Will man nach dem Film mit anderen Zuschauern über die Filmmusik sprechen, erntet man häufig nur Achselzucken. Oft wird die Filmmusik nur unbewusst wahrgenommen. Dass die Musik im Film eine enorme Wirkung beim Publikum entfaltet, auch wenn deutlich weniger darüber gesprochen und reflektiert wird als über die Story, die Dialoge und natürlich die Bilder – daran kann indes kein Zweifel bestehen. Insofern ist es toll, dass sich eine Reihe wie „Philmusik“ seit Jahren, ähnlich wie das Festival „Filmplus“ für den Filmschnitt, einem weiteren unterrepräsentierten Gewerke des Films widmet – der Filmmusik. Denn wie bei der Montage ist die – mitunter auch ihr Fehlen – von essentieller Bedeutung für den Film und seine Wirkung beim Publikum. Das zeigen nicht zuletzt ausgewählte Beispiele einer, gemeinsam von KölnMusik und der Kino Gesellschaft Köln konzipierten, Reihe, die einmal im Monat im Filmforum einen Film mit außergewöhnlicher Filmmusik präsentiert.
Bereits im Oktober startet die Reihe mit der Vorführung von Dennis Gansels Kinderfilm „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ (20. Oktober, 15 Uhr) mit der Musik von Ralf Wengenmayr und Michael Bully Herbigs DDR-Flüchtlingsdrama „Ballon“ (20. Oktober, 18 Uhr), ebenfalls mit Wengenmayrs Kompositionen unterlegt. Im Dezember geht die Reihe weiter mit Wes Andersons fabelhaftem Pfadfinder-Abenteuer „Moonrise Kingdom“ und der Musik von Alexandre Desplat (15. Dezember, 15 Uhr), im Januar gefolgt von Chris Renauds und Yarrow Cheneys Animationsfilm „Pets“, ebenfalls von Alexandre Desplat (12. Januar 2020, 15 Uhr). Und auch im Februar widmet man sich noch mal der Filmmusik des vielgefragten Komponisten Desplat: Gezeigt wird das romantische Fantasy-Spektakel „The Shape of Water“ von Guillermo del Torro (16. Februar, 15 Uhr).
Im März schließlich steht einer der unangefochtenen Könige der Filmmusik auf dem Programm: Am 15. März wird Sergio Leones Italo-Western „Spiel mir das Lied vom Tod“ mit der Musik von Morricone gezeigt. Nicht nur der Film, auch der Soundtrack ist schon lange ein Klassiker, der Einsatz der Mundharmonika geradezu ikonisch! Und auch am 26. April dreht sich alles um Morricone, allerdings zeitgenössisch: Denn auch „The Hateful Eight“ von Quentin Tarantino hätte seine volle Wirkung sicher nicht ohne die Musik des italienischen Komponisten entfalten können. Tarantino weiß wie seine Kollegen um die Macht der Musik und gilt nicht nur als Liebhaber des Italo-Westerns, sondern auch als langjähriger Morricone-Fan. Seine Begeisterung gipfelte 2012 in der ersten Zusammenarbeit bei „Django Unchained“, die sich 2015 bei „The Hateful Eight“ wiederholte. Umso erstaunlicher, dass Ende letzten Jahres Zitate aus einem Playboy-Interview kursierten, in denen Morricone über Tarantino herfällt. Ein paar Tage später war klar: Die Zitate hatte der Autor frei erfunden. Die Symbiose von Bild und Ton kann doch nur funktionieren, wenn die Beteiligten den richtigen Tonfall miteinander finden…
Philmusik – Filmmusik und ihre Komponisten | So 20.10. 15 & 18 Uhr | Filmforum NRW | 0221 22 12 44 98
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Augen auf! Ohren auf!
Die Filmreihe Philmusik widmet sich dem Sound – Kino 09/18
Armand
Start: 16.1.2025
Kneecap
Start: 23.1.2025
Der Brutalist
Start: 30.1.2025
Poison – Eine Liebesgeschichte
Start: 30.1.2025
Maria
Start: 6.2.2025
Mutiny in Heaven – Nick Caves frühe Jahre
Start: 6.2.2025
Like A Complete Unknown
Start: 27.2.2025
Das kostbarste aller Güter
Start: 6.3.2025
Flow
Start: 6.3.2025
Köln 75
Start: 13.3.2025
Das Licht
Start: 20.3.2025
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24