Im September tourt in Köln die Filmreihe Cinema Italia. Im Ankündigungstext freuen sich die Veranstalter, dass nach Jahren der Flaute nun wieder so viele italienische Filme in den deutschen Kinos zu sehen sind wie lange nicht mehr. Ähnliches lässt sich leider nicht über den afrikanischen Film berichten. Aus den 55 Staaten, die 1,3 Milliarden Menschen beherbergen, finden nur ganz vereinzelt Filme auf die hiesigen Leinwände. Und das, obwohl alleine in Nigeria, nach Indien und noch vor den USA die zweitgrößte Filmnation, rund 1000 Filme pro Jahr gedreht werden. Umso wichtiger ist es, dass das Afrika Film Festival Köln nach so vielen Jahren intensiver Arbeit immer noch ein Ort ist, der sich diesem Mangel für zehn Tage entgegenstellt: 80 Filme aus 28 afrikanischen Ländern präsentiert das Festival ab dem 13. September. Die Vielfalt eines ganzen Kontinents in einem Festival adäquat abzudecken, ist wahrscheinlich gar nicht möglich. Aber anders als in der üblichen medialen Verkürzung – Afrika als „Problemzone“ – geht es darum, ein möglichst umfassendes und facettenreiches Bild des Kontinents zu präsentieren. Die Veranstalter bereisen seit Jahren die bedeutendsten Festivals und bringen eine repräsentative Auswahl mit nach Köln.
Der Fokus der diesjährigen Ausgabe liegt auf der innerafrikanischen Migration. Das allgegenwärtige Flüchtlingsthema ist auch hier sehr präsent, aber zugunsten anderer Akzente wird die eurozentristische Perspektive aufgegeben. In „Revenir“ macht sich Imesh, der seit ein paar Jahren als anerkannter Flüchtling in Frankreich lebt, ausgerüstet mit Kamera und wenig mehr als den Kleidern am Leib knapp zehn Jahre nach seiner politisch bedingten Flucht aus der Elfenbeinküste auf, um seinem damaligen Fluchtweg durch den Kontinent zu rekonstruieren. Der lichtdurchflutete Film „Apatride“ von Narjiss Nejjar war bereits auf der diesjährigen Berlinale zu sehen: Henias Familie wurde im Zuge des Westsahara-Konflikts im Jahr 1975 von Algerien nach Marokko zwangsausgewiesen. Es ist eine wenig erzählte Geschichte, in der rund 350.000 Algerier vertrieben wurden. Ihre Mutter hat Henia nie wieder gesehen, ihr Vater ist vor Gram gestorben. Nun versucht sie endlich, ihre Mutter – sprich: ihre Heimat wiederzufinden, und ist dabei bloß Spielball der Bürokratie und vor allem der Männer in der Gesellschaft. „Maki‘la“ wurde von Machérie Ekwa Bahango in den Straßen der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa gedreht. Sie ist wie Narjiss Nejjar eine der wenigen Regisseurinnen des Kontinents und erzählt von zwei jungen Frauen, die sich gegen eine männerdominierte Gesellschaft wenden.
„Hakkunde“ wiederum setzt der ewigen Landflucht die Geschichte des jungen Akademikers Akande entgegen, der auf der Suche nach Arbeit Lagos verlässt und in einem Dorf im Norden nachhaltige Landwirtschaft propagiert. Die Tragikomödie weicht mit seiner fröhlich-realistischen Tonart vom Mainstream des „Nollywood“ aus Nigeria ab. Auch mit den Kurzfilmen, die das Thema Afrofuturismus fokussieren, dringen Utopie und Optimismus in das Festival, das auch Gespräche mit internationalen Gästen bietet. Zwei Preise werden verliehen: choices stiftet den Publikumspreis für den besten Spielfilm, der WDR stiftet den Publikumspreis für den besten Dokumentarfilm.
