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Jim Carrey und Kate Winslet im Reich der Erinnerung: Michel Gondrys „Vergiss mein nicht“
Foto: Constantin

Spiralen der Erinnerung

25. Juli 2013

Die Filmbar beschäftigt sich vom 2. bis 17.8. mit Vergangenem und Verdrängtem – Festival 08/13

„Und Du gleitest durch Spiralen der Erinnerung / Durch Verzweiflung und auch durch Freude“ sang Hildegard Knef 1970. Die Erinnerung ist Teil unseres Seins und kann die Gegenwart fest im Griff haben. Aber auch das Vergessen kann fatale Folgen haben. Beides sind im Film gerne verwendete Topoi, die die Reihe „Out of the Past“ aufgreift. In diesem Jahr widmet sich das Open Air Kino der Filmbar auf der Dachterrasse des Museum Ludwig der Rückkehr des Vergangenen und Verdrängten.

Der Titel der Filmreihe ist Jacques Tourneurs Film Noir „Goldenes Gift“ – im Original „Out of the Past“ – von 1947 mit Robert Mitchum und Kirk Douglas entliehen. Mitchum spielt Jeff, den eines Tages die Vergangenheit einholt in Person der unheilbringenden Kathie. Ein Klassiker des Film Noir (2.8.). Ein später Film Noir ist Jean-Pierre Melvilles „Der zweite Atem“ mit Lino Ventura. Melville erzählt von einem Schwerverbrecher, dem nach vielen Jahren die Flucht aus dem Gefängnis gelingt. Doch nicht die üblichen Probleme bringen ihn zu Fall, sondern die Tatsache, dass er als Mann der Vergangenheit mit seinem Ehrgefühl wie aus der Zeit gefallen scheint. „Der zweite Atem“ läutete Melvilles kühlere, philosophischere Filme wie „Der eiskalte Engel“ ein und ist laut Programminfo „einer der besten Gangsterfilme aller Zeiten“ (10.8.). Alfred Hitchcocks erster Hollywood-Film „Rebecca“ von 1940 erzählt die Geschichte einer Frau, die als neue Ehefrau eines verwitweten Schlossbesitzers auf das Anwesen kommt und zunehmend im Schatten der titelgebenden toten ersten Frau steht. Hitchcock hat den Film als Märchenfilm bezeichnet, und tatsächlich scheinen Ausstattung und Inszenierung nicht von dieser Welt zu sein. „Rebecca“ ist der einzige Film Hitchcocks, der einen Oscar gewann (3.8.).

Eine gescheiterte Liebe und die Sehnsucht, diese zu vergessen, führen einen Mann zu einer Firma, die seine Erinnerung daran löscht. Zuvor hatte sich die Frau derselben Behandlung unterzogen. Dann treffen sich die beiden zufällig wieder, natürlich ohne sich zu erkennen, und verlieben sich abermals. „Vergiss mein nicht“ ist eine irrwitzig verschachtelte Achterbahnfahrt durch die sich auflösende Erinnerung. Michel Gondry setzt Charlie Kaufmans Oscar-prämiertes Drehbuch starbesetzt (Jim Carrey, Kate Winslet, Kirsten Dunst, Elijah Wood, Mark Ruffalo) und fantasievoll um (17.8.). Max Ophüls' „Brief einer Unbekannten“ von 1948 adaptiert die tragische Novelle von Stefan Zweig über eine unerfüllte Liebe. Der Angebetete kann sich weder an den für ihn schwärmenden Teenager noch später an eine gemeinsame Liebesnacht, aus der ein Kind erwächst, erinnern (9.8.). Verwandt ist das Thema von John Hustons letzter Regiearbeit „Die Toten“ von 1987, einer Adaption von James Joyces gleichnamiger Erzählung. Und wie in „Rebecca“ liegt hier der Schatten der Toten über den Lebenden. Ein fröhliches Fest endet mit der Erinnerung an einen Verstorbenen, der letztendlich das ganze Leben einer der Hauptfiguren und somit auch deren Ehemanns begleitet hat (16.8.). Um auf Hildegard Knef zurückzukommen: In „Die Toten“ überdeckt die Freude der Partygäste die Verzweiflung – bis sie sie eben nicht mehr zu überdecken vermag. Grenzenlose Freude bereitet hingegen der Gedanke, dass die Reihe auch einen schönen Subtext hat: Hier geht es nicht nur allgemein um Erinnerung, hier wird auch Filmgeschichte erinnert.

Filmbar 2013: „Out of the Past“ I 2.-17.8. (Fr & Sa) Einlass 20.30 Uhr I Dach des Museum Ludwig, Köln

CHRISTIAN MEYER

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