Es gibt 1 Beitrag von 4lip
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29.08.2002
Mönti schrieb: "und ich weiss nicht, ob das des regisseurs´ absicht war oder nicht: manchmal verschwimmt die grenze zwischen grossem erzählkino und tv-soap-niveau allzu sehr. weiter fand ich einiges machotum sehr versteckt, aber doch gegeben. die männer: haben hier das sagen, nicht nur den komatösen gegenüber. und keiner merkt´s, weil die beiden so sympathisch daher kommen - heikel finde ich das."
und ich kann mich nicht zurückhalten, zu erwidern:
die dir nicht klare absicht des regissieurs ist in beiden fällen etwas ganz wunderbares, weil seltenes, und ein merkmal wirklicher künstlerischer qualität: ironische brechung. der film ironisiert das melodramatische durchgehend: erinner dich an das tränenmotiv: weinen vor rührung angesichts des kunstwerks. benigno erzählt von dem bewegenden tanztheater (dem er intellektuell offenbar ebenso wenig gewachsen ist - vergleiche das balkongespräch im krankenhaus - wie marco den stierkampf versteht) nicht, dass es ihn bewegte, sondern dass sein nachbar geweint hat. das thema rührung wird in zahlreichen variationen beispielhaft durchdekliniert, somit zu einem künstlerischen diskurs erhoben und das ist eben n i c h t tv-soap-niveau. ähnlich verhält es sich mit dem scheinbaren machotum: der film ironisiert durchgehend den männlichen voyeuristischen blick (und thematisiert ihn, siehe massageszene) und kulminiert schließlich in haarsträubenden männerfantasien wie dem beschlafen der schönen komapatientin und der stummfilszene. marco steht sein langer schwanz ins gesicht geschrieben, er ist interviewender journalist, kann aber lydia nicht zu wort kommen lassen und erzählt mehr von sich, als dass er versuchen würde, sie zu verstehen. benigno kommt offenbar nur mit stummen und wehrlosen frauen klar. wenn das keine offensichtliche ironie ist, weiß ichs auch nicht. zudem bietet almodóvar den gewohnt differenzierten blick auf geschlechterrollen und sexuelle identitäten: die androgyne lydia, die zwar stiere tötet, aber nicht mit einer schlange fertig wird, marco, der das zwar heldenhaft meistert, aber im theater und bei caetano veloso flennt wie ein mädchen (bzw. wie lydia bei der hochzeit), der vermeintlich schwule benigno, die durchaus erotisch gefärbte freundschaft, die sich zwischen den beiden männern entwickelt. das alles finde ich zwar verwirrend (und es ist alles noch viel komplizierter), aber nicht heikel. was für ein schlauer film! letztlich kriegen wir doch die ganze zeit vorgeführt, was für kommunikationsgestörte idioten männer doch sind. ist das sympathisch daherkommendes verstecktes machotum?
Pssst!
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