Food, water, clothing, shelter: Die vier Dinge, die der Mensch zum Leben braucht, konnten wir in der 3. Klasse alle runterleiern. Als privilegierte Kids aus der Mittelschicht hatten wir alle ausreichend Nahrung, Wasser, Kleidung. Und Shelter, also ein Dach über’m Kopf, hatten wir auch. Und doch sahen wir in unserer direkten Umgebung Menschen, die diese Dinge nicht hatten. Nach Einbruch der Dunkelheit, im Schein der Kerosinlampen, richteten die in Lumpen gekleideten Shelter-losen ihre Nachtlager vor geschlossenen Läden, unter Brücken und am Straßenrand ein. Als Kind fragt man: Warum betteln sie? Warum schlafen sie auf der Straße? Man wird mit Erwachsenen-Antworten abgespeist und denkt erstmal, die Welt im globalen Süden ist nun mal so. Verhungert ist damals keiner und in den Tropen muss kein Obdachloser erfrieren. Im globalen Norden, so wurde und wird suggeriert, ist alles viel besser. Hier wird für alle gesorgt. Das solidarische soziale System gewährleistet die vier Basics für alle Bürger:innen.
Erfroren in der eigenen Wohnung
Aber dem ist nicht so. Für immer mehr Menschen wird es schwieriger, sich die vier Basics leisten zu können. Das gilt vor allem für das Dach überm Kopf samt Beheizung des Wohnraums. In Großbritannien wird Statistik geführt über Energiearmut und Todesfälle bei alten, in Armut lebenden Menschen. An die 30.000 übermäßige Todesfälle im Winter gibt es unter ihnen jährlich, laut der NGO Age UK. In den USA ist Armut Todesursache Nummer 4, wie eine Studie im Journal of the American Medical Association belegt. In Deutschland werden solche Daten bisher nicht erfasst, man kann aber davon ausgehen, dass es hier nicht viel anders aussieht.
Eine Faustregel sagte, dass maximal 30 Prozent des monatlichen Einkommens für das Wohnen budgetiert werden sollten. Heute gehen besonders in Großstädten knapp 50 Prozent eines Monatsgehalts für die Miete drauf, Tendenzsteigend. Oft braucht es zwei Gehälter, damit genug für die Miete zur Verfügung steht. Eine aktuelle Studie des Pestel Instituts kommt zum Ergebnis, dass derzeit über 700.000 bezahlbare Wohnungen fehlen.Dabei sehen wir in Städten wie Düsseldorf, Köln oder Dortmund einen Bauboom von immer mehr „Höfen“, „Carrés“ und „Gärten“. Nur können sich Normalverdienende diese Luxuswohnungen nicht leisten. Wer rund 2.300 Euro brutto verdient, sollte maximal 700 Euro für Miete ausgeben, bekommt dafür in den meisten Städten aber höchstens ein 1-Zimmer-Appartement. Für 3- oder 4-Zimmer Wohnungen werdenMieten im 4-stelligen Bereich verlangt. Nicht selten liegt man mit Warmmiete, Strom, Internet und Parkplatz bei Kosten um die 2.000 Euro. Bedenkt man, dass über 60 Prozent der Angestellten in Deutschland 40.000 Euro und weniger verdienen, kommt man zum Schluss, dass sich nur noch Reiche das Wohnen leisten können.
Wohnen nur für Reiche
Das Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 bezahlbare Wohnungen zu bauen wurde 2022 und wird auch dieses Jahr verfehlt. So findet aktuell in unseren Städten ein Bauboom mit Verdrängungsprozess statt, während gleichzeitig viele Wohnungen leer stehen. Wohnen ist ein Indikator der sozialen Lage und ein Gradmesser der Ungleichheit. Wer in manchen Stadtteilen wohnt oder hinziehen muss, ist nicht selten stigmatisiert. Es macht einen Unterschied, ob man in Dortmund als Anschrift Dorstfeld oder Lücklemberg, oder in Bochum Wattenscheid-Mitte oder Stiepel angibt. Das Wohnen in bestimmten Stadtlagen wird mit Scheitern gleichgesetzt. Dabei haben wir alle das Recht auf angemessenen Wohnraum, wie es in Artikel 11 des UN-Sozialpakts verbrieft ist.
GELD ODER LEBEN - Aktiv im Thema
finanzwende.de | Der in Berlin ansässige Verein Bürgerbewegung Finanzwende will als „unabhängiges und überparteiliches Gegengewicht zur Finanzlobby“ dafür sorgen, „dass die Finanzmärkte wieder den Menschen dienen“.
facing-finance.org | Der in Berlin ansässige Verein Facing Finance will „deutsche und europäische Finanzdienstleister […] sensibilisieren, bei Investitionsentscheidungen völkerrechtliche Verträge, soziale Normen und Umweltstandards umfassender zu berücksichtigen“.
attac.de | Auftritt des deutschen Ablegers der 1998 in Frankreich gegründeten NGO Attac, die Armut, Ungleichheit und Ausbeutung als Folgen einer konzern- und finanzmarktfreundlichen Globalisierung kritisiert.
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