
„Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ in Köln – Kunst 09/24

Die Absurdität der Ewigkeit
Jann Höfer und Martin Lamberty in der Galerie Freiraum – Kunstwandel 08/24

Unser Körper in Schichten
„Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ in Köln

Tage des Schlafwandelns
„Übergänge des Willens“ im KunstRaum St. Theodor – Kunstwandel 07/24

Das Gewicht der Gedanken
„scheinbar schwerelos“ im Zündorfer Wehrturm – Kunst 06/24

Suche nach Menschlichkeit
Burkhard Mönnich in der Galerie Martinetz – Kunst 05/24

Steigen, Verweilen, Niedersinken
Nadine Schemmann mit zwei Ausstellungen in Köln – Kunstwandel 05/24

Das Verbot, sich zu regen
„Es ist untersagt ...“ von Frank Überall im Gulliver – Kunstwandel 04/24

Makroproteste in der Mikrowelt
Agii Gosse in der Galerie Landmann-31 – Kunstwandel 03/24

Expansion in die Löwengasse
Kunstraum Grevy eröffnet Pop-Up-Store „Grevy Satellite“ – Kunst 02/24

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!