Vater und Sohn
Deutschland/ Niederlande/ Frankreich 2003, Laufzeit: 84 Min.
Regie: Alexander Sokurow
Vater und Sohn leben zusammen in einer Dachwohnung "irgendwo im Norden?. Der Sohn studiert Medizin beim Militär, der Vater schlägt sich als Lebenskünstler durch. Ihre einzigartige, emotionale Bindung wird in traumartigen Bildern aufgezeichnet. Ein surreales Beziehungstableau.Alexander Sokurow hat vor zwei Jahren mit "Russian Ark? ein filmisches Experiment gewagt, das seinesgleichen sucht. Mit einer einzigen Einstellung, völlig ohne Schnitte, hat er in diesem abendfüllenden Spielfilm die russische Geschichte nacherzählt. Ein stilistisches Wagnis, eine filmische Herausforderung. Mit "Vater und Sohn? kehrt er nur scheinbar zu klareren, gewohnteren filmischen Konzepten zurück. Sein neuer Film hat keine nacherzählbare Handlung, sondern verlässt sich vielmehr auf seine Bilder und die Assoziationen, die diese beim Publikum auslösen. Schon während der Vorspannsequenz leitet der Regisseur die Gedanken seiner Zuschauer in die Irre. Wir hören ein Stöhnen, das in den ersten Bildern durch viel nackte Haut auch visuell untermauert wird. Die Liebe zwischen Vater und Sohn scheint sich auch auf einer sexuellen Ebene abzuspielen. Doch im Laufe der weiteren, traumhaften Sequenzen wird deutlich, dass diese Körperlichkeit nur den Grad der Vertrautheit und Nähe zwischen den beiden Protagonisten unterstreichen soll, jedoch keinesfalls einen sexuellen Kontext impliziert. Sokurows gesamter Film gleicht einem verstörenden, und doch einlullenden Traum. Die Bilder sind in milchigen Sepiatönen gehalten, häufig werden Weichzeichner und befremdende Verzerrungen eingesetzt. An zwei Stellen gibt es sogar in der filmischen Narration einen expliziten Bezug zur Vermischung von Traum und Realität. Einmal sehen wir einen Traum des Sohnes, später dann einen des Vaters. In beiden Fällen wird aus der vermeintlichen Wirklichkeit heraus eine Frage gestellt, die der Protagonist im Traum beantwortet. Sokurow beweist hier erneut, dass er sich nicht mit den üblichen filmischen Erzählgewohnheiten zufrieden geben will. Mit "Vater und Sohn? hat er einen Film geschaffen, der den Zuschauer aufgrund seiner untergeordneten Narrativik sowie seiner wunderschönen, emotionsgeladenen Bilder gleichermaßen zu verstören wie zu faszinieren weiß.
(Frank Brenner)
Im Abschiebegefängnis
„An Hour From the Middle of Nowhere“ im Filmhaus – Foyer 06/25
Fortsetzung folgt nicht
Serielles Erzählen in Arthouse und Mainstream – Vorspann 06/25
Wohnen im Film
Die Reihe Filmgeschichten mit „Träumen von Räumen“ im Filmforum NRW – Filmreihe 05/25
Filmischer Feminismus
Das IFFF 2025 in Köln – Festival 04/25
Der Filmfrühling ist angebrochen
Die erste Jahreshälfte startet mit bedeutenden Filmfestivals – Vorspann 04/25
Über die Todesangst
„Sterben ohne Gott“ im Filmhaus – Foyer 03/25
Alles für die Musik
Publikumspremiere von „Köln 75“ im Cinenova – Foyer 03/25
Schlechte Zeiten?
Merz im März und ernste Kost im Kino – Vorspann 03/25
Mit Trauer umgehen
„Poison – Eine Liebesgeschichte“ im Odeon – Foyer 02/25
Gute Zeiten
Wie lang darf ein Film sein? – Vorspann 02/25
Bittersüße Dystopie
„Ein schöner Ort“ in der Aula der KHM – Foyer 01/25
Zeit-Fragen
Symposium der dokumentarfilminitiative im Filmhaus – Foyer 01/25
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Black Tea
Start: 19.6.2025
Zikaden
Start: 19.6.2025
Der Salzpfad
Start: 17.7.2025
Eddington
Start: 17.7.2025
The Life of Chuck
Start: 24.7.2025
Das Kanu des Manitu
Start: 14.8.2025
Willkommen um zu bleiben
Start: 14.8.2025
Der Kuss des Grashüpfers
Start: 21.8.2025
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
In die Sonne schauen
Start: 28.8.2025
Wenn der Herbst naht
Start: 28.8.2025
22 Bahnen
4.9.2025