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Im letzten Jahr fand One Billion Rising fand auf dem Bahnhofsvorplatz statt
Foto: Veranstalter

Gegen Gewalt an Frauen

31. Januar 2017

„One Billion Rising“ will am 14.2. ein Zeichen gegen die Ausbeutung von Frauen setzen – Spezial 02/17

Jede dritte Frau auf der Welt war bereits Opfer von Gewalt, wurde geschlagen, zu Sex gezwungen, vergewaltigt oder schwer misshandelt, so eine UN-Statistik. Das heißt, eine Milliarde Frauen, auf Englisch one billion. Diese Zahl hat die New Yorker Künstlerin und Aktivistin Eve Ensler 2013 zum Anlass genommen, den weltweiten Aktionstag „One Billion Rising“ auszurufen: „Eine Milliarde erhebt sich“. In einer aufwühlenden Rede wandte sich Ensler damals an die Öffentlichkeit: „Solange wir nicht verhindern, dass arme Frauen in Gebäude gezwungen werden, die kurz vor dem Zusammenbrechen sind, oder auf Müllplätze oder in dunkle Gassen, um ein mageres Auskommen zu haben, solange wir die Frauen nicht würdigen, die im Krieg ermordet, geschlagen und vergewaltigt wurden, solange keine Entschuldigungen und Wiedergutmachungen erfolgen, werden sich eine Milliarde Menschen für Gerechtigkeit erheben.“ Seither gehen jedes Jahr Tausende weltweit auf die Straße, um gemeinsam zu tanzen und ein Ende der Gewalt zu fordern. Sinnigerweise am 14. Februar, dem Valentinstag, dem Tag der Liebenden.


Irmgard Kopetzky, Foto: privat

Auch in Köln findet der Aktionstag zum fünften Mal statt, dieses Jahr am Alter Markt um 16 Uhr. Eine der Organisatorinnen ist Irmgard Kopetzky vom Verein Frauen gegen Gewalt. Sie sagt: „Wir haben bisher große und positive Resonanz erfahren. Es kommen Frauen und Männer, Junge und Alte, generationenübergreifend. Es wird weltweit der gleiche Tanz getanzt, das verbindet und gibt Kraft.“ Die Teilnehmer tanzen zu dem Lied „Break the Chain“, also „Spreng die Kette“. Weltweit wird zur selben Zeit dieselbe Choreografie getanzt. Dazu die Aktivistin Eve Ensler: „Das Besondere am Tanzen ist, dass es gleichzeitig feierlich ist und gefährlich, freudig und irritierend. Das macht es zur perfekten weiblichen Protestform. Ich würde sogar behaupten, dass Tanzen eines der mächtigsten Dinge überhaupt ist, die wir tun können.“ Teilnehmer können sich vorab bei kostenlosen Tanztrainings auf die Choreografie vorbereiten, die laut Kopetzky „ein bisschen anspruchsvoller ist“.

Vergangenes Jahr fand „One Billion Rising“ symbolträchtig auf dem Bahnhofsvorplatz statt, um an die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht zu erinnern. Hat sich die Zahl sexueller Gewalttaten gegen Frauen verändert? Dazu Irmgard Kopetzky, die für den Frauennotruf Köln arbeitet: „Die Zahlen sind gleichbleibend. Sie steigen nur punktuell an, wenn das Thema stärker in der Öffentlichkeit präsent ist. Grundsätzlich ist heute die Bereitschaft der Frauen höher, in die Beratung zu kommen und sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum auch anzuzeigen. Auch die Polizei ist seit der Silvesternacht sensibilisierter bei dem Thema. Früher hieß es: ‚Ist eh nix passiert.‘ Heute wird es juristisch ernster genommen.“


Letztes Jahr auf dem Bahnhofsvorplatz, Foto: Veranstalter

Allerdings ist in der Frauenberatung der Anteil jener Ratsuchenden, die keine Anzeige erstatten wollen, nach wie vor hoch. „Die meisten Gewalttaten passieren im sozialen Nahbereich, da ist es schwieriger, die Täter anzuzeigen“, so Kopetzky. Nicht umsonst heißt es bei Eve Ensler: „Solange keine Entschuldigungen ausgesprochen werden seitens der Regierungen, Führungskräfte, Ehemänner, Freunde, Brüder, Väter, Priester, Mullahs, Pastoren, Onkel, Vorgesetzten, Firmenchefs …“. Der Monolog „Rising“ wird dieses Jahr von der Schauspielerin Julia Spieß vorgetragen. Die Veranstaltung moderiert Tanja Peters.

Weitere Reden kommen von Elahe Sadr, agisra Köln e.V., Beratungsstelle für Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen, sowie von Karolin Balzar von der Kölner Initiative gegen sexualisierte Gewalt. Diese will verstärkt auf das Thema aufmerksam machen und einen Diskussions- und Veränderungsprozess vorantreiben. Denn: „Gewalterfahrungen machen viele Frauen und Mädchen an allen Tagen des Jahres: Durch sexualisierte Anmache, Herabwürdigung oder andere Übergriffe. Auch der alltägliche Sexismus, der über Werbung, Internet und „coole Sprüche“ verbreitet wird, zeugt nicht von Achtung, Respekt und kritischem Bewusstsein.“ Einen Wunsch hat Irmgard Kopetzky angesichts zahlreicher Anfragen aus Köln und dem Umland noch: „Hoffentlich spielt das Wetter mit. Dann kommen sicher ein paar Hundert.“

Tanztrainings:
Hinterhofsalon, Aachener Str. 68 | Mi 8.2. 17 Uhr
Tanzschule Susan Nabila u. Holla e.V., Industriestr. 131c | Fr 10.2. 17 Uhr
Bürgerhaus MüTZe, Berliner Str. 77, Köln-Mülheim | Fr 10.2. 18 Uhr

One Billion Rising Köln | Di 14.2. 16 Uhr | Alter Markt | www.onebillionrising-koeln.de

Katja Sindemann

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