Afrika Film Festival Köln | 13. - 23.9. | Filmforum u.a. | www.afrikafilmfestivalkoeln.de
Das Programm:
Do. 13.9.:
18:30 Eröffnung mit Schirmherr Amil Shivji und Gästen aus Kenia, Elfenbeinküste, Tansania, Marokko, Nigeria u.a. (Filmforum)
20:30: Revenir (OmU, Filmforum, mit David Fedele u. Kumut Imesh)
Fr. 14.9.:
16:00: Kaddu Beykat (OmeU, Filmforum)
18:00: Lendemains uncertains (OmU, Filmforum, mit Eddy Munyaneza u. Bob Rugurika)
20:00: Frontières (OmU, Filmforum, mit Sidi Adezetou)
22:00: African Shorts I (OmU/OmeU, Filmforum)
Sa. 15.9.:
13:00: Shaihu Umar (OmeU, Filmforum)
15:30: Vivre riche (OmeU, Filmforum)
17:30: Silas (OmeU, Filmforum, mit Hawa Essuman)
19:30: T-Junction (OmeU, Filmforum, mit Avi Shivji)
22:00: Volubilis (OmeU, Filmforum mit Faouzi Bensaidi)
So. 16.9.:
12:00: Dis-leurs que j'existe (OmeU, Filmforum, mit Claude Mangin)
14:00: African Shorts II (OmU/OmeU, Filmforum)
16:00: Mouth Canon / Servicais das memorias à itentidade (OmeU, Filmforum)
18:00: Warehoused (OmU, Filmforum, mit Asher Emmanuel)
20:00: Hakkunde (OmU, Filmforum, mit Asurf Oluseyi)
Mo. 17.9.:
19:00: Doppel-Lesung Dr. Marion Kraft, Sami Omar (Stadtbibliothek)
21:15: Our Madness (OmeU, Filmclub 813)
Di. 18.9.:
17:00: Afrian Shorts III (OmU/OmeU, Filmforum)
19:00: Bamako (OmU, Filmforum, mit Dr. Yilmaz Diewior, Emeka Ogboh)
21:30: Sink (OmeU, Filmforum)
Mi. 19.9.:
17:30: Kinshasa Makambo (OmU, Filmforum, mit Wendy Bashi, Fred Bauma)
19:00: L'amour des hommes (OmeU, Filmforum, mit Mehdi Ben Attia)
21:00: Razzia (OmeU, Filmforum)
Do. 20.9.:
16:00: Djambar, Sembene l'insoumis (OmeU, Filmforum)
17:30: Generation Revolution (OmeU, Filmforum, mit Cassie Quarless, Usayd Younis)
19:30: Apatride (OmU, Filmforum, mit Ghalia Benzaouia)
21:30: Djon Africa (OmeU, Filmforum)
Fr. 21.9.:
16:00: O dia em que explodiu mabata-bata (OmeU, Filmforum)
18:00: Liyana (OmeU, Filmforum)
20:00: Poisonous roses (OmeU, Filmforum, mit Ahmed Fawzi Saleh)
22:00: African Shorts IV (OmU/OmeU, Filmforum, mit Peggy Piesche)
Sa. 22.9.:
14:00: African Shorts V (OmU/OmeU, Filmforum)
16:00: Espoir Voyage (OmeU, Filmforum)
18:00: Voetsek! Us, Brothers? (OmU, Filmforum, mit Andy Spitz)
20:00: Maki'la (OmeU, Filmforum, mit Machérie Ekwa Bahango, Wendy Bashi)
22:00: African Shorts VI (OmU/OmeU, Filmforum)
So. 23.9.:
12:00: An Opera of the World (OmU, Filmforum)
14:00: Yenkyi Taxi / Bangalogia - The Science of Style (OmeU, Filmforum)
16:30: Sounds of the World: Mauritius (OmeU, Filmforum)
18:00: Au fantôme du père (OmU, Filmforum, mit Marie Laurentine Bayala)
20:00: Vergabe der Publikumspreise (mit Jutta Krug u. Rüdiger Schmidt-Sodingen) /
Five Fingers for Marseilles (OmeU, Filmforum)
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