Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
23 24 25 26 27 28 29
30 31 1 2 3 4 5

12.582 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

Sarah Buß und Anja Kleck, Opferschutzbeauftragte der Kölner Polizei
Foto: Mareike Thuilot

Hilfe nach dem Schock

26. Juli 2024

Teil 1: Lokale Initiativen – Opferschutz bei der Kölner Polizei

Schlafstörungen, Panikattacken und Appetitlosigkeit: Ein gewaltsamer Angriff kann das Leben des Opfers schlagartig ändern. In solchen Momenten ist es wichtig zu wissen, dass es Hilfe gibt. 

Anja Kleck und Sarah Buß sind Opferschutzbeauftragte der Kölner Polizei und immer dann zur Stelle, wenn besonders schlimme Verbrechen geschehen. Wenn Opfer stark verletzt sind oder Traumatisches erlebt haben, „bieten wir Hilfe an, um das Erlebte bestmöglich zu verarbeiten und wieder ins normale Leben zurück zu finden“, sagt Sarah Buß. Einige Opfer benötigten rechtlichen Beistand, andere psychologische Unterstützung, jeder Fall sei individuell. Buß arbeitet im zweiten Jahr als Opferschutzbeauftragte. Sie unterstützt ihre Kollegin Anja Kleck, die seit fast zehn Jahren als Opferschutzbeauftragte im Kriminalkommissariat Kriminalprävention/Opferschutz im Polizeipräsidium Köln-Kalk arbeitet. Beide haben zuvor bereits Gewalt- und Sexualdelikte bearbeitet.

Zum richtigen Zeitpunkt 

„Unser Tag beginnt mit einem Blick auf die Ereignisse der letzten Nacht im Stadtgebiet Köln und Leverkusen. Wir schauen dann nach herausragenden Fällen – beispielsweise versuchte Tötungen, überfallartige Vergewaltigungen, gewaltsame Raubdelikte“, erklärt Anja Kleck ihren Arbeitsalltag.

Oft sei direkt nach der Vernehmung noch nicht der richtige Zeitpunkt, die meist unter Schock stehenden Opfer mit Informationen und Fragen zu belasten. „Wir fragen bei den zuständigen Kolleginnen und Kollegen der Sachbearbeitung nach, wann die Geschädigten bereit sind, mit uns in Kontakt zu treten. Oder die Anfragen kommen von den ermittelnden Kollegen“. Tätig werden können sie jedoch erst dann, wenn eine Anzeige erstattet wurde. Wichtig sei, Betroffenen das Gefühl zu vermittlen, dass sie nicht alleine sind, so Kleck: „Wir sind für Sie da. Morgen melden wir uns und überlegen dann gemeinsam, was Sie benötigen.“ Vielen würde es helfen zu wissen, dass körperliche Reaktionen auf das Erlebte ganz normal seien.

Opfer, Zeugen und Angehörige 

Die meisten reagierten dankbar auf das Angebot, das wohlgemerkt ein polizeiliches sei, kein psychologisches, betont Buß. Mit Beratungs- und Hilfestellen stehen sie in engem Kontakt und können zeitnah Termine vermitteln, etwa bei Traumaambulanzen oder dem Weissen Ring.

Die Nummer der Opferhilfe ist online leicht aufzufinden, so meldeten sich telefonisch auch Menschen mit weniger dramatischen Erlebnissen. „Diese Menschen beraten wir natürlich auch“, so Kleck. Außerdem unterstützen Anja Kleck und Sarah Buß Angehörige und Zeugen schwerer Gewalttaten, die oft ebenfalls Belastendes erlebt haben.

Für viele Jahre

In vielen Fällen ist Hilfe langfristig gefragt. Erleidet jemand durch einen Schlag ins Gesicht eine Knochenfraktur am Kiefer, können noch Jahre später zahnmedizinische Behandlungen notwendig sein. Leistungen nach dem Sozialen Entschädigungsrecht deckten alle möglichen medizinischen Folgekosten ab. Eine rechtzeitige Antragstellung sei daher wichtig, erklärt Kleck. 

Da Kleck und Buß zu zweit nicht alle Opfer von Gewalt im Raum Köln und Leverkusen betreuen können, klären sie in Fortbildungsveranstaltungen regelmäßig ihre Kollegen über Opferschutz auf. 

Ein paar Tipps hat Kleck auch parat: Die Polizei Köln bietet Selbstbehauptungskurse für Frauen an. Pfefferspray wird für Ungeübte nicht empfohlen, zu groß ist das Risiko, selbst etwas abzubekommen. Besser sei ein Schrillalarm für die Tasche.

Mareike Thuilot

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Machtspiele
Intro – Gewaltrausch

Zu Staatsfeinden erklärt
Teil 1: Leitartikel – Der Streit über Jugendgewalt ist rassistisch aufgeladen

„Es liegt nicht am Gesetz, Kriminalität zu verhindern“
Teil 1: Interview – Kriminologe Dirk Baier über Gewaltkriminalität und Statistik

Der andere Grusel
Teil 2: Leitartikel – Von der rätselhaften Faszination an True Crime

„Prüfen, ob das dem Menschen guttut“
Teil 2: Interview – Publizist Tanjev Schultz über ethische Aspekte der Berichterstattung über Kriminalfälle

Orientierung im Hilfesystem
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Opferschutzorganisation Weisser Ring in Bochum

Maßgeschneiderte Hilfe
Teil 3: Leitartikel – Gegen häusliche Gewalt braucht es mehr als politische Programme

„Eltern haben das Gefühl, sie müssten Buddhas werden“
Teil 3: Interview – Familienberaterin Nina Trepp über das Vermeiden von psychischer Gewalt in der Erziehung

Häusliche Gewalt ist nicht privat
Teil 3: Lokale Initiativen – Frauen helfen Frauen e.V. und das Wuppertaler Frauenhaus

Fessel für die Freiheit
Elektronische Fußfessel für häusliche Gewalttäter – Europa-Vorbild: Spanien

Blutige Spiele und echte Wunden
Gewalt in den Medien: Ventil und Angstkatalysator – Glosse

Lokale Initiativen

HINWEIS