Die Aktivistin, Therapeutin und Moderatorin Joanna Peprah arbeitet seit drei Jahren für das Afrika Film Festival Köln. In diesem Jahr hat sie erneut das Programm der Diaspora Shorts kuratiert.
Joanna, inwieweit spiegeln die diesjährigen Filme der Diaspora Shorts in den zwei Blöcken „Wanawake“ und „One Heart Two Homes“ aktuelle, aber auch zeitlose Themen der Entwurzelung?
Das Thema der Entwurzelung oder Umwurzelung zieht sich wie ein leiser, beständiger Grundton durch die Diaspora Shorts. Wenn wir zuhause sind, sehnen wir uns nach der Ferne, und in der Ferne vermissen wir unser Zuhause. Diese innere Zerrissenheit spiegelt sich in der Kunst der Diaspora Shorts wider. Das Gefühl der Entwurzelung wird von Generation zu Generation weitergegeben. Die nächste Generation wächst mit romantisierten Geschichten und Träumen einer Heimat auf – einer Heimat, die längst nicht mehr so existiert wie in den Erzählungen der Eltern, da die Zeit auch dort Veränderungen mit sich gebracht hat. Gleichzeitig verkörpern die Diaspora Shorts eine Art Umwurzelung, die das weiße Bild Europas hinterfragt. Afrodiasporische Menschen leben seit dem 18. Jahrhundert in Deutschland und haben tiefe Wurzeln geschlagen. In den Diaspora Shorts wird das Thema Identität regelmäßig aufgegriffen und als Normalität dargestellt – was ich als persönliche Bereicherung empfinde. Die Filmkunst der Diaspora Shorts ist der politischen Realität weit voraus, denn sie versteht Vielfalt längst als gelebte Normalität.
Gibt es bei den Themen und bei der Art der Erzählung einen besonderen Trend?
Die Filme der Diaspora Shorts waren immer schon kleine Meisterwerke über die Zwänge in der Fremde, die Einsamkeit und die familiären Bande, die die Protagonistinnen und Protagonisten weiter beschäftigen. Besondere Trends sehe ich nicht, jedoch fällt auf, dass Kurzfilme im Vergleich zu vor zehn Jahren an Beliebtheit gewonnen haben. Beim Afrika Film Festival werden zunehmend Kurzfilme eingereicht. Allgemein hat es die Entwicklung der neuen Medien und die Globalisierung leichter gemacht, Filme zu produzieren und zu vermarkten. Einen eigenen Film zu drehen, ist heute viel einfacher und greifbarer als noch in den 1980er oder 1990er Jahren. Dies führt dazu, dass sich die Filmlandschaft verändert und weiter verändern muss.
Die Diaspora Shorts sind am 20.9. und 27.9. jeweils um 22 Uhr im Filmforum im Museum Ludwig zu sehen. Joanna Peprah begrüßt am ersten Abend die Regisseurin Massiamy Diaby, die ihren Kurzfilm „Poeler Luft“ präsentieren wird.
